Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin
seltsam vor, dass es ihr so naheging, über Verity zu sprechen, obwohl sie einander nie begegnet waren. Jenseits der Lichtung schrie Constance auf, und ein paar Schindeln rissen sich vom Dach der Hütte los und landeten in der Nähe. Marguerite presste mir die Hand auf den Arm, als ich dazu ansetzte aufzustehen.
» Luc hat seinen Vater aus gutem Grund hergerufen. Ich bin zwar nicht in jedem Fall dafür, den beiden Männern alles zu überlassen«, fügte sie mit einem schelmischen Lächeln hinzu, das mich an Lucs erinnerte, » aber ich versichere dir, dass sie nicht in fähigeren Händen sein könnte.«
Ich musterte die Hütte, die im Takt mit den Kraftaufwallungen zu schwanken schien. » Können sie ihr helfen? Ist Luc wirklich so gut, wie er behauptet?«
» Besser«, sagte Marguerite so prompt, dass ich ihr glauben musste. » Sogar besser, als er glaubt. Ich möchte aber nicht, dass er hochnäsig wird, also ist es das Beste, es gar nicht zu erwähnen. Du verstehst schon.«
Ich konnte das Lachen nicht unterdrücken, das mir entschlüpfte, und sie fiel für einen Moment mit ein, wurde dann aber wieder ernst und sah mir nicht direkt in die Augen. » Ihm ist Großes vorherbestimmt, doch ihm ist nicht einmal die Hälfte davon bewusst. Weißt du, das Schicksal begeht keine Fehler. Es würde niemanden berufen, der nicht fähig ist.«
» Das Schicksal.« Kein Wunder, dass Luc ständig darüber redete, wenn Marguerite auch daran glaubte.
» Es klingt hochtrabend, wenn ich es so ausdrücke, nicht wahr? Das ist das Risiko, wenn man mit einem Patriarchen verheiratet ist, fürchte ich. Alles ist immer so feierlich und großartig. Ich glaube, Luc wird anders sein, wenn er an der Reihe ist, aber es kommt darauf an.«
» Worauf?«
Bevor sie antworten konnte, explodierte ein Fenster mit einem solch lauten Knall, dass wir zusammenzuckten. Marguerite neigte den Kopf zur Seite und lauschte, sah sich aber nicht um. Stattdessen hielt sie das Gesicht weiter auf einen Punkt unmittelbar oberhalb meiner Schulter gerichtet.
» Sie sind … blind?« Oh Gott. Konnte ich noch unhöflicher sein? Zu Lucs Mutter? Ich hätte bemerken sollen, wie sie dem Klang meiner Stimme statt meinen Bewegungen folgte, und auch, wie Dominic sie über die Lichtung geführt hatte.
Sie zuckte leicht mit den Schultern. » Wie ich schon sagte, manche Menschen trifft der Übergang schwerer als andere.«
» Das tut mir leid. Luc hat das nie erwähnt.« Er hatte mir nie etwas über seine Familie erzählt.
» Wann hätte er dazu auch Zeit gehabt?«
Das war ein stichhaltiges Argument, aber in mir verkrampfte sich alles vor Verlegenheit. Wie hatte ich es nur übersehen können? Und warum hatte ich Luc nie nach seiner Familie gefragt? Er wusste viel über meine. Warum hatte er sich so bedeckt gehalten? Irgendwie bezweifelte ich, dass sein Schweigen auf bloße Gedankenlosigkeit zurückzuführen war.
» Bemitleide mich nicht zu sehr. Ich habe andere Begabungen.« Sie hielt inne. » Es ist jetzt ruhiger. Spürst du es?«
Die Luft schien sich allmählich zu entladen, und der Wind kühlte zu einer angenehmen Brise ab. Das Knistern und Prasseln in der Hütte kam Stück für Stück zum Erliegen.
Ich kämpfte mich auf die Beine. » Kann ich hineingehen?«
Marguerite schloss die Augen. » Es sollte nicht mehr gefährlich sein. Darf ich deinen Arm nehmen?«
Beschämung durchströmte mich. Ich war drauf und dran gewesen, davonzulaufen und Lucs Mutter mitten im Bayou auf dem Boden hocken zu lassen. Da hatte ich ja einen hervorragenden ersten Eindruck hinterlassen! Ich half ihr auf, und sie ließ die Hand auf meinem Arm ruhen.
Als wir uns der Hütte näherten, blickte ich mich um und sah das üppige Fleckchen Grün verblassen. Netter Trick. Marguerite wäre in meiner Wohngegend bestimmt gut angekommen.
Luc öffnete die Tür, den Arm gegen die Oberseite des Türrahmens gestützt, und ich stolperte beinahe auf dem unebenen Boden. Ich hatte ganz vergessen, wie umwerfend gutaussehend er war: Sein Körper bestand nur aus sehnigen Muskeln, während sein Gesicht wirkte, als wäre es aus Bernstein geschnitzt. Die Magie verstärkte diesen Eindruck noch. Die Linie um mein Handgelenk herum pochte, und ich trat gedankenlos auf ihn zu. Er grinste mich an, ein wenig erschöpfter als sonst, aber genauso arrogant wie immer.
» Maman«, sagte er, ohne den Blick von meinem zu lösen; seine Augen blitzten vor Erheiterung, Herausforderung und Hitze. » Danke, dass du dich um Mouse
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