Der Weg der Helden
Talaban sah ihn scharf an.
» Stimmt etwas nicht?«
» Ganz und gar nicht, Ser.«
» Mir ist aufgefallen, dass die Mannschaft und du irgendwie… distanzierter zu sein scheint. Liegt das an den neuen Pflichten, oder habt ihr Angst vor der Schlacht? Was ist es? Sprich frei heraus.«
» Das würde ich, Ser, aber ich bin mir keiner Veränderung bewusst. Wir sind Eure Vagaren. Wir leben, um Euren Befehlen zu gehorchen. Was könntet Ihr noch von uns verlangen?«
» Ein bisschen Ehrlichkeit würde nicht schaden«, antwortete Talaban. » Aber lassen wir dies erst einmal auf sich beruhen, und konzentrieren wir uns wieder auf diese Waffe. Als diese Schiffe in Dienst gestellt wurden, gab es Telepathen in der Mannschaft, aber Leute mit diesen Fähigkeit gibt es nicht mehr. Einer stand bei dem Kapitän, ein anderer wartete hier unten mit dem Schützen. So konnte der Kapitän den Befehl geben zu feuern. Wir haben keine Telepathen und brauchen aus diesem Grund ein anderes Signal. Ich werde diese Glühkugel über dir flackern lassen. Und das nächste Schiff, das du durch das Zielfenster siehst, ist das Ziel.«
» Ich verstehe, Ser.«
Talaban fuhr mit der Hand durch sein langes, dunkles Haar und setzte sich auf die Röhre. » Wir wissen nicht, wie viele Schiffe die Neuankömmlinge haben oder wie sie bewaffnet sind. Um diesen Energiestrahl abzufeuern, bin ich gezwungen, für ein paar Augenblicke unsere Verteidigungsenergie abzusenken. Aus diesem Grund ist der Moment unserer größten Stärke auch der Moment unserer größten Schwäche.«
» Wie ich schon sagte, Ser, Ihr könnt Euch auf mich verlassen.«
Talaban nickte und ging mit Methras dann noch zweimal die Kontrollen durch. Als er davon überzeugt war, dass sein Korporal die Funktion der Waffe voll und ganz verstanden hatte, befahl er ihm, sich zurückzuziehen, und schloss die Öffnungen wieder.
Dann verließen die beiden Männer den kleinen Raum und verschlossen die Tür.
Talaban kehrte in seine Kajüte zurück. Diese neue Kälte in Methras und der Mannschaft verblüffte ihn. Sie hatten ihm seit Jahren gedient, und er hatte den Eindruck gehabt, dass sich so etwas wie ein harmonisches Verhältnis zwischen ihnen entwickelt hätte. Offenbar hatte er sich geirrt. Sie gehorchten seinen Befehlen schnell und ohne zu zögern, aber das entspannte Lächeln war verschwunden. Und jedes Gespräch erstarb, sobald er näher kam.
Talaban öffnete die Türen zu seinem kleinen Deckbalkon und trat hinaus. Er atmete tief durch. Der Wind war frisch und kam aus Süden, und er schmeckte das Salz in der Luft. Möwen kreisten über seinem Kopf. Talaban konnte die Sturmwolken am Horizont sehen.
» Du willst essen?«
Talaban wirbelte herum. Mondstein schien wie aus dem Nichts aufgetaucht zu sein.
» Wie kannst du dich nur so lautlos bewegen?«, erkundigte er sich. » Mein Gehör ist ausgezeichnet, und doch überraschst du mich jedes Mal, wenn du dich näherst.«
Mondstein grinste. » Großes Geheimnis. Viel Arbeit. Außerdem warst du versunken in Denken.«
» Es heißt in Gedanken versunken. Und, ja, ich hätte gern etwas zu essen.«
» Ist aufgetischt«, erklärte Mondstein. Talaban ging in seine Kajüte. Auf dem Tisch stand ein Tablett mit einem Becher Fruchtsaft, einem kleinen Laib Brot, einem Teller mit getrocknetem Fleisch und einem weiteren Teller mit Käse. Daneben stand ein Kristallbecher. Talaban grinste ironisch. Der Anajo hatte die Kajüte mit einem voll beladenen Tablett betreten und hatte es vollkommen lautlos abgesetzt.
» Im Vergleich zu dir würde eine Katze so laut klingen wie ein Mammut«, erklärte Talaban.
Mondstein grinste erneut und trat hinaus auf den kleinen Balkon. Talaban aß. Das Brot schmeckte ein bisschen muffig, aber das getrocknete, geräucherte Fleisch war schmackhaft und sättigend. Als er fertig war, kehrte Mondstein zurück. » Sturm kommt«, erklärte er.
» Aber der Wind treibt ihn von uns weg.«
» Wind wird umschlagen«, erklärte der Stammesmann.
Die Schlange konnte jedem Sturm davonsegeln, aber das würde überflüssig Energie verschwenden. » Ich suche uns eine Bucht«, erklärte Talaban. Mondstein beugte sich über den Tisch, nahm ein Stück Fleisch und stopfte es sich in den Mund. Es war eine entspannte, vertraute Geste, und Talaban war froh darüber.
» Was ist mit der Mannschaft nicht in Ordnung?«, erkundigte er sich.
» Nicht in Ordnung? Sie sind krank?«
» Nein, nicht krank. Ist dir das nicht aufgefallen? Sie haben sich
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