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Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica O'Rourke
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sein.«
    Ich sah das Regal an. Dort standen Schneekugeln von überall, wo Verity schon gewesen war– New York, San Francisco, Mexiko, Minneapolis und natürlich auch aus ganz Chicago. Wrigley Field, das Art Institute, Navy Pier, das Shedd Aquarium. Sie hatte eine aus einem Obstanbaugebiet und eine andere von unserer Skireise in der achten Klasse. Sie hatte auch eine zu jedem großen Musical, das sie je gesehen hatte– angefangen mit Wicked, Natürlich blond und Phantom der Oper. Dieordentlichen Reihen von Glaskuppeln waren so vertraut, dass ich sie kaum noch bemerkte. Aber die Schneekugel aus New Orleans fehlte. Ich starrte genauer hin und entdeckte sie schließlich, nach hinten geschoben. Der hellgelbe Sockel und die Mardi-Gras-Szene waren durch die Menge von Glaskuppeln kaum zu sehen. Warum hatte sie diese Schneekugel außer Sicht geschoben? Die neueste stand doch sonst immer auf einem Ehrenplatz, je kitschiger, desto besser.
    Ich griff hin und zog sie heraus, wobei ich darauf achtete, sie nicht klirrend gegen die anderen stoßen zu lassen. Drinnen befand sich ein schreiend bunter Harlekin, der auf einer Schatzkiste saß und an einem schmiedeeisernen Laternenpfahl lehnte. Hässliche Schneekugeln waren ihre Spezialität, aber die hier war noch geschmackloser als sonst.
    Ich drehte sie um, ließ sie sanft kreisen, richtete sie wieder auf und wartete darauf, die Glitzerflocken fallen zu sehen.
    Sie fielen nicht. Ich kniff die Augen zusammen und sah genauer hin, um sicherzugehen.
    Da war kein Schnee.
    Die Treppe knarrte, und ohne lange nachzudenken steckte ich die Schneekugel in meine Tasche und wickelte sie in ein altes Wilco-T-Shirt ein. Ich schnappte mir ein Foto vom Homecoming-Ball des letzten Jahres vom Regalbrett darunter und versuchte, so auszusehen, als ob ich in Erinnerungen schwelgte.
    Evangeline öffnete die Tür und wirkte wie eine wohlerzogene Rausschmeißerin. Sie ließ einen distanzierten Blick aus blauen Augen durchs Zimmer schweifen; am Ende kam er auf meiner Tasche zu ruhen.
    » Hast du gefunden, was du gesucht hast?« Ihre Stimme war unter dem honigsüßen Akzent hart wie Stahl. Ich kam zu dem Schluss, dass Evangeline niemand war, mit dem man sich gefahrlos anlegen konnte.
    » Ich glaube schon.« Ich stellte das Bild ab.
    Sie kam auf mich zu, und ich wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Aber alles, was sie tat, war, mir das Haar von dem Schnitt an der Schläfe wegzustreichen. Wortlos ergriff sie meine verletzte Hand und musterte sie genau.
    » Das scheint gut zu heilen.«
    Ich wollte ihr meine Hand entreißen und die Treppe hinunterpoltern, aber ich zwang mich stillzuhalten; ich wollte nicht wirken, als hätte ich mir etwas vorzuwerfen. » Die Ärztin hat gesagt, es sei nicht so schlimm, wie sie erst gedacht hatten. Sie sagt, ich hätte Glück gehabt, dass kein Nerv beschädigt worden ist.«
    » Glück ist ein wankelmütiges Ding«, sagte sie und ließ meine Hand los. » Du solltest vorsichtiger sein.«
    » Ich werde daran denken.« Der Taschenriemen schnitt in meine gesunde Schulter ein, und ich verlagerte mein Gewicht. » Ich muss jetzt los. Ich muss morgen arbeiten.«
    » Natürlich. Ich bringe dich zur Tür.«
    Ich achtete darauf, meine Tasche nicht gegen die Wand prallen zu lassen, und ging die vertrauten Stufen ein letztes Mal hinunter. Mein Herz raste, und der Geruch von Veritys Zimmer wurde mit jedem Schritt schwächer. Aber ihr Geheimnis war in Reichweite– die Gewissheit juckte mir in den Fingerspitzen. Luc hatte gesagt, dass ich ihm etwas bieten musste, bevor er mir helfen würde.
    Dann konnten die Verhandlungen ja beginnen.

Kapitel 6
    Obwohl er seit Veritys Tod wie ein schlechtgekleideter Bär herumgetappt war, konnte Kowalski schnell handeln, wenn er wollte. Aus dem Grund traf ich am nächsten Nachmittag meine Anwältin auf dem Polizeirevier.
    Ich kam mir auffällig vor, wie ich da im Eingangsbereich saß, in Sonntagskleidern, obwohl es Mittwochnachmittag war– das hatte meine Mutter verlangt. Sie hatte mitkommen wollen, aber im Diner herrschte wieder einmal Personalnotstand. Außerdem war ihr überbehütendes Gehabe das Letzte, was ich brauchen konnte, wenn ich mir Fahndungsfotos ansah und Informationen aus Kowalski herausholte.
    Ich hatte mit etwas Düstererem gerechnet als mit dem ganz in Beige gehaltenen Wartebereich, in den ich geschickt worden war. Beigefarbene Plastikstühle, schmuddelige beigefarbene Wände, beigefarbenes Linoleum. Sogar die Jalousien, die die Fenster

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