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Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Titel: Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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er nun wie ein Drachen im Wind flatterte, und nur das Seil, das an dem Ring an der Seite des sanft abfallenden Daches angebracht war, hielt ihn noch.
    Es verhinderte, dass er zusammen mit dem anderen Schutt durch ganz Roschar getrieben wurde. Einige Herzschläge lang konnte er nicht mehr denken. Er spürte nur Panik und Kälte – die eine brannte aus seiner Brust heraus, und die andere versuchte ihn von außen nach innen zum Gefrieren zu bringen. Er schrie und hielt seine Glaskugel fest, als wäre sie eine Rettungsboje. Der Schrei war ein Fehler gewesen, denn nun drang die Kälte auch in seinen Mund ein. Wie ein Geist, der seinen Arm in Kaladins Kehle zwang.
    Der Wind war wie ein Mahlstrom: chaotisch und andauernd die Richtung ändernd. Ein Stoß zerrte an ihm, ließ dann wieder von ihm ab, und er fiel mit einem lauten Rumpeln auf das Dach der Baracke. Beinahe sofort versuchten die schrecklichen Winde ihn erneut anzuheben und schlugen mit Wellen aus eisigem Wasser gegen seine Haut. Donner krachte; es war der Herzschlag des Untiers, das ihn verschlungen hatte. Blitze zerrissen die Finsternis wie weiße Zähne. Der Wind war so laut, dass er beinahe den Donner übertönte; er heulte und jammerte.
    »Halt dich am Dach fest, Kaladin!«
    Dies war Syls Stimme. So sanft, so leise. Wie konnte er sie überhaupt hören?
    Benommen erkannte er, dass er mit dem Gesicht nach unten auf dem abschüssigen Dach lag. Es war nicht so steil, dass er sofort heruntergerollt wäre; außerdem trieb ihn der Wind die Neigung hinauf. Er tat, was Syl ihm gesagt hatte, packte den Rand des Daches mit kalten, nassen Fingern und steckte den Kopf zwischen die Arme. In der einen Hand hielt er noch
immer die Kugel, die er gegen das steinerne Dach presste. Seine Finger verloren allmählich den Halt. Der Wind blies so hart und versuchte ihn nach Westen zu drücken. Wenn Kaladin jetzt losließ, würde er gleich wieder in der Luft baumeln. Das Seil reichte nicht bis zur anderen Seite des Daches, wo er etwas geschützter gewesen wäre.
    Ein Felsblock traf neben ihm das Dach. Er konnte jedoch weder den Aufprall hören noch den Brocken in der Finsternis sehen, aber er spürte , wie das Gebäude erschüttert wurde. Der Stein rollte vom Dach und krachte auf die Erde. Nicht der gesamte Sturm hatte eine solche Kraft, sondern es waren die einzelnen Windstöße, die große Gegenstände Hunderte Fuß weit durch die Luft wirbelten.
    Seine Finger gaben immer mehr nach.
    »Der Ring«, flüsterte Syl.
    Der Ring. Das Seil, das um seine Beine geschlungen war, war an einem Stahlring am Dach hinter ihm befestigt. Kaladin ließ los und packte den Ring, während er nach hinten geblasen wurde. Mit aller Kraft hielt er sich daran fest. Das Seil hing noch immer an seinen Fußknöcheln und war etwa so lang wie sein Körper. Ganz kurz dachte er einmal daran, es loszubinden, aber er wagte nicht, den Ring dafür loszulassen. Er hing dort wie ein Wimpel, der im Wind flatterte. Mit beiden Händen verkrallte er sich in den Ring, während er die Kugel noch in der einen hielt und gegen den Stahl drückte.
    Jeder Augenblick war ein Kampf. Der Wind zerrte ihn nach links, dann wieder nach rechts. Er hatte keine Ahnung, wie lange es schon dauern mochte; die Zeit hatte keine Bedeutung an diesem Ort der Raserei und des Aufruhrs. Sein benommener, aufgewühlter Verstand glaubte allmählich, er befände sich in einem Alptraum. Es war ein furchtbarer Traum voller schwarzer, ewiger Stürme. Schreie in der Luft, grell und weiß, Blitze enthüllten eine entsetzlich verdrehte Welt aus Chaos und Schrecken. Die Häuser schienen zur Seite geblasen zu werden;
die ganze Welt geriet in eine Schieflage und wurde von der mächtigen Sturmgewalt gepeitscht.
    In diesen kurzen Augenblicken des Lichts glaubte Kaladin, wenn er hinzuschauen wagte, Syl vor sich stehen zu sehen, das Gesicht dem Wind zugewandt, die winzigen Hände ausgestreckt. Als ob sie versuchte, den Sturm aufzuhalten und zu teilen, so wie ein Stein das Wasser eines schnellen Stromes teilte.
    Das kalte Regenwasser betäubte seine Wunden. Und es betäubte auch seine Finger. Er spürte nicht, wie sie sich von dem Ring lösten. Plötzlich wurde er wieder durch die Luft gepeitscht, zur Seite geschleudert und gegen das Dach der Baracke geworfen.
    Schwer prallte er auf. Glitzernde Lichter tanzten vor seinen Augen; sie schmolzen zusammen und wurden von Schwärze gefolgt.
    Nicht von Bewusstlosigkeit, sondern von Schwärze.
    Kaladin blinzelte. Es herrschte

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