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Der Weg der Helden

Der Weg der Helden

Titel: Der Weg der Helden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David A. Gemmell
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verändert. Sie sind jetzt wie Fremde zu mir.«
    » Sie haben sich nicht verändert. Du bist verändert.«
    » Ich? Ich bin derselbe wie immer.«
    » Nein«, widersprach Mondstein. » Haar blau an Schläfen. Große Veränderung.« Der Stammesmann nahm das Tablett vom Tisch und verließ die Kajüte.
    Talaban war zwar schockiert, wusste jedoch, dass Mondstein Recht hatte. Schon oft hatte er Rael als Kundschafter gedient und hatte sich weit auf Stammesgebiet vorgewagt. Blaues Haar war bei einer solchen Mission überaus hinderlich und hätte ihn in Gefahr gebracht. Seine Mannschaft jedoch hatte es als eine Art Haltung betrachtet, ein Anzeichen dafür, dass er sich nicht so sehr von ihnen unterschied. Sie hatten auf ihn geblickt und einen Mann gesehen. Jetzt sahen sie einen Avatar, einen der herrschenden Götter.
    Selbstverständlich hatte das eine Kluft zwischen ihnen erzeugt, und Talaban kam sich dumm vor, weil er diese Reaktion nicht vorhergesehen hatte. Seine Männer waren Angehörige einer versklavten Rasse, und sie träumten von dem Tag, an dem sie frei sein würden. Für Methras musste das ein doppelter Schlag gewesen sein, denn er hatte Avatarblut in seinen Adern. Die Tür zum kleinen Balkon der Kajüte flog auf und krachte gegen den Rahmen. Talaban trat hinaus. Der Wind war tatsächlich umgeschlagen, wie Mondstein vorhergesagt hatte, und der Sturm kam näher.
    Talaban ging auf das Oberdeck hinauf auf die Brücke, aktivierte die Energie des Schiffes und nahm mit der Schlange Kurs auf die Küste.
    Yasha lag mit dem Rücken auf dem Bett. Der Kopf der Hure lag auf seiner Schulter und ihr nackter Schenkel über seinen Beinen. Es war warm in der Hütte, die nur von einer flackernden Laterne erhellt wurde. Es war angenehm hier, und er war zufrieden.
    Jenseits der Hütten hörte er die schwache Musik der Flöte von Questor Anu, dem Heiligen. Es war eine merkwürdig schöne Melodie, die allen, die sie hörten, ein Gefühl von Frieden und Ruhe einflößte.
    Nach Yashas Berechnungen hatten sie fast die Hälfte der zwanzigtägigen Nacht hinter sich gebracht. Er hatte zwölf Schichten in der ständigen Dunkelheit gearbeitet und zwölf Mahlzeiten zu sich genommen. Er lächelte. Und er hatte acht Huren beigeschlafen.
    » Warum lächelst du, mein Großer?«, erkundigte sich die Frau. » Habe ich dich erfreut?«
    » Du erfreust mich immer«, sagte er, drehte den Kopf und küsste sie auf die Stirn.
    » Du bist der Einzige, der mich küsst«, behauptete sie. Die Musik der Flöte verklang in der Ferne. Er ist hinter das Bauwerk getreten, dachte Yasha. Bis jetzt hinkten sie immer noch hinter dem Plan her, aber sie hatten sechs Schichten Steine in einer Reihe von allmählich kleiner werdenden Quadraten verlegt. Was Yasha verblüffte, war das Innere dieses Bauwerks, weil dort so viele Kanäle und Tunnel eingearbeitet waren. Schließlich war es nicht so, als würde irgendjemand in dieser Pyramide leben. Plötzlich stützte sich die Frau auf ihren Ellbogen.
    » Wofür ist es?«, fragte sie ihn, als könnte sie seine Gedanken lesen.
    » Wofür ist was?«
    » Dieses… dieses große Bauwerk?«
    » Das ist für die Avatar«, antwortete er. » Sie scheinen alle dreißig Jahre oder so irgendein bleibendes Monument errichten zu wollen. Mein Vater hat an der Pyramide mitgearbeitet, die wir im Moment abreißen. Sie ist vollkommen sinnlos. Einige der Jungs waren sehr aufgeregt, weil sie endlich sehen konnten, was sich darin befand. Aber es war nichts darin. Kein Gold, keine Schätze, keine Leichen. Gar nichts. Sie war einfach leer. Verrückt, hab ich Recht?«
    Er richtete sich auf, schwang seine langen Beine über die Seite des Bettes und griff nach dem Weinkrug. Er setzte ihn an seine Lippen, trank mehrere Züge und wischte sich dann ein paar Tropfen aus seinem dichten, dunklen Bart. Die Flöte klang wieder näher.
    » Sie muss doch für irgendwas gut sein«, beharrte die Frau. » Warum sonst wäre der Heilige selbst hier?«
    Diese Frage ließ auch Yasha keine Ruhe. Die Eitelkeiten der Avatar interessierten ihn nicht, und er kümmerte sich auch nicht sonderlich darum, dass sie die fünf Städte regierten. Jemand musste herrschen, und solange Yasha eine Arbeit hatte und genug Lohn, um sich Essen und Huren kaufen zu können, war er zufrieden. Aber der Heilige und seine Magie hatten seine Neugier geweckt. Wenn er die Flöte spielte, wurden schwere Quader federleicht oder wogen zumindest nur noch ein Zwanzigstel ihres ursprünglichen Gewichtes, und

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