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Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Titel: Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Schinovar gehört, hatte aber angenommen, dass es einfach nur träge war. Die Leute sagten, es verschwinde nicht, weil es sich zu langsam bewegte.
    Aber nein, das war es nicht. Es bewegte sich nämlich überhaupt nicht . Wie konnte es überleben? Sollten die Tiere es nicht inzwischen restlos gefressen haben? Verwundert schüttelte sie den Kopf und blickte über die Ebene. Das Gras bedeckte sie vollständig. Die Halme standen eng zusammen, und der Boden war nicht zu sehen. Was für ein Durcheinander!
    »Der Boden federt«, sagte sie, als sie den Wagen umrundet hatte. »Aber nicht nur wegen des Grases.«
    »Hm«, meinte Vstim, der noch über seinen Kontenbüchern saß. »Ja. Das wird Erdboden oder Krume genannt.«
    »Ich habe das Gefühl, als sinke ich bis zu den Knien ein. Wie können die Schin das Leben hier ertragen?«
    »Sie sind ein bemerkenswertes Volk. Solltest du nicht das Gerät aufstellen?«
    Rysn seufzte und ging zum hinteren Teil des Wagens. Die anderen Gefährte der Karawane – es waren insgesamt sechs – rollten langsam heran und bildeten einen Kreis. Sie ließ die Ladeklappe des Wagens herunter und hievte einen hölzernen Dreifuß heraus, der fast so groß war wie sie selbst. Sie trug ihn über der Schulter und marschierte damit zum Mittelpunkt des Graskreises.
    Sie war modischer gekleidet als ihr Babsk; so trug sie die modernste Kleidung, die es für eine junge Frau gab: eine dunkelblaue gemusterte Seidenweste über einem hellgrünen langärmligen Hemd mit gestärkten Aufschlägen. Ihr knöchellanger, ebenfalls grüner Rock war steif und nüchtern; der Schnitt wirkte zweckmäßig, aber der Stoff war nach der neuesten Mode bestickt.
    Ihre linke Hand steckte in einem grünen Handschuh. Die Schutzhand zu bedecken war eine dumme Tradition und das Ergebnis der kulturellen Vorherrschaft der Vorin. Aber es war
durchaus vernünftig, den Schein zu wahren. Viele der traditionellen Thaylen-Völker – leider einschließlich ihres Babsk – empfanden es als skandalös, wenn eine Frau mit unbedeckter Schutzhand herumlief.
    Sie stellte den Dreifuß auf. Es war fünf Monate her, seit Vstim ihr Babsk und sie sein Lehrling geworden war. Er war gut zu ihr gewesen. Das waren nicht alle Babsk; der Tradition gemäß waren sie mehr als nur Lehrmeister. In juristischer Hinsicht war er so lange ihr Vater, bis er sie öffentlich als Kauffrau ausrief.
    Sie wünschte sich, er würde nicht so viel Zeit auf Reisen an so seltsame Orte verbringen. Er war als großer Kaufmann bekannt, und sie hatte angenommen, dass große Kaufleute exotische Städte und Häfen aufsuchten, anstatt sich auf leere Felder in hinterwäldlerischen Ländern zu begeben.
    Als sie den Dreifuß aufgestellt hatte, kehrte sie zum Wagen zurück, um das Fabrial zu holen. Der hintere Teil des Gefährts besaß feste Wände und ein Dach und bot auf diese Weise Schutz vor den Großstürmen – denn selbst die schwächeren im Westen konnten gefährlich sein, zumindest bis man die Pässe hinter sich gelassen hatte und in Schinovar eingereist war.
    Mit der Kiste, in der sich das Fabrial befand, eilte sie zu dem Dreifuß zurück. Sie klappte den hölzernen Deckel auf und holte den großen Heliodor heraus. Der blassgelbe Edelstein, dessen Durchmesser mindestens zwei Zoll betrug, befand sich in einer metallenen Fassung. Er glühte sanft und war keineswegs so hell, wie es bei einem derart großen Edelstein zu erwarten gewesen wäre.
    Sie setzte ihn auf den Dreifuß, drehte an einigen Einstellrädern darunter und richtete das Fabrial auf die Menschen in der Karawane aus. Dann holte sie einen Schemel aus dem Wagen, setzte sich und beobachtete, was geschah. Sie war erstaunt gewesen, als sie gehört hatte, was Vstim für dieses
Gerät bezahlt hatte. Es handelte sich um einen der neuen, kürzlich erst erfundenen Typen, die vor herannahenden Leuten warnten. War das wirklich so wichtig?
    Sie beugte sich zurück und betrachtete den Edelstein über sich. Wurde er heller? Das seltsame Gras des Schinlandes wogte im Wind und weigerte sich selbst unter den stärksten Brisen, in den Boden zurückzuweichen. In der Ferne erhoben sich die weißen Gipfel der Nebelberge, die Schinovar schützten. Diese Berge brachen die Macht der Großstürme, weswegen Schinovar einer der wenigen Orte in ganz Roschar war, an denen die Großstürme nicht uneingeschränkt herrschten.
    Die Ebene um sie herum war mit seltsamen Bäumen gesprenkelt, die gerade Stämme und starre, skelettartige Zweige hatten,

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