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Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition)

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 1: Die Erwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica O'Rourke
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Flügel spielte. Am Ende gelangten wir in die Küche, und Lena drückte mir einen Plastikbecher mit irgendetwas, das rot und fruchtig aussah, in die Hand.
    » Cosmo«, sagte sie. » Das brauchst du jetzt.«
    » Ist das so offensichtlich?« Wahrscheinlich. Das hier war eine schreckliche Idee. Ich setzte den Becher an, trank ihn zur Hälfte aus und hustete ein bisschen.
    Lena lächelte nervös und schenkte nach. » Flüssiger Mut.«
    Ich schnaubte und nahm noch einen Schluck, während ihr Lächeln verschwand. » Stimmt was nicht?«
    » Reg dich nicht auf«, sagte sie und versuchte, beruhigend zu klingen. Ich war nicht beruhigt.
    » Was ist?« Ich stellte den Becher auf die marmorne Arbeitsplatte. Meine Mutter? Oh Gott. Colin? Ich schloss die Augen und wünschte mir, der Alkohol hätte meinen Blutkreislauf schon erreicht.
    » Seth ist hier.«
    Ich öffnete die Augen. » Seth Gibson? Wieso?«
    » Jill hat sich entschlossen, St. Sebastian’s einzuladen.«
    » Es ist eine Schande, dass all dieses Geld ihr keinen guten Geschmack erkaufen kann«, grummelte ich. » Weiß er, dass ich hier bin?«
    » Irgendwie haben alle deinen Auftritt bemerkt«, sagte sie schwach, und ich griff wieder nach meinem Becher.
    Nicht schrecklich, sagte ich mir. Mit ihm war ich letztes Jahr zum Schulball verabredet gewesen, und wir waren im Laufe des Sommers ein paar Mal miteinander ausgegangen. Er war ein richtig netter Kerl.
    » Herrgott noch mal, ist der langweilig«, sagt Verity. Sie sieht einen Ständer mit Second-Hand-Kleidung durch und runzelt vor Konzentration die Stirn. » Es ist so, als ob er um eine olympische Medaille in der Kategorie ›durchschnittlich‹ kämpft.«
    » Er ist nett.« Ich schüttle den Kopf über den durchscheinenden lilafarbenen Schal, den sie herausgesucht hat, und sie seufzt schwer und hängt ihn zurück.
    » Das sind Cockerspaniel auch. Du brauchst nichts ›Nettes‹. Du hast dein ganzes Leben damit verbracht, nett zu sein. Du brauchst …«
    » Einen richtigen Dreckskerl?«, schlage ich vor.
    Sie schlägt nach mir. » Jemanden … mit Ecken und Kanten. Jemanden, der gefährlich ist.«
    » Nein danke.«
    » Einen, der böse ist. Nur ein klein wenig böse«, versichert sie mir und zieht eine ärmellose Bluse aus flaschengrünem Satin hervor. » Nicht so böse wie ein Serienmörder. Probier die hier an.«
    » Gut zu wissen, dass selbst du gewisse Mindestanforderungen stellst.« Ich nehme das Oberteil widerwillig, spüre die kühle Glätte des Materials unter den Fingerspitzen. Das ist nicht mein Stil – zu tief ausgeschnitten und zu unpraktisch. Es ist eher etwas für Verity als für mich, aber sie scheucht mich in die enge, schlecht beleuchtete Umkleidekabine und wartet draußen.
    » Mo, die einzigen Jungen, mit denen du je ausgegangen bist, sind die, die deiner Mutter recht sind.«
    » Wenn sie ihr nicht recht wären, könnte ich nicht mit ihnen ausgehen.« Das klingt doch nach einem vernünftigen Einwand. Ich ziehe den Vorhang auf, und ihr Gesicht erhellt sich.
    » Dein Haar sieht großartig aus. Die kaufst du! Und den hier auch«, sagt sie mit Nachdruck und schlingt mir den Schal um den Hals. Die Enden baumeln an meinen Fingern vorbei, aber er wiegt so gut wie nichts. » Deine Mutter ist schließlich nicht diejenige, die diese Kerle küsst. Du brauchst jemanden, der dich erschauern lässt. Willst du mir aufrichtig erzählen, dass Seth Gibson dich erschauern lässt?«
    Seth ließ mich noch nicht einmal erschauern, wenn er die Klimaanlage seines Civic voll aufdrehte.
    » Hallo, Mo.« Wenn man vom Teufel spricht… Seth erschien in der Tür, ein gut gelauntes, nervöses Lächeln auf dem Gesicht.
    Lena zuckte die Achseln und schob sich an ihm vorbei. » Wir sehen uns später«, sagte sie.
    » Hallo, Seth.« Ich klammerte mich an meinen Drink, als er auf mich zukam.
    Er stank nach Bier und umarmte mich unbeholfen; dann trat er ein wenig zurück. » Das mit Verity tut mir leid«, sagte er nach einer dieser Pausen, die immer länger und unbehaglicher werden, während man versucht, sich die am wenigsten peinliche Reaktion einfallen zu lassen. » Es ist so unwirklich.«
    » Das ist der richtige Ausdruck.« Ich musterte die Getränkekaraffen, die auf dem Tresen aufgereiht waren. Cosmopolitan, Appletini, Erdbeer-Daiquiri, Lemon Drop. Wenigstens würde ich so ein paar Portionen Obst zu mir nehmen. Skorbut würde kein Thema sein.
    » Aber dir ist nichts passiert. Das ist gut.«
    Darauf wusste ich keine Antwort.
    Wir

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