Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1
grauhaarige Brückenmann war nicht bei der Gruppe gewesen, die vorhin Kaladin ausgelacht hatte. Aber gestern hatte er bereitwillig geholfen und zusammen mit Fels Leyten getragen.
Kaladin holte tief Luft und ging quer über den Hof. Fels folgte ihm in einiger Entfernung. Syl verließ seine Schulter, flirrte in die Luft und tanzte in einen plötzlichen Windstoß hinein. Teft schaute auf, als sich Kaladin und Fels ihm näherten. Der ältere Mann hatte sich sein Frühstück geholt und aß allein. Ein Stück Flachbrot lugte unter seiner Schüssel hervor.
Sein Bart war fleckig vom Curry, und er beobachtete Kaladin mit wachsamen Augen, bevor er sich mit dem Ärmel den
Mund abwischte. »Mir schmeckt mein Essen, Junge«, sagte er. »Ich krieg kaum genug für einen Einzelnen, geschweige denn für zwei.«
Kaladin hockte sich vor ihn. Fels lehnte sich gegen die Wand, verschränkte die Arme vor der Brust und sah den beiden schweigend zu.
»Ich brauche dich, Teft«, sagte Kaladin.
»Ich hab doch schon gesagt …«
»Nicht dein Essen. Dich. Deine Loyalität. Deine Treue.«
Der ältere Mann aß weiter. Er hatte kein Sklavenmal, genauso wenig wie Fels. Kaladin kannte ihre Geschichte nicht. Er wusste nur, dass diese beiden geholfen hatten, während sich die anderen weigerten. Sie waren noch nicht ganz am Ende.
»Teft …«, setzte Kaladin an.
»Ich habe dir meine Loyalität schon öfter gezeigt«, sagte der Mann. »Schon zu oft. Es endet immer gleich.«
»Dein Vertrauen wird verraten?«, fragte Kaladin leise.
Teft schnaubte verächtlich. »Bei allen Stürmen, nein. Ich verrate es. Du kannst dich auf mich nicht verlassen, Junge. Ich bin ein Brückenmann und gehöre auch hierher.«
»Gestern habe ich dich gebraucht, und du hast mich beeindruckt. «
»Dusel.«
»Das glaube ich nicht«, sagte Kaladin. »Teft, auf die eine oder andere Weise sind wir doch alle gebrochene Männer. Sonst wären wir keine Brückenmänner. Ich habe versagt. Ich bin schuld, dass mein Bruder gestorben ist.«
»Warum kümmerst du dich dann noch um andere?«
»Wenn ich es nicht täte, würde ich sterben.«
»Und was ist, wenn das besser wäre?«
Immer wieder lief alles auf diesen Punkt zu. Aus diesem Grund war es den Brückenmännern gleichgültig, ob er den Verwundeten half oder nicht.
»Der Tod ist nicht besser«, sagte Kaladin und sah Teft in die Augen. »Oh, es ist leicht, das jetzt zu sagen. Aber wenn du am Rand stehst und in diesen dunklen, endlosen Abgrund schaust, dann änderst du deine Ansichten. So wie Hobber es auch getan hat. So wie ich es getan habe.« Er zögerte, denn er sah etwas in den Augen des älteren Mannes. »Ich glaube, du hast es ebenfalls gesehen.«
»Ja«, gestand Teft leise. »Ja, das habe ich.«
»Hilfst du uns also in dieser Sache?«, fragte Fels und hockte sich hin.
Uns?, dachte Kaladin und lächelte schwach.
Teft sah vom einen zum anderen. »Darf ich mein Essen behalten? «
»Ja«, sagte Kaladin.
Teft zuckte die Achseln. »Dann ist das in Ordnung. Es kann nicht härter sein als hier zu sitzen und dem Tod ins Auge zu starren.«
Kaladin streckte die Hand aus. Teft zögerte zunächst, doch dann ergriff er sie.
Auch Fels streckte die Hand aus. »Fels.«
Teft sah ihn an, ließ Kaladins Hand nach einigem Schütteln los und ergriff die von Fels. »Ich bin Teft.«
Sturmvater, dachte Kaladin. Ich hatte ganz vergessen, dass sich die meisten nicht einmal die Mühe machen, die Namen der anderen zu erfahren.
» Fels – was für ein Name ist das denn?«, fragte Teft und ließ die Hand los.
»Ein dummer«, sagte Fels mit gleichgültiger Miene. »Aber wenigstens hat er eine Bedeutung. Hat dein Name auch eine?«
»Ich glaube nicht«, sagte Teft und rieb sich das bärtige Kinn.
»Fels ist nicht mein richtiger Name«, gab der Hornesser zu. »Es ist bloß einer, den die Flachländer aussprechen können.«
»Wie lautet denn dein wirklicher Name?«, fragte Teft.
»Das zu wissen wird dir nichts nützen.«
Teft hob eine Braue.
»Numuhukumakiaki’aialunamor«, sagte Fels.
Teft zögerte und lächelte schließlich. »Na gut, ich glaube, in diesem Fall reicht auch Fels.«
Fels lachte und setzte sich. »Unser Brückenführer hat einen Plan. Etwas Glorreiches und Gewagtes. Hat etwas damit zu tun, den ganzen Nachmittag in der Hitze Steine herumzuschleppen. «
Kaladin lächelte und beugte sich vor. »Wir müssen eine bestimmte Pflanze sammeln. Es handelt sich um ein Kraut, das in kleinen Büscheln außerhalb des Lagers
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