Der Weg der Helden
davon. Talaban folgte ihm. Als der Avatar den Rand des Dorfs erreicht hatte, war Mondstein bereits weit vor ihm und verschwand in einer flachen, trockenen Schlucht. Talaban war völlig erschöpft und konnte nicht mehr weiterlaufen.
Er warf einen Blick hinter sich und sah, dass die Almecs immer näher kamen. Dann hörte er das Donnern von Hufen. Mondstein kam aus der Schlucht geritten und führte ein zweites Pferd am Zügel. Als er an ihm vorbeiritt, hob Talaban die Arme, packte den Sattelknauf und sprang in den Sattel. Hinter ihnen ertönten Schüsse von Feuerstöcken, aber die Geschosse gingen alle weit am Ziel vorbei.
Die beiden Männer galoppierten die Hügel hinauf nach Westen und ritten, so schnell sie konnten, zum fernen Luan. Nach einer Weile konnte Talaban die Silhouette der Schlange erkennen.
Eine halbe Stunde später saß er in seiner alten Kajüte, während Mondstein die Wunde über seiner Hüfte nähte. Methras saß ihm gegenüber. » Ich habe nicht erwartet, Euch wiederzusehen«, sagte er zu Talaban.
» Ich hoffe, du bist nicht allzu enttäuscht.«
Methras grinste. » Mondstein hat angedroht, mir die Gurgel durchzuschneiden, wenn ich ihm nicht die Chance gäbe, Euch aufzuspüren.«
Talaban zuckte zusammen, weil seine Verletzung schmerzte. » Sie haben mir meinen Kristall weggenommen«, erklärte er.
» Nehmt meinen«, erwiderte Methras und öffnete den Beutel an seinem Gürtel. Talaban sah dem Mann in seine blauen Augen. Vor einer Woche noch hätte es jeden Vagaren das Leben gekostet, solch einen Gegenstand auch nur zu besitzen.
» Kannst du ihn benutzen?«, erkundigte sich Talaban.
» Mehr schlecht als recht. Aber ich werde es lernen.«
Talaban nahm den Edelstein entgegen und hielt ihn über die Wunde an seiner Hüfte. Sofort begannen das Fleisch und die Haut sich zu schließen. » Ich werde dich die Rituale lehren«, versprach er.
» Ich kenne sie. Aber mein Vagarenblut hält mich zurück.« Methras lächelte.
» Wie lange warst du auf diesem Dach?«, erkundigte sich Talaban bei dem Stammesmann.
» Lange. Zu viele Soldaten nah.«
» Wie bist du dorthin gekommen, ohne gesehen zu werden?«
» Sehr geschickt. Wette, du warst froh, mich zu sehen.«
» Ich bin froh, dass ich dir dieses Kriegsbeil gegeben habe.« Dann konzentrierte er sich wieder auf Methras. » Wir müssen so schnell wie möglich zurück nach Egaru. Die Almecs marschieren morgen los. Sie werden in weniger als fünf Tagen in der Stadt sein.«
» Das weiß der Questor General bereits. Es marschieren im Moment drei Armeen auf Egaru zu. Insgesamt fast achttausend Soldaten.«
» Große Zahl«, meinte Mondstein. » Wir verlieren vielleicht.«
Talaban grunzte, als er sich von der Koje erhob. » Ich muss ausruhen«, erklärte er. » Wo ist meine Kabine?«
» Das hier ist Eure Kajüte«, erwiderte Methras.
» Nein, nicht mehr.«
Methras lächelte. » Ich werde den Rest der Nacht ohnehin im Kontrollraum verbringen. Ruht Euch hier aus. Ich wecke Euch, wenn wir Egaru erreicht haben.«
Talaban war zu müde, um noch weiter zu widersprechen, und streckte sich auf der vertrauten Koje aus.
Als Mondstein ebenfalls hinausgehen wollte, ergriff Talaban seinen Arm und hielt ihn fest. » Du wirst bald nachhause gehen, mein Freund. Zu Suryet.«
Dann schloss er die Augen und fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
Kapitel 24
Für Rael hatte sich in diesem letzten Monat ein düsteres Ereignis an das nächste gereiht. Nichts schien mehr zu funktionieren seit dem Tag, an dem Questor Ro mit vier voll aufgeladenen Energietruhen zurückgekehrt war. Es war, als hätte sich die Quelle im Augenblick der größten Hoffnung gegen sie gewendet.
Und jetzt marschierten drei disziplinierte und schwer bewaffnete Armeen auf die Zwillingsstädte zu, die Vagaren warteten darauf, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, und die Macht der Hexenfrau wuchs täglich. Rael war müde. Er nahm einen weißen Kristall aus dem Beutel und hielt ihn an seine Stirn. Kühle, belebende Energie durchströmte ihn. Er seufzte, und seine Gedanken kehrten zu Sofarita zurück. Wann immer Rael sie sah, musste er seine Kristalle zurücklassen. Allein ihre Nähe entzog ihnen ihre Energie. Folglich lud er die Frau nicht mehr in die Konzilskammer ein, sondern besuchte sie stattdessen in Ros Haus.
Jetzt saß Rael an seinem Schreibtisch und starrte auf den Berg von Papieren, der sich darauf stapelte.
Er nahm das erste Blatt herunter und las es. Es behandelte die Lage der
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