Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1
Großprinzen; Sadeas hatte die Hand auf den Griff seines Schwertes gelegt. Es war keine Splitterklinge, denn Sadeas besaß keine. Aber er führte das Leichtschwert der Hellaugen. Es war durchaus tödlich. Dalinar hatte oft neben Sadeas gefochten – der Mann war schließlich ein ausgewiesener Schwertkämpfer.
Schelm machte einen Schritt nach vorn. »Was soll das, Sadeas? «, fragte er sanft. »Wollt Ihr Alethkar einen Dienst erweisen und es von uns beiden befreien?«
Es war keineswegs ungesetzlich, den Schelm des Königs zu töten. Doch wenn Sadeas dies tat, verlor er seinen Titel und seine Ländereien. Für die meisten Männer war das allein Grund genug, so etwas nicht in aller Öffentlichkeit zu tun. Es war natürlich etwas ganz anderes, wenn man einen Schelm ermorden ließ, ohne dass bekanntwurde, wer den Auftrag dazu gegeben hatte.
Langsam nahm Sadeas die Hand vom Schwert, nickte dem König kurz zu und ging fort.
»Schelm«, sagte Elhokar, »Sadeas steht in meiner Gunst. Es gibt keinen Grund, ihn so zu quälen.«
»Da wage ich zu widersprechen«, sagte Schelm. »Die Gunst des Königs mag für die meisten schon genug Qual sein, nicht aber für ihn.«
Der König seufzte und sah Dalinar an. »Eigentlich sollte ich Sadeas besänftigen. Aber eigentlich wollte ich dich zuerst etwas fragen. Hast du dich um die Sache gekümmert, die ich dir vorhin auftrug?«
Dalinar schüttelte den Kopf. »Ich war noch mit den Bedürfnissen der Armee beschäftigt. Aber ich werde mich sofort daran machen, Majestät.«
Der König nickte und eilte hinter Sadeas her.
»Worum geht es denn, Vater?«, fragte Adolin. »Geht es um die Leute, die ihn nach seiner Ansicht ausspionieren?«
»Nein«, sagte Dalinar, »es handelt sich um etwas Neues. Ich werde es dir bald zeigen.« Dabei sah er Schelm an. Der schwarz gekleidete Mann knackte mit den Fingerknöcheln, sah zu Sadeas hinüber und schien nachzudenken. Als er bemerkte, dass Dalinar ihn beobachtete, blinzelte er ihm zu und ging davon.
»Ich mag ihn«, wiederholte Adolin.
»Ich könnte mich vielleicht überzeugen lassen, dir zuzustimmen«, sagte Dalinar und rieb sich das Kinn. Dann sagte er: »Renarin, geh und hol den Bericht über die Verwundeten. Und du, Adolin, kommst mit mir. Wir müssen uns um die Angelegenheit kümmern, von der der König eben gesprochen hat.«
Die beiden jungen Männer schauten verwirrt drein, gehorchten aber. Dalinar ging quer über das Plateau zu der Stelle, wo der Kadaver des Kluftteufels lag.
Mal sehen, was uns deine Sorgen diesmal eingebracht haben, Neffe, dachte er.
Adolin drehte den langen Lederriemen hin und her. Er war fast eine Handspanne breit und einen Finger dick, und das eine Ende war zerfetzt und ausgefranst. Es war der Sattelgurt des Königs, der um den Bauch des Pferdes herumgeführt war. Während des Kampfes war er plötzlich abgerissen und hatte Sattel und König abgeworfen.
»Was glaubst du?«, fragte Dalinar.
»Ich weiß nicht«, antwortete Adolin. »Er sieht nicht sehr abgenutzt aus, aber er muss es sein, denn sonst wäre er ja nicht gerissen, oder?«
Dalinar nahm den Riemen wieder entgegen und blickte nachdenklich drein. Die Soldaten waren noch nicht mit der Brückenmannschaft zurückgekehrt, aber der Himmel verdunkelte sich bereits.
»Vater«, sagte Adolin, »warum will Elhokar, dass wir uns das ansehen? Erwartet er von uns, dass wir die Stallburschen bestrafen, weil sie sich nicht richtig um seinen Sattel gekümmert haben? Ist es …« Adolin verstummte, und plötzlich verstand er das Zögern seines Vaters. »Der König glaubt, dass der Riemen durchgeschnitten wurde, nicht wahr?«
Dalinar nickte. Er drehte das Leder in seinen gepanzerten Fingern hin und her, und Adolin sah, wie er darüber nachdachte. Ein solcher Riemen konnte durchaus reißen, vor allem, wenn er durch das Gewicht eines Mannes in einem Splitterpanzer stark beansprucht wurde. Dieser Riemen war dort gerissen, wo er am Sattel befestigt gewesen war, und deshalb hatten die Stallburschen die brüchige Stelle leicht übersehen können. Das war die am wahrscheinlichsten zutreffende Erklärung. Aber wenn man es mit anderen, weniger vernünftigen Augen betrachtete, konnte man durchaus zu dem Ergebnis kommen, dass hier etwas Böses geschehen war.
»Vater«, sagte Adolin, »er leidet immer stärker unter seinem Verfolgungswahn. Das weißt du auch.«
Dalinar antwortete nichts darauf.
»In jedem Schatten sieht er Attentäter lauern«, fuhr Adolin fort. »Riemen reißen
Weitere Kostenlose Bücher