Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1
Männer sterben. Kaladin brauchte Kugeln. Unbedingt. Aber er war ein Sklave; die meisten Möglichkeiten des Geldverdienens blieben ihm von Gesetzes wegen verschlossen. Wenn er nur etwas hätte, das er verkaufen konnte. Aber ihm gehörte nichts. Er …
Da kam ihm ein Gedanke.
»Komm«, sagte er und schritt von der Baracke weg. Fels folgte ihm neugierig. Kaladin durchsuchte den Holzplatz, bis er Gaz gefunden hatte, der vor der Baracke von Brücke Drei mit einem Brückenführer sprach. Wie so oft in letzter Zeit wurde Gaz bleich, als Kaladin auf ihn zuging, und schon wollte er davonhuschen.
»Gaz, warte!«, rief Kaladin und streckte die Hand aus. »Ich will dir ein Angebot machen.«
Der Brückensergeant erstarrte. Der Anführer von Brücke Drei, der noch neben Gaz stand, warf Kaladin einen finsteren Blick zu. Plötzlich verstand er, warum ihn die anderen Brückenmänner so seltsam behandelten. Es verwirrte sie, dass Brücke Vier so gut aus der Schlacht herausgekommen war. Brücke Vier war die Pechbrücke. Jeder brauchte etwas oder jemanden, worauf er hinuntersehen konnte, und die anderen Brückenmänner hatten bisher einen gewissen Trost verspürt, weil sie nicht in Brücke Vier steckten. Das hatte Kaladin geändert.
Der dunkelbärtige Brückenführer zog sich zurück und ließ Gaz mit Kaladin und Fels allein.
»Was willst du mir diesmal anbieten?«, fragte Gaz. »Noch mehr matte Kugeln?«
»Nein«, sagte Kaladin und dachte rasch nach. Er musste sehr vorsichtig sein. »Ich habe keine Kugeln mehr. Aber wir können nicht so weitermachen. Du gehst mir aus dem Weg, und die anderen Brückenmannschaften hassen mich.«
»Keine Ahnung, was wir daran ändern können.«
»Ich sag dir was«, erklärte Kaladin, als wenn ihm plötzlich eine Idee gekommen wäre. »Hat heute jemand Steinsammeldienst? «
»Ja«, antwortete Gaz und deutete über seine Schulter. »Brücke Drei. Bussik hat mich gerade davon zu überzeugen versucht, dass seine Mannschaft zu schwach dafür ist. Sturmverdammich, ich glaube ihm. Gestern hat er zwei Drittel seiner Männer verloren, und ich bin derjenige, der es abbekommt, wenn sie ihre Steinquote nicht erfüllen.«
Kaladin nickte mitfühlend. Steinsammeln war eine der unangenehmsten Arbeiten; man musste das Lager verlassen und Wagen mit großen Steinen beladen. Die Armee wurde von den Seelengießern ernährt, die diese Steine in Korn verwandelten, und aus Gründen, die nur ihnen bekannt waren, war es einfacher für sie, wenn sie einzelne, klar voneinander getrennte Steine zur Verfügung hatten. Also sammelten die Männer Steine. Es war eine untergeordnete, schweißtreibende, ermüdende und hirnlose Tätigkeit. Also perfekt für die Brückenmänner.
»Warum schickst du keine andere Brückenmannschaft?«, fragte Kaladin.
»Pah«, machte Gaz. »Du kennst doch die Schwierigkeiten, die so etwas bereitet. Wenn ich dabei erwischt werde, die eine Mannschaft der anderen vorzuziehen, gibt es gar kein Ende der Beschwerden mehr.«
»Niemand wird sich beschweren, wenn du Brücke Vier losschickst. «
Gaz sah ihn an und kniff sein gesundes Auge zusammen. »Ich hätte nie gedacht, dass dir das gefallen könnte.«
»Ich werde es machen«, sagte Kaladin und zog eine Grimasse. »Aber nur dieses eine Mal. Gaz, ich will den Rest meiner Zeit hier nicht damit verbringen, gegen dich zu kämpfen. «
Gaz zögerte. »Deine Männer werden wütend sein. Ich will aber nicht, dass sie denken, ich sei es gewesen, dem sie das zu verdanken haben.«
»Ich werde ihnen sagen, dass es meine Idee war.«
»Also gut. Dritte Glocke, Treffpunkt am westlichen Kontrollposten. Brücke Drei kann stattdessen die Töpfe säubern.«
Fels trat neben Kaladin und sah Gaz an. »Weißt du, der kleine Mann hat ja Recht. Die Männer werden dich dafür hassen. Sie hatten sich auf einen leichten Tag gefreut.«
»Sie werden darüber hinwegkommen.«
»Aber warum diese härtere Arbeit? Es stimmt – du bist verrückt, nicht wahr?«
»Vielleicht, ja, aber diese Verrücktheit bringt uns außerhalb des Kriegslagers.«
»Und wozu soll das gut sein?«
»Es bedeutet alles«, sagte Kaladin und warf einen Blick auf die Baracke zurück. »Es bedeutet Leben oder Tod. Aber wir brauchen mehr Hilfe.«
»Noch eine Brückenmannschaft?«
»Nein, ich meine damit, dass wir – du und ich – Hilfe brauchen. Mindestens noch einen weiteren Mann.« Er betrachtete den Holzplatz und bemerkte, dass jemand im Schatten der Baracke von Brücke Vier saß. Teft. Der
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