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Der Weg der Helden

Der Weg der Helden

Titel: Der Weg der Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David A. Gemmell
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erwiderte nichts darauf, sondern ließ sich wegbringen und wurde erneut in den Kornspeicher geführt, wo die Wachen ihn auf den Boden schleuderten. Die Tür fiel zu, und Dunkelheit umhüllte ihn. Mühsam rollte er sich auf die Knie und machte sich an den Fesseln an seinen Handgelenken zu schaffen, zog und drehte daran. Die Lederbänder gaben jedoch nicht nach. Schließlich richtete er sich auf und ging vorsichtig umher, bis er eine Wand erreichte. Er drehte sich mit dem Rücken dorthin und glitt daran entlang, tastete nach einer rauen Ecke oder einem Vorsprung, an dem er die Fesseln hätte durchscheuern können. Er fand nichts.
    Wie lange hatte er noch, bevor der Folterknecht eintraf und ihn misshandelte?
    Denk nicht an so etwas, befahl er sich streng.
    Er ging an der Wand entlang, bis er die Tür erreichte. Das Holz war in den Stein eingelassen, und erneut fand er keine Kanten, an denen er das Leder hätte durchscheuern können. Zum Schluss begann er den Boden abzusuchen, fegte mit dem Fuß darüber und suchte ein Stück Stein, das vielleicht in der Nähe liegen mochte. Wieder hatte er kein Glück. Wie ein eisiger Finger durchzuckte ihn die Verzweiflung. Er suchte erneut, diesmal noch sorgfältiger. Schließlich strich sein Fuß über einen kleinen Gegenstand. Er setzte sich hin und tastete danach, seine Fingerspitzen glitten über den sandigen Boden. Zuerst fand er den Gegenstand nicht mehr, doch dann berührten seine Finger etwas Hartes. Es war flach und unregelmäßig geformt, höchstens zwei Zentimeter im Durchmesser. Er hob es sorgfältig auf und fuhr mit dem Daumen darüber. Es war eine Tonscherbe.
    Und der Rand war scharf.
    Sehr vorsichtig hob er sie zu dem Lederriemen hoch und begann, daran zu sägen. Nach ein paar Minuten gelang es ihm, seine Finger auf das Leder zu legen. Er fühlte so gut wie keine Abschürfungen. Das konnte Stunden dauern, so viel war klar.
    Und er hatte nicht stundenlang Zeit.
    Er ging wieder zur Tür und drückte die Scherbe in einen Spalt. Dann presste er den Rand in sein linkes Handgelenk über den Fesseln. Die Haut riss auf, und Blut quoll hervor, durchnässte das trockene Leder. Er ließ es ein paar Minuten fließen, bis er spürte, wie es über seine Finger auf den Boden tropfte. Dann spannte er die Muskeln an und zog mit aller Kraft.
    Die Fesseln hielten. Er holte dreimal rasch Luft und versuchte es erneut. Diesmal gelang ihm eine kleine Bewegung. Er suchte eine neue Position, verdrehte sein linkes Handgelenk und zog erneut, diesmal in einem etwas veränderten Winkel. Die Fesseln dehnten sich noch ein Stückchen.
    In diesem Moment näherten sich Schritte. Das Geräusch verlieh ihm frische Kräfte, und er zerrte erneut an den Fesseln. Die Haut an seinen Handgelenken wurde dabei noch weiter aufgerissen, und das Blut tränkte das Leder noch mehr. Als die Schritte gerade die Tür erreicht hatten, lösten sich die Fesseln. Talaban stolperte und sprang rasch zur Tür.
    Er hörte, wie der Balken hochgehoben wurde, dann schwang die Tür nach innen auf. Ein großer Mann kam herein. Er hatte einen Sack über der Schulter und eine kleine Säge in der Hand. Er erstarrte, als er sah, dass Talaban auf ihn wartete. Der Avatar griff an, seine rechte Hand zuckte mit ausgestreckten Fingern hoch. Die Fingerspitzen landeten in der Kehle des Mannes und zertrümmerten den Knorpel seiner Gurgel. Er sackte an die Wand des Speichers zurück und rang gurgelnd nach Luft, vergeblich. Talaban stürmte an ihm vorbei. Hinter der Tür standen drei Wachen.
    Er würde sie niemals alle besiegen können.
    In diesem Moment sprang eine dunkle Gestalt von dem niedrigen Dach des Speichers. Ein kleines helles Kriegsbeil durchtrennte die Kehle des ersten Wachpostens. Talaban griff den zweiten an, schmetterte ihn mit einem linken Haken zu Boden. Der dritte Wachposten zückte sein Schwert und stürzte sich auf den Avatar. Die Klinge traf Talaban auf der linken Seite, unterhalb seiner Rippen, und zerfetzte seine Haut. Talaban packte den Schwertarm und zerrte den Almec nach vorn, während er gleichzeitig den linken Ellbogen hochriss. Es krachte, und der Mann fiel auf die Knie. Als er sich aufrichtete, grub sich Mondsteins Kriegsbeil in seinen Schädel.
    » Schnell bewegen«, meinte Mondstein. » Pferde warten hinter Dorf.«
    Hinter ihnen ertönte ein Schrei. Talaban fuhr herum und sah, wie Cas-Coatl und ein Dutzend Männer über den Platz heranstürmten. » Jetzt wäre gute Zeit!«, erklärte Mondstein. Der Anajo rannte

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