Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1
Stimme, »hast du gehört, was sie sprechen?«
»Worüber?«
»Über dich! Ich habe schon drei Duelle gegen Männer ausgefochten, die dich und unser Haus feige genannt haben. Sie behaupten, du hättest den König gebeten, den Rachepakt aufzulösen! «
Dalinar ergriff die Tischplatte und wäre beinahe aufgesprungen. Aber es gelang ihm noch, sich zurückzuhalten. »Sollen sie doch sagen, was sie wollen«, meinte er, wandte sich wieder seinem Essen zu, spießte ein Stück Pfefferhühnchen auf sein Messer und hob es an die Lippen.
»Hast du das wirklich getan?«, fragte Adolin. »Ist es das, worüber du mit dem König vor zwei Tagen gesprochen hast?«
»Ja«, gab Dalinar zu.
Diese Antwort entlockte Adolin ein Ächzen. »Ich hatte es schon befürchtet. Als ich …«
»Adolin«, unterbrach ihn Dalinar, »vertraust du mir?«
Adolin sah ihn an. Die Augen des Jungen waren groß, Aufrichtigkeit lag darin, aber auch Schmerz. »Ich will es. Bei allen Stürmen, Vater, ich will es wirklich.«
»Was ich tue, ist sehr wichtig. Es muss getan werden. «
Adolin beugte sich zu ihm vor und sagte leise: »Und was, wenn es wirklich nur Wahnvorstellungen sind? Was, wenn du bloß … alt wirst?«
Es war das erste Mal, dass jemand es so offen vor ihm aussprach. »Ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich nicht auch schon daran gedacht hätte, aber es ist sinnlos, es anzuzweifeln. Ich glaube, dass es echte Visionen sind. Ich spüre es.«
»Aber …«
»Hier ist nicht der richtige Ort für ein solches Gespräch, mein Sohn«, sagte Dalinar. »Wir können später darüber reden, und dann werde ich mir gern deine Einwände anhören und darüber nachdenken. Das verspreche ich dir.«
Adolin kniff die Lippen zusammen. »Also gut.«
»Du hast Recht, wenn du dich um meinen Ruf sorgst«, fuhr Dalinar fort und stützte den Ellbogen auf dem Tisch ab. »Ich hatte angenommen, Elhokar besäße den Takt, unser Gespräch als vertraulich zu behandeln, aber vielleicht hätte ich ihn ganz offen darum bitten sollen. Übrigens hattest du Recht, was seine Reaktion angeht. Während der Unterredung wurde mir klar, dass er einem Rückzug niemals zustimmen wird, und so habe ich eine andere Taktik angewendet.«
»Welche?«
»Ich habe ihm gesagt, dass wir den Krieg gewinnen müssen«, erklärte Dalinar mit fester Stimme. »Keine Jagd auf Edelsteinherzen mehr. Keine geduldige, endlose Belagerung mehr. Wir müssen einen Weg finden, eine große Zahl von Parschendi auf die Ebene und in einen Hinterhalt zu locken. Wenn wir genug von ihnen töten können, nehmen wir ihnen die Möglichkeit, den Krieg weiterzuführen. Wenn uns das aber nicht gelingt, müssen wir in ihrer Mitte zuschlagen und ihre Anführer entweder töten oder gefangen nehmen. Sogar ein Kluftteufel kämpft nicht mehr weiter, wenn er enthauptet wurde. Dann wäre der Rachepakt erfüllt, und wir könnten nach Hause gehen.«
Adolin dachte lange darüber nach, dann nickte er heftig. »In Ordnung.«
»Keine Einwände also?«, fragte Dalinar. Für gewöhnlich hielt sein ältester Sohn eine Menge davon bereit.
»Du hast mich vorhin gebeten, dir zu vertrauen«, sagte Adolin. »Außerdem ist ein harter Schlag gegen die Parschendi eine Taktik, die ich durchaus verstehen kann. Wir werden allerdings
einen guten Plan brauchen, wenn wir die Einwände entkräften wollen, die du vor sechs Jahren erhoben hast.«
Dalinar nickte und trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. »Damals habe sogar ich uns als getrennte Prinzentümer betrachtet. Wenn jede einzelne Armee für sich das Zentrum des Feindes angegriffen hätte, wären wir umzingelt und aufgerieben worden. Aber was ist, wenn alle zehn Armeen vereint marschieren? Zusammen mit unseren Seelengießern, die für unsere Verpflegung sorgen, und allen Soldaten, die tragbare Unterstände für die Großstürme dabeihaben? Über hundertfünfzigtausend Männer? Sollen die Parschendi doch versuchen, uns einzukreisen. Mit den Seelengießern könnten wir sogar Holz für Brücken erschaffen, falls es nötig sein sollte.«
»Dazu wäre aber eine Menge Vertrauen nötig«, bemerkte Adolin zögernd. Er sah den Hochtisch entlang zu Sadeas hinüber, und seine Miene verdüsterte sich. »Wir wären tagelang da draußen, zusammen und zugleich doch isoliert. Wenn die Großprinzen mitten auf dem Marsch mit ihren Streitereien anfingen, wäre das eine Katastrophe.«
»Wir müssen sie schon im Vorfeld zum Zusammenarbeiten bringen«, sagte Dalinar. »Wir sind dem
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