Der Weg des Feuers
Aber unbestechlich ist er ganz bestimmt nicht. Dieser Überraschungserfolg wird ihm zu Kopf steigen, und dann ist er verwundbar.«
Die Bewohner des kleinen Dorfs im Schatten der Festungsanlage von Buhen bauten Hütten, Vorratsschuppen, Ställe für das Vieh und Schutzzäune. Damit beschäftigt, sich an ihre neuen und durchaus angenehmen Lebensbedingungen zu gewöhnen, traf sie der Überfall der Kuschiten völlig unvorbereitet.
Ein ägyptischer Offizier, der den Auftrag hatte, das Dorf mit Wasser und Getreide zu versorgen, wurde ihr erstes Opfer. Triah schlug ihm den Kopf ab und pflanzte ihn auf einen Pfahl. Dann metzelten seine Soldaten ihre Landsleute nieder –
einschließlich der Kinder.
In weniger als einer halben Stunde war die kleine Dorfgemeinschaft ausgelöscht.
»Jetzt holen wir uns Buhen!«, rief der Prinz von Kusch und preschte zum landwärts gelegenen Haupteingang der Festung. Den Ägyptern blieb keine Zeit mehr, die Zugbrücke zu schließen und den Zugang zu dem beeindruckenden Gebäude zu versperren. Eine grölende, siegesgewisse Meute drückte in die Festung. Triah stellte sich schon vor, wie er Sesostris die Kehle durchschnitt und dessen Leichnam dann am Tor von seinem Palast zur Schau stellen würde.
Die Kuschiten gelangten in einen großen Hof, auf dem sie im Kampf Mann gegen Mann schnell Oberhand gewinnen würden. Doch irgendwie zwang man sie dann in einen engen Gang.
Die ägyptischen Bogenschützen standen oben hinter den Zinnen und begannen jetzt auf Nesmontus Befehl hin zu schießen.
Die wenigen Überlebenden schlugen zurück, ohne aber auch nur einen einzigen Gegner zu treffen.
»Vorwärts!«, schrie der Prinz, überzeugt, dass sie am Ausgang aus dieser Falle endlich auf den Feind treffen würden. Doch auf die erste Falle folgte ein zweiter Engpass, der in einen engen Raum führte, der am anderen Ende von einem schweren Tor verschlossen war.
Die Angreifer saßen wie Gefangene in dieser Falle fest, als ein Regen tödlicher Geschosse auf sie herunterging. Keinem einzigen Kuschiten gelang die Flucht. Ein ägyptischer Trupp hatte ihnen den Rückzug versperrt und die Zugbrücke geschlossen. Triah, dessen Körper von einem Dutzend Pfeilen durchbohrt war, starb als Letzter. Shab der Krumme wagte es, den Propheten zu wecken.
»Bitte entschuldigt, Herr, aber ich muss Euch mitteilen, dass der Prinz von Kusch gerade die Festung Buhen angegriffen hat.«
»Was für ein Dummkopf! Das ist zu früh, viel zu früh.«
»Er hat sich stundenlang berauscht und dann beschlossen, für die Beschlagnahme von Eseln Rache zu üben.«
»Damit begeht dieser Schwachsinnige einen großen Fehler.«
»Vielleicht hat er ja Glück und kann den gegnerischen Verteidigungslinien einen ernsten Schaden zufügen.«
In Begleitung der anmutigen jungen Bina begab sich der Prophet in die Wüstenlandschaft nahe Buhen.
Die Festung schien unversehrt.
Ägyptische Soldaten brachten gerade die Leichen der Kuschiten aus der Festung und stapelten sie zu einem Haufen, ehe sie sie verbrannten. Auch Triahs Leichnam wurde nicht anders behandelt.
»Das ist furchtbar«, klagte Shab der Krumme bitter. Die nubische Armee, auf die der Prophet gezählt hatte, um Sesostris anzugreifen, war vernichtet.
»Wir können nicht länger hier bleiben, Herr. Lasst uns zurück nach Memphis gehen. Dort seid Ihr in Sicherheit.«
»Du vergisst den steinernen Bauch. Berauscht von seinem Sieg, wird Sesostris versuchen, ihn zu überqueren und das dahinter liegende Gebiet zu erobern.«
»Ich weiß nicht, ob wir ihm Widerstand leisten können, selbst wenn uns die Löwin hilft.«
»Sei nicht so niedergeschlagen, mein tapferer Freund. Er ist nur ein Pharao, ich aber bin der Prophet. Seine Herrschaft geht zu Ende, während meine gerade beginnt. Wie kann so ein unbedeutender Zwischenfall deinen Glauben an mich erschüttern?«
Shab der Krumme war zutiefst beschämt.
»Ich muss noch sehr große Fortschritte machen, Herr. Bitte nehmt es mir nicht übel!«
»Ich verzeihe dir.«
Zurück in seinem Lager, befragte der Prophet Schiefmaul nach den Stellungen der Ägypter. Die meisten Soldaten befanden sich in Buhen, ein kleiner Teil war aber auf einer Insel untergebracht, auf der die Schiffe der Ägypter überholt wurden.
»Töte alle, die sich dort aufhalten, und stecke die Gebäude in Brand. Sesostris versteht dann schon, dass unser Widerstand noch lange nicht gebrochen ist.«
»Das mache ich mit dem größten Vergnügen«, versprach Schiefmaul und war
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