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Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Titel: Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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darin, herumzusitzen und darauf zu warten, dass die Hörner geblasen wurden. Kaladin hatte nicht vor, seine Zeit zu verschwenden. Er durfte es nicht riskieren, die Planke herumzutragen und dabei müde zu werden, da jederzeit ein neuer Brückenlauf befohlen werden konnte. Aber vielleicht war es ja möglich, einige Liegestütze zu machen oder …
    Hörnerschall erklang frisch und klar. Es war wie das mythische Horn, das die Seelen der Tapferen angeblich zum himmlischen Schlachtfeld führte. Kaladin erstarrte. Wie immer wartete er auf den zweiten Ton; ein unvernünftiger Teil von ihm selbst wollte eine Bestätigung hören. Er kam – und das Signal deutete den Ort des sich verpuppenden Kluftteufels an.
    Die Soldaten hasteten zum Aufmarschgebiet neben dem Holzplatz, und andere rannten ins Lager, um ihre Ausrüstung zu holen. »Aufstellen!«, rief Kaladin und schoss auf die Brückenmänner zu. »Ihr Sturmverdammten! Jeder Mann in die Reihe!«
    Sie beachteten ihn gar nicht. Einige Männer trugen noch nicht ihre Westen, und sie versperrten den Eingang zur Baracke,
als sie alle gleichzeitig hineinzugelangen versuchten. Diejenigen, die ihre Westen übergestreift hatten, rannten auf die Brücke zu. Kaladin folgte ihnen verzweifelt. Sobald sie dort angekommen waren, versammelten sie sich in sorgfältig vorausbestimmter Aufstellung. Jeder bekam einmal die Möglichkeit, die beste Stellung einzunehmen: in der vordersten Reihe bis zur Kluft und beim Angriff in der relativen Sicherheit der hinteren Reihen.
    Es gab ein strenges Rotationssystem: Fehler wurden weder gemacht noch geduldet. Die Brückenmannschaften verfügten über ein brutales System der Selbstkontrolle. Wenn jemand versuchte, die anderen zu betrügen, wurde er gezwungen, beim letzten Stück des Weges ganz vorn mitzulaufen. Eigentlich war das zwar verboten, aber Gaz drückte in diesen Fällen beide Augen zu. Auch nahm er keine Bestechungsgelder an, mit denen sich einige einen besseren Platz erkaufen wollten. Vielleicht wusste er, dass die einzige Sicherheit der Brückenmänner – und auch die einzige Hoffnung – dieses feste Rotationssystem war. Das Leben war ungerecht, das Dasein als Brückenmann schien ungerecht. Aber wenn man in der Todesreihe gelaufen war und überlebt hatte, durfte man wenigstens beim nächsten Mal eine Position im hinteren Bereich einnehmen.
    Es gab nur eine einzige Ausnahme. Als Brückenführer war es Kaladin erlaubt, den größten Teil des Weges ganz vorn mitzulaufen und beim Angriff in die hinterste Reihe zurückzuweichen. Seine Position mochte zwar die sicherste in der Gruppe sein, aber kein Brückenmann war wirklich in Sicherheit. Kaladin war wie eine schimmelige Kruste auf dem Teller eines Verhungernden: nicht gerade erste Wahl, aber dennoch zum Gefressenwerden verdammt.
    Er begab sich auf seine Position. Yake, Dunni und Malop waren die letzten Nachzügler. Sobald sie ihre Plätze eingenommen hatten, gab Kaladin das Kommando zum Anheben der Brücke. Fast war er überrascht, dass sie ihm gehorchten, doch
bei jedem Lauf gab der Brückenführer Kommandos – und so waren sie daran gewöhnt. Die Stimme war zwar eine andere, die einfachen Befehle änderten sich allerdings nicht: anheben, laufen, absenken.
    Zwanzig Brücken schossen vom Holzplatz weg und auf die Zerbrochene Ebene zu. Kaladin bemerkte, wie einige Männer von Brücke Sieben erleichtert zusahen. Sie hatten bis zur ersten Nachmittagsglocke Dienst geschoben und waren diesem Lauf um wenige Sekunden entgangen.
    Die Brückenmänner arbeiteten hart. Das lag nicht nur an der Drohung mit Prügeln; sie rannten so schnell, weil sie vor den Parschendi beim Zielplateau ankommen wollten. Wenn sie das schafften, würde es keine Pfeile und keine Toten geben. Und so war der Brückenlauf das Einzige, was die Männer ohne Vorbehalte und mit ganzem Einsatz taten. Obwohl viele ihr Leben hassten, klammerten sie sich doch mit aller Gewalt daran.
    Sie stampften über die erste der dauerhaften Brücken. Kaladins Muskeln ächzten protestierend auf, weil sie schon wieder so stark beansprucht wurden. Er versuchte aber, sich seiner Müdigkeit nicht hinzugeben. Während des Großsturms der vergangenen Nacht hatten sich die meisten Pflanzen im Regen geöffnet: Steinknospen spuckten Ranken aus, blühende Branzahs griffen mit klauenartigen Zweigen aus den Spalten nach dem Himmel. Auch waren hier und da Stacheltacks zu sehen: Diese nadelartigen, steinernen kleinen Gebüsche bemerkte Kaladin nun zum ersten Mal in

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