Der Weg des Feuers
gefallen.
»Gua soll sich um diese tapferen Soldaten kümmern«, befahl der General. »Wir Übrigen sorgen für unsere Verteidigung.«
Schnell und geordnet gingen die Soldaten in Stellung. Sorgenvoll betrachtete Sesostris den steinernen Bauch des zweiten Katarakts.
Sein gewaltiges Vorhaben schien undurchführbar, trotzdem musste es eingehalten werden.
35
Alle in Buhen anwesenden Ägypter hörten dem Pharao aufmerksam zu. Mit ernster Stimme verkündete er erstaunliche Entscheidungen.
»Da wir es hier nicht mit einem gewöhnlichen Feind zu tun haben, der unseren Untergang will, können wir ihn auch nicht auf gewöhnliche Weise bekämpfen. Als Anführer von Aufständischen entfesselt ein Ungeheuer zerstörerische Kräfte und versucht, isefet an die Macht zu bringen, indem er Gewalt, Rechtlosigkeit und blinde Raserei predigt. Um ihm Widerstand zu leisten, werden wir eine unüberwindliche magische Sperre bauen: zahlreiche Festungen, angefangen in Elephantine bis südlich vom zweiten Katarakt. Die alten Festungen werden vergrößert und verstärkt, und wir bauen auch mehrere neue. Sie sollen sozusagen zu einer einzigen großen Festung zusammenwachsen, die so mächtig wird, dass sie den Angreifer entmutigt. Noch heute muss mit den Arbeiten begonnen werden. Bald kommen Hunderte von Handwerkern aus Ägypten hierher, ich bleibe mit der Armee in Nubien, um die Baustellen zu schützen und jeden Angriff abzuwehren. Alle bekommen Amulette, die sie immer tragen müssen, weil sie sonst der Löwin zum Opfer fallen. Machen wir uns ans Werk.«
Der Plan des Pharaos wurde mit großer Begeisterung aufgenommen. Gräben sollten ausgehoben und Tausende von Ziegelsteinen für den Bau der hohen, dicken, mit Zinnen bewehrten Mauern hergestellt werden. Überdachte Gänge und jeweils zwei Tore sicherten den Zugang.
Zwischen zwei Festungen durften nicht mehr als siebzig Kilometer liegen, damit man sich mit Hilfe von Lichtzeichen, Rauch oder Brieftauben verständigen konnte. Im Schutz der Rundgänge konnten die Bogenschützen auf jeden möglichen Angreifer und auch auf Schiffe zielen, die die Wachposten zu umgehen versuchten.
Buhen wurde das erste eindrucksvolle Ergebnis dieser erstaunlichen Verwandlung, die von Sehotep mit Unterstützung des Königlichen Sohns meisterlich ausgeführt worden war. Die Festung bedeckte eine Fläche von siebenundzwanzigtausend Quadratmetern, und der Hauptplatz, der zum Teil in den Felsen gehauen war, wirkte wie eine kleine Siedlung, die von rechtwinklig verlaufenden Straßen in sechs Viertel unterteilt wurde.
Jeden Morgen feierte der König die Rituale im HorusTempel, der ganz in der Nähe seines Herrschaftssitzes mit elf Meter hohen und acht Meter dicken Mauern lag. Alle fünf Meter gab es rechteckige Türme oder runde Bastionen. Zwei Tore öffneten sich zu Ufermauern, an denen Kriegsschiffe, Lastkähne und Versorgungsschiffe anlegten. Die Hafenarbeiter hatten ständig zu tun, und auf dem Nil herrschte reger Schiffsverkehr.
Medes war mit seinem einigermaßen behaglichen
Arbeitszimmer recht zufrieden und sorgte für einen lebhaften Briefverkehr mit den anderen Festungen und der Hauptstadt. Außerdem überprüfte er, ob die Botschaften, die seine Verwaltung verließen, richtig abgefasst waren. Und auch Gergu wurde mit Arbeit überhäuft. Er plante das Kommen und Gehen der Getreideschiffe und überwachte das Füllen der Speicher und die Verteilung der Lebensmittel.
Unter den gegebenen Umständen waren Betrügereien unmöglich. Wie sein Vorbild Medes war auch er gezwungen, den ergebenen Diener des Pharaos zu spielen.
»Was haben die denn vor?«, fragte Schiefmaul ungeduldig.
»Die Ägypter sollten doch nicht in Buhen bleiben, sondern weiter bis zum steinernen Bauch vorrücken!«
»Sie kommen schon noch«, beruhigte ihn der Prophet.
»Sie haben die Festung vergrößert und verstärkt«, beklagte sich Shab der Krumme. »Vom Fluss aus können wir sie unmöglich angreifen. Wir kämen überhaupt nicht bis zur Mauer durch.«
»An der Seite zur Wüste sieht es auch nicht besser aus«, berichtete Schiefmaul. »Zu dem großen zweiflügeligen Tor gelangt man nur mit einer Zugbrücke über einen tiefen Graben.«
»Meine treuen Freunde, versteht ihr denn wirklich nicht, dass sie Angst haben und sich hinter Schutzvorkehrungen verstecken, die sie irrtümlich für sicher halten?«
Aus dem Lager der Nubier hörte man plötzlich
Freudenschreie.
»Der Mann, auf den ich schon lange warte, ist gekommen.«
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