Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Titel: Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
Hellheit
Jasnah hatte sich als so flüchtig wie ein wilder Sangling erwiesen. Da war es besser, schnell zu sein.
    Die Hauptstraße führte in Serpentinen den Berg hinauf, und so gab ihr sogar der kurze Weg die Gelegenheit, viel von der Stadt zu sehen. Sie stellte sich als berauschend reich und voller seltsamer Leute, Anblicke und läutender Glocken heraus. Schallan lehnte sich zurück und nahm das alles in sich auf. Die Häuser standen in Farbgruppen zusammen, und diese Farben schienen ihren Zweck anzudeuten. Geschäfte, die die gleichen Waren verkauften, waren auch in den gleichen Farbtönen gestrichen – Violett für Bekleidung, Grün für Nahrungsmittel. Wohnhäuser hatten ihre eigenen Muster, die Schallan jedoch nicht verstand. Die Farben wirkten sanft, ausgewaschen und zurückhaltend.
    Yalb ging neben ihrem Wagen her, und der Träger redete über die Schulter mit ihr. Yalb übersetzte und hatte die Hände in die Taschen seiner Weste gesteckt. »Er sagt, dass die Stadt wegen ihrer Lage hier etwas Besonderes ist.«
    Schallan nickte. Viele Städte lagen an Orten, die durch Felsformationen vor den Großstürmen geschützt waren.
    »Kharbranth ist eine der am besten geschützten Großstädte auf der ganzen Welt«, übersetzte Yalb weiter, »und die Glocken sind ein Symbol dafür. Es heißt, sie wurden gegossen, um davor zu warnen, dass gerade ein Großsturm wütet, denn der Wind hier drinnen ist oft so lau, dass die Bevölkerung es nicht immer bemerkt.« Yalb zögerte. »Er sagt das alles nur, weil er ein großes Trinkgeld haben will, Hellheit. Ich habe diese Geschichte schon einmal gehört, aber ich halte sie für ganz und gar lächerlich. Wenn der Wind stark genug ist, um Glocken zum Läuten zu bringen, dann müssen ihn die Menschen auch bemerken. Außerdem sollte es ihnen doch auffallen, wenn ihnen der Regen auf die verdammten Köpfe prasselt, oder?«
    Schallan lächelte. »Das ist schon in Ordnung. Er soll weiter erzählen.«

    Der Träger schwatzte wieder in seiner abgehackten Sprache drauflos – was für eine Sprache war das überhaupt? Schallan hörte Yalbs Übersetzungen zu, sog die Anblicke, die Klänge und – leider – auch die Gerüche in sich ein. Sie war mit dem frischen Duft abgestaubter Möbel und gebackener Fladenbrote in der Küche aufgewachsen. Die Seereise hatte ihr neue Gerüche von Salzwasser und sauberer Meeresluft erschlossen.
    Doch an dem, was sie nun roch, war gar nichts Sauberes. Jede vorbeiziehende Gasse hatte ihr eigenes Bouquet von widerlichen Dünsten. Sie wechselten sich mit den würzigen Düften der Straßenhändler und ihren Speisen ab, und dieser Gegensatz war noch unangenehmer. Zum Glück bog der kleine Wagen bald in den geschäftigsten Teil der Straße ein, und der Gestank ließ allmählich nach, auch wenn es nun langsamer voranging, weil der Verkehr hier so viel dichter war. Staunend betrachtete Schallan die Passanten. Diese Männer mit ihren Handschuhen und der blassblauen Haut kamen aus Natanatan. Aber wer waren diese großen, stattlichen Menschen in den schwarzen Roben? Und die Männer, die ihre Bärte so geflochten hatten, dass sie wie Stäbe aussahen?
    Die verschiedenen Geräusche erinnerten Schallan an die wetteifernden Chöre wilder Sanglinge in der Nähe ihres Hauses, nur dass sie hier an Vielgestaltigkeit und Lautstärke erheblich zugenommen hatten. Hundert Stimmen riefen einander etwas zu, vermischten sich mit schlagenden Türen, über Steine rollenden Karrenrädern und gelegentlichen Rufen der Himmelsaale. Die allgegenwärtigen Glocken klingelten im Hintergrund und wurden lauter, wenn der Wind stärker blies. Sie hingen in Schaufenstern und von Balken herab. Jeder Laternenpfahl entlang der Straße hatte eine Glocke unter seiner Lampe, und auch Schallans Wagen besaß eine kleine silberne an der Spitze des Baldachins. Als sie sich etwa auf halbem Weg den Hügel hinauf befanden, zeigte eine wogende Welle aus Glockenschlägen die volle Stunde an. Die verschiedenen,
nicht miteinander verbundenen Geläute erzeugten einen schallenden Lärm.
    Die Massen dünnten sich aus, als sie den oberen Teil der Stadt erreicht hatten, und schließlich wurde Schallan zu einem massigen Gebäude auf dem Scheitelpunkt des Berges gezogen. Es war weiß gestrichen und nicht aus Ziegeln oder Lehm erbaut, sondern aus dem Fels gehauen. Die Säulen vor der Fassade wuchsen nahtlos aus dem Stein heraus, während die Rückseite des Hauses mit der Klippe verschmolz. Über den Dachöffnungen wölbten

Weitere Kostenlose Bücher