Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1
letzten Stück des Brückenlaufs noch schnell genug seid, dann, wenn schon die Pfeile fliegen.« Er sah einen Mann nach dem anderen an. »Ich will, dass Brücke Vier keinen Mann mehr verliert.«
Die Männer starrten ihn ungläubig an. Schließlich stieß ein dicklicher, stämmiger Kerl aus dem Hintergrund ein Lachen aus. Er hatte eine hellbraune Haut, dunkelrotes Haar und war beinahe sieben Fuß groß. Seine Arme waren genauso kräftig wie sein ganzer Oberkörper. Die Unkalaki – von den meisten einfach Hornesser genannt – waren ein Volk aus der Mitte Roschars und lebten nicht weit von Jah Keved entfernt. In der vergangenen Nacht hatte er als seinen Namen Fels angegeben.
»Verrückt!«, rief der Hornesser. »Ist ein verrückter Mann, der jetzt glaubt, unser Anführer zu sein!« Er lachte aus dem Bauch heraus. Die anderen fielen ein und schüttelten über Kaladins Worte die Köpfe. Ein paar Lachsprengsel – silberne, an kleine Fische erinnernde Geister, die in Kreisen durch die Luft schossen – huschten nun zwischen ihnen hindurch.
»He, Gaz!«, rief Moasch und legte die Hände wie einen Schalltrichter um den Mund.
Der kleine, einäugige Sergeant plauderte gerade mit einigen Soldaten in der Nähe. »Was ist denn los?«, rief er zurück und sah finster drein.
»Der hier will, dass wir die Brücke zu Übungszwecken durch die Gegend schleppen«, brüllte Moasch. »Müssen wir ihm gehorchen? «
»Pah«, meinte Gaz und machte eine abweisende Handbewegung. »Brückenführer haben nur im Feld Befehlsgewalt.«
Moasch sah Kaladin an. »Sieht so aus, als könntest du dich verstürmen, mein Freund. Es sei denn, du wolltest uns alle zum Gehorsam prügeln.«
Sie zerstreuten sich. Einige Männer gingen in die Baracke zurück, andere begaben sich zu den Kantinen. Bald stand Kaladin allein auf den Steinen.
»Das ist nicht so gut gelaufen«, sagte Syl auf seiner Schulter.
»Nein, allerdings nicht.«
»Du wirkst überrascht.«
»Nein, bloß enttäuscht.« Er warf Gaz einen bösen Blick zu. Der Brückensergeant wandte sich von ihm ab. »In Amarams Armee hatte ich Männer, die unerfahren waren, aber sie waren doch nie so ungehorsam.«
»Was ist der Unterschied?«, wollte Syl wissen. Es war eine so unschuldige Frage. Die Antwort war zwar offensichtlich, aber sie hielt verwirrt den Kopf schräg.
»Die Männer in Amarams Armee wussten, dass alles noch schlimmer für sie kommen konnte. Sie konnten bestraft werden. Die Brückenmänner hingegen wissen, dass sie schon ganz unten angekommen sind.« Er stieß einen Seufzer aus, dabei ließ seine Anspannung ein wenig nach. »Ich kann schon von Glück reden, dass ich sie überhaupt aus der Baracke herausbekommen habe.«
»Und was willst du jetzt tun?«
»Ich weiß es nicht.« Kaladin warf einen Blick zur Seite, wo sich Gaz noch immer mit den anderen Soldaten unterhielt. »Doch, ich weiß es.«
Gaz bemerkte, dass Kaladin auf ihn zukam, und riss erschrocken die Augen auf. Er beendete sein Gespräch und verschwand hinter einem Holzstapel.
»Syl«, sagte Kaladin, »kannst du ihn für mich verfolgen?«
Sie lächelte, wurde zu einer schwachen weißen Linie, schoss durch die Luft und hinterließ einen Streifen, der jedoch rasch verblasste. Kaladin hielt dort an, wo Gaz zuvor gestanden hatte.
Kurze Zeit später flitzte Syl wieder herbei und nahm erneut ihre mädchenhafte Gestalt an. »Er versteckt sich zwischen den beiden Baracken dort hinten.« Sie streckte den Finger aus. »Da hockt er nun und versucht herauszufinden, ob du ihn verfolgst.«
Lächelnd nahm Kaladin den längeren Weg um die Baracken herum. In der Gasse zwischen ihnen fand er eine Gestalt, die in den Schatten kauerte und in die andere Richtung blickte. Kaladin schlich vorwärts und packte Gaz an der Schulter. Gaz stieß einen spitzen Schrei aus, drehte sich herum und schwang die Faust. Kaladin ergriff sie mühelos.
Gaz sah Kaladin entsetzt an. »Ich habe aber nicht gelogen! Sturmverdammt, du hast keine Befehlsgewalt außerhalb des Feldes. Wenn du mir wieder wehtust, werde ich …«
»Beruhige dich, Gaz«, sagte Kaladin und ließ den Mann los. »Ich werde dir nicht wehtun. Zumindest jetzt noch nicht.«
Der kleinere Mann wich zurück, rieb sich die Schulter und sah Kaladin böse an.
»Heute ist der dritte Pass. Zahltag.«
»Du bekommst deinen Lohn in einer Stunde, wie alle anderen auch.«
»Nein, ich will ihn jetzt sofort haben. Ich habe gesehen, wie du mit dem Kurier gesprochen hast.« Er streckte die Hand
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