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Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1

Titel: Der Weg der Könige - Sanderson, B: Weg der Könige - The Way of Kings - The Stormlight Archive, Book 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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umherziehenden Sturmwächter abgekauft haben mochte. Die Stürme waren mit großer Genauigkeit vorhersehbar; Kaladins Vater hatte daraus sein Hobby gemacht. Es war ihm möglich gewesen, in acht von zehn Fällen den richtigen Tag herauszufinden.
    Die Bretter klapperten gegen die Gitterstäbe, als der Wind das Gefährt umtoste und es wie das Spielzeug eines unbeholfenen Riesen durchschüttelte. Das Holz knarrte, Sturzbäche aus eisigem Regenwasser ergossen sich durch die Spalten. Auch das Licht der Blitze zuckte hindurch, begleitet von Donnerschlägen. Das war aber das einzige Licht, das sie hatten.
    Gelegentlich gab es auch einen Blitz ohne Donner. Dann ächzten die Sklaven vor Entsetzen auf, dachten an den Sturmvater, die Schatten der Verlorenen Strahlenden oder die Bringer der Leere, von denen es hieß, dass sie die mächtigsten Großstürme heimsuchten. Sie kauerten sich in einer Ecke des Wagens zusammen und teilten ihre Körperwärme miteinander. Kaladin hielt sich von ihnen fern; er saß allein mit dem Rücken zu den Gitterstäben.
    Kaladin hatte keine Angst vor Geschichten über Wesen, die im Sturm umherwanderten. In der Armee war er gezwungen gewesen, einen oder zwei Großstürme unter einem Felsvorsprung oder in einem behelfsmäßigen Unterstand durchzustehen.
Niemandem gefiel es, während eines Sturmes draußen zu sein, aber manchmal ließ es sich eben doch nicht vermeiden. Die Wesen, die durch den Sturm wanderten – und vielleicht sogar der Sturmvater persönlich –, waren nicht halb so gefährlich wie die Felsbrocken und Baumstämme, die dabei hoch in die Luft gewirbelt wurden. Am gefährlichsten waren die ersten Böen und das Wasser – der Sturmwall. Je länger man danach aushielt, desto schwächer wurde der Sturm, bis er abzog und nur noch Nieselregen hinterließ.
    Nein, er hatte keine Angst vor den Bringern der Leere, die nach Fleisch Ausschau hielten, an dem sie sich mästen wollten. Er hatte Angst, dass Tvlakv etwas zustieß. Der Sklavenhändler wartete den Sturm in einem engen hölzernen Gelass ab, das in den Boden seines Wagens eingebaut war. Das war angeblich der sicherste Ort in der ganzen Karawane, aber ein unglücklicher Umstand – ein vom Sturm aufgewirbelter Fels oder der Zusammenbruch des Wagens – konnte ihn auch dort durchaus töten. In diesem Fall würden Bluth und Tag davonlaufen und alle anderen in ihren verschlossenen Käfigen zurücklassen. Die Sklaven würden einen langsamen Tod durch Verhungern und Verdursten erleiden und in diesen Wagen unter der Sonne geradezu gebacken werden.
    Der Sturm tobte weiter und erschütterte den Wagen. Manchmal fühlten sich diese Winde wie lebendige Wesen an. Wer konnte auch schon mit Sicherheit sagen, dass sie keine waren? Wurden die Windsprengsel von den Windböen angezogen oder waren sie diese Windböen? Waren sie die Seelen der Kraft, die Kaladins Wagen unbedingt zerstören wollten?
    Diese Kraft – ob sie nun vernunftbegabt war oder nicht – versagte jedenfalls. Die Wagen waren an Felsen in der Nähe gekettet, ihre Räder wurden blockiert. Die Windstöße wurden träger. Es blitzte nicht mehr, und aus dem unerträglichen Trommeln des Regens wurde ein ruhiges Tappen. Nur ein einziges Mal auf ihrer Reise war ein Wagen während eines Großsturms
umgekippt. Sowohl der Wagen als auch die Sklaven darin hatten mit einigen Beschädigungen überlebt.
    Die hölzerne Seite rechts von Kaladin wurde plötzlich erschüttert und öffnete sich, nachdem Bluth die Verschlüsse gelöst hatte. Der Söldner trug seinen Lederumhang als Schutz gegen den Regen. Ströme von Wasser stürzten von der Krempe seines Hutes, als er die Stäbe – und die Insassen – dem sanfter gewordenen Regen preisgab. Es war zwar kühl, aber nicht so durchdringend kalt wie auf dem Höhepunkt des Sturmes. Das Wasser besprühte Kaladin und die zusammengekauerten Sklaven. Tvlakv befahl immer, dass die Wagen geöffnet wurden, bevor der Regen aufhörte; er sagte, dies sei die einzige Möglichkeit, den Gestank der Sklaven wegzuwaschen.
    Bluth stellte die hölzerne Wand neben den Wagen und öffnete nun auch die anderen beiden Seiten. Nur die Wand am vorderen Teil des Wagens – unmittelbar hinter dem Fahrersitz – konnte nicht abgenommen werden.
    »Es ist ein bisschen früh, die Seiten abzunehmen, Bluth«, erklärte Kaladin. Die Nachlassung, die Periode kurz vor dem Ende eines Großsturms, wenn der Regen nur noch sanft fiel, war bisher nicht in Sicht. Der Regen fiel schwer, der Wind frischte

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