Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Titel: Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
Stille. Der Sturm war ruhig, und alles erschien vollkommen finster. Ich bin tot, dachte er sofort. Aber warum fühlte er denn dann noch das nasse Steindach unter sich? Er schüttelte den Kopf; Regenwasser tropfte ihm ins Gesicht. Aber da war kein Regen. Kein Blitz. Kein Wind. Die Stille wirkte unnatürlich.
    Taumelnd kam er auf die Beine. Es gelang ihm, auf dem sanft abfallenden Dach zu stehen. Der Stein unter seinen Zehen war schlüpfrig. Er spürte seine Wunden nicht. Die Schmerzen waren einfach nicht mehr zu fühlen.
    Er öffnete den Mund und wollte in die Dunkelheit hinausrufen, aber dann zögerte er noch. Diese Stille durfte nicht durchbrochen werden. Die Luft schien leichter geworden zu sein, genau wie er selbst. Er fühlte sich beinahe so, als könnte er davonschweben.
    In der Finsternis erschien ein gewaltiges Gesicht geradewegs vor ihm. Ein Antlitz aus Schwärze, dessen Umrisse sich nur
undeutlich im Dunkel abzeichneten. Es war so groß wie eine riesige Gewitterwolke und stark in die Breite gezogen, doch irgendwie konnte Kaladin es trotz allem erkennen. Es war nicht menschlich. Und es lächelte.
    Kaladin spürte, wie ihm eine tiefe Kälte wie ein rollendes Eisstück den Rücken hinabfuhr und in den Körper eindrang. Plötzlich brannte die Kugel in seiner Hand und seine Faust stand in Flammen. Das Hemd war zerrissen und die Haut aufgerissen. Entsetzt blickte er an sich herab und hob den Blick dann wieder zu dem Gesicht, das sich vor ihm befand.
    Doch es war verschwunden. Da war nichts mehr als reine Finsternis.
    Blitze zuckten und Kaladins Schmerzen kehrten zurück. Er keuchte und fiel im Regen und Wind auf die Knie, rutschte aus und schlug mit dem Gesicht auf das Dach.
    Was war das gewesen? Eine Vision? Eine Sinnestäuschung? Seine Kraft sickerte aus ihm heraus und seine Gedanken verschwammen wieder. Der Wind tobte nicht mehr so stark, aber der Regen war noch immer kalt. Müde, verwirrt und vom Schmerz fast überwältigt hob er die Hand und betrachtete die Kugel. Sie glühte. Sie war mit seinem Blut beschmiert und glühte.
    Er hatte so große Schmerzen und seine Kraft schien wie verschwunden zu sein. Er schloss die Augen und spürte, wie ihn eine weitere Schwärze einhüllte, während der Wind noch blies. Die Schwärze der Bewusstlosigkeit.

    Fels war als Erster an der Tür, als der Großsturm nachließ. Teft folgte ihm langsamer und ächzte leise. Die Knie taten ihm weh. Bei Sturm taten ihm die Knie immer weh. Sein Großvater hatte sich in seinen letzten Lebensjahren andauernd
darüber beschwert, und Teft hatte ihn deswegen einen Trottel genannt. Jetzt spürte er es ebenfalls.
    Sturm und Verdammnis, dachte er und trat müde nach draußen. Natürlich regnete es noch. Es waren die Nachwehen des Großsturms: die Nachlassung. Einige Regensprengsel saßen wie blaue Kerzen in den Pfützen, und ein paar Windsprengsel tanzten in den Resten des Sturms. Der Regen war kalt, und als Teft mit seinen Sandalen durch die Pfützen stapfte, drang ihm die Kälte unter die Haut und bis in die Muskeln. Er hasste es, nass zu sein. Aber er hasste eine ganze Menge Dinge.
    Für eine Weile hatte sein Leben darin bestanden aufzuschauen. Jetzt nicht mehr.
    Wie konnte alles nur so schnell so entsetzlich schiefgehen?, dachte er, schlang die Arme um sich, ging weiter und betrachtete dabei seine Füße. Einige Soldaten hatten ihre Baracken ebenfalls verlassen und standen in der Nähe. Sie trugen Regenmäntel und hielten Wache. Vermutlich sollten sie verhindern, dass jemand Kaladin zu früh abschnitt. Aber sie hielten Fels nicht auf. Der Sturm war vorbei.
    Fels huschte um die Ecke des Hauses. Weitere Brückenmänner verließen die Baracke, als Teft Fels folgte. Dieser sturmverdammte Hornesser! Er war wie ein riesiges Chull. Er glaubte tatsächlich, dass sie diesen närrischen jungen Brückenführer lebendig antreffen würden. Vermutlich hoffte er, Kaladin bei einer netten Tasse Tee im Schatten mit dem Sturmvater persönlich zu überraschen.
    Glaubst du etwa nicht?, fragte sich Teft und hielt den Blick auf den Boden gerichtet. Wenn nicht, warum folgst du ihm dann? Aber wenn du glauben würdest, dann würdest du den Blick heben. Dann würdest du nicht auf deine Füße starren. Dann würdest du aufschauen und zusehen.
    Konnte ein Mensch denn gleichzeitig glauben und nicht glauben? Teft blieb neben Fels stehen, riss sich zusammen und blickte auf die Außenwand der Baracke.

    Dort sah er das, was er erwartet und gleichzeitig befürchtet hatte.

Weitere Kostenlose Bücher