Der Weg der Helden
stürzte an ihre Seite. Dabei bemerkte er in den Augenwinkeln eine Bewegung. Er fuhr herum und sah, wenn auch nur einen Augenblick, die transparente Gestalt einer jungen Frau. Sie war weißhaarig und geisterhaft, hatte Augen von einem eisigen Grün. Dann war sie verschwunden. Ro zog die Laken zurück, schob seine Arme unter Sofaritas steifen Körper und hob sie mit einem angestrengten Stöhnen aus dem gefrorenen Bett. Er taumelte in den Flur und trug sie in sein eigenes Zimmer. Ihre Haut war eiskalt, ihre Lippen blau. Es war nicht genug Zeit, ein Feuer zu entzünden. Ro legte sie auf das Bett und riss ihr die steif gefrorenen Kleider herunter. Dann bedeckte er sie mit einer Decke, zog sich Umhang und Nachthemd aus und glitt neben sie. Er zog sie an sich, damit seine Körperwärme ihre Temperatur wieder ansteigen ließ. Sanft rieb er die kalte Haut ihrer Arme.
Eine Weile war er davon überzeugt, dass es ihm nicht gelingen würde, sie zu retten, und sie in seinen Armen sterben würde. Doch dann endlich entrang sich ein leises Stöhnen ihren Lippen. Ro zog sie an sich und spürte, wie die Wärme in ihren Körper zurücksickerte.
Sofaritas Lider zuckten. » Sie… hat versucht… mich zu töten«, flüsterte sie.
» Du bist jetzt in Sicherheit«, versicherte Ro ihr. » Du bist bei mir in Sicherheit.«
Sie lächelte ihm schwach zu und schmiegte sich dichter an ihn. Dann schlief sie ein.
Ro zog ihr die Decke bis über ihre Schultern. Sie war jetzt wärmer, und er spürte, wie Hitze von ihrer Haut ausstrahlte. Dann wurde ihm bewusst, wie sich ihr Schenkel an seinen presste. Er legte sich auf den Rücken und schloss die Augen. Traurigkeit überkam ihn, denn jetzt war er genau da, wo er sich hingeträumt hatte, neben der nackten Sofarita, und wurde von ihren Armen umschlungen. Und doch spürte er, dass es nie wieder einen Moment wie diesen geben würde, nie wieder eine so körperliche Nähe zwischen ihnen sein würde, eine solche Intimität, eine so reine Freude am Zusammensein. Ro wollte, dass dieser Moment fortdauerte, lag regungslos da und versuchte, jede süße, bemerkenswerte und so flüchtige Sekunde festzuhalten.
Talaban lag still im Dunkeln, die Hände auf den Rücken gebunden, und sein Schädel pochte von den Hieben, die man ihm versetzt hatte. Er schmeckte das Blut aus einer Wunde in seinem Mund. Er hatte keine Ahnung, warum er noch am Leben war.
Sie waren zu dem Treffpunkt geritten, wo die Schlange auf sie warten sollte, als sie einer Jagdpatrouille der Almecs begegnet waren. Pendar hatte, berauscht vom Erfolg der letzten Tage, seine Männer zu einem wilden Angriff auf den Feind angeführt. Talaban war hinter ihnen her galoppiert und hatte sie angeschrien zurückzukommen.
Wie erwartet hatte sich eine größere Streitmacht im Unterholz versteckt, und eine Salve aus den Feuerstöcken war unter die Vagaren gefahren. Zehn Männer wurden aus ihren Sätteln geschleudert, und der Angriff kam ins Stocken. » Zurück zum Fluss!«, brüllte Talaban. Die Überlebenden hatten keinen zweiten Befehl gebraucht. Sie rissen die Pferde herum und waren zum Luan galoppiert. Talaban hatte ebenfalls sein Pferd gezügelt. In diesem Moment rannten zwei Almecs aus ihrer Deckung hervor. Der eine feuerte, und die Kugel traf Talabans Pferd am Kopf, das daraufhin strauchelte. Talaban wurde über seinen Hals hinweg und auf den Boden geschleudert und versuchte sofort wieder aufzustehen. Doch da traf ihn etwas an der Schläfe, und als er die Augen wieder öffnete, war er an Händen und Füßen gefesselt und lag auf der Pritsche eines Planwagens.
Dann hatten sie ihn in ein verlassenes Dorf gebracht und ihn dort in einen leeren Kornspeicher geworfen.
Es gab keine Fenster, und der Avatar wusste nicht, ob es Tag oder Nacht war. Gelegentlich wurde er ohnmächtig. Jedes Mal, wenn er wieder wach wurde, spürte er Kälte und Übelkeit.
Die Tür ging auf. Zwei Männer traten in den Speicher, packten Talaban unter den Armen und zerrten ihn hinaus ins Freie. Dort warteten bereits zwei andere Männer auf ihn. Einer trug einen Brustpanzer aus glänzendem Gold und einen goldenen Helm, der mit goldenen Federn verziert war. Sein Gesicht schimmerte im Mondlicht wie Glas. Der andere war ein Buckliger, der eine goldene Stange in der Hand hielt, an deren Ende sich ein goldener Kreis befand. Talaban wurde vor sie gezerrt, dann trat ihm ein Almec in die Kniekehlen, so dass er zu Boden fiel. Jemand packte sein Haar und zerrte ihn auf die Knie.
» Du warst
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