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Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erika O'Rourke
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Gestalt anzunehmen.
    » Wusstest du schon, wer ich war, bevor Verity gestorben ist?«
    » Klar. Ich war oft im Morgan’s. Manchmal bin ich auch im Slice gewesen.«
    » Wie kommt es, dass ich dich nie gesehen habe?«
    » Ich bin gut darin, nicht bemerkt zu werden.«
    Natürlich war er das. Er hatte seine Kindheit in dem Versuch verbracht, Raymond Gaskills Aufmerksamkeit zu entgehen. Es war keine Schüchternheit, es war eine Überlebensstrategie. Eine, die er mir einzutrichtern versuchte.
    » Wenn ich weggehe«, fragte ich. » Wenn ich nach New York gehe … kommst du dann auch mit?«
    » Dort würdest du wahrscheinlich keinen Leibwächter brauchen. Wenn doch, dann würde Billy dir einen neuen zuweisen.«
    » Warum?«
    » Ich verlasse Chicago nicht, Mo. Niemals.«
    Ich wusste, warum. Tess. Ich hatte seine Antwort schon gekannt, bevor ich die Frage gestellt hatte. Was ich wirklich wollte, war, dass er sich mir anvertraute, mir freiwillig die Wahrheit sagte, statt dass ich sie in Polizeiberichten und Zeitungsausschnitten aufstöbern musste. Die Enttäuschung ließ meinen Kopf noch stärker schmerzen.
    » Was, wenn ich bleiben würde?« Die Frage war mir entschlüpft, bevor es mir bewusst wurde. Er hatte klargestellt, dass wir keine Zukunft hatten. Und ganz gleich, ob ich meinen Platz bei den Bögen einnahm oder allein loszog, ich hatte nicht die Absicht, in Chicago zu bleiben. Aber irgendetwas – vielleicht das Bedürfnis, mich in dem ganzen Durcheinander an etwas Solidem festzuhalten – ließ mich fragen.
    Ganz gleich, aus welchem Grund ich die Worte gesagt hatte, nun, da sie einmal ausgesprochen waren, konnte ich sie nicht zurücknehmen. Colins Hand griff nach meiner, und dann fluchte er und riss das Steuer nach rechts. Wir hätten beinahe unsere Ausfahrt verpasst, und der Truck holperte über den Seitenstreifen, als wir vom Highway wegschlitterten.
    Es war eines dieser kleinen Landstädtchen mit Tankstelle und McDonald’s, aber ohne Ampel. Weiter hinten an der Straße sah ich eine Gruppe hoher Silos, vor denen ein Haufen landwirtschaftlicher Geräte stand. Wir fuhren in die Tankstelle, saßen einfach da und starrten einander an. Colins Hände umklammerten das Lenkrad so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. Nach einer Minute sagte ich: » Vergiss, dass ich gefragt habe.«
    Er zwang sich zu einem Lachen. » Unwahrscheinlich.«
    Ich errötete und streckte die Hand nach dem Türgriff aus. » Ich hole mir etwas zu trinken. Möchtest du auch etwas?«
    » Wasser, danke.« Er stieg aus, öffnete die Motorhaube und sah sich auf der verlassenen Tankstelle um. Die Glocke über der Tür des kleinen Ladens bimmelte fröhlich.
    » Dreckskerl«, murmelte Colin, und ich warf einen Blick um die hochgeklappte Kühlerhaube des Trucks herum.
    Luc schlenderte über den Parkplatz, schick und gepflegt in einer schwarzen Lederjacke.
    » Probleme mit dem Auto?«, fragte er mit vor Schalk blitzenden Augen. » Vielleicht kann ich dir ja zur Hand gehen.«

Kapitel 35
    » Die Quartoren bestellen dich zu sich«, sagte Luc, während Colin finster dreinblickte. » Keine Widerrede, keine nicht geladenen Gäste.«
    Colin schlug die Kühlerhaube zu und verfehlte Lucs Finger nur knapp. » Entweder komme ich mit auf den Ausflug, oder wir steigen wieder ein und fahren direkt nach Terre Haute.«
    Luc schüttelte den Kopf. » Sieh mal, ich habe Respekt vor dem, was du zu tun versuchst. Zu jedem anderen Zeitpunkt würde ich es durchaus zu schätzen wissen, wenn du den Wachhund spielen willst. Aber es ist nicht meine Entscheidung.«
    Colin ignorierte ihn. » Steig in den Truck, Mo.«
    » Wie gut klappt das bei dir?«, fragte Luc. » Mo herumzukommandieren, meine ich? Hattest du schon viel Erfolg?«
    » Wir müssen weiterfahren, sonst verpassen wir die Besuchszeit«, sagte Colin.
    Luc lachte spöttisch. » Der Truck da wird sich nicht vom Fleck rühren, solange ich es nicht sage. Und das tue ich nicht.«
    » Es reicht!« Ich schlug jedem der beiden Kerle eine Hand vor die Brust und schob. » Luc, bring den Motor in Ordnung. Bitte.«
    » Mouse …«
    » Reparier ihn. Sofort. Colin ist für dich unantastbar. Verstanden? Spiel nicht am Truck herum oder mit ihm … Lass ihn in Ruhe.«
    » Die Forderung stellst du im Augenblick ja ziemlich häufig«, sagte er. Colin beäugte mich scheel, aber ich warf Luc einen bösen Blick zu, auf den meine Mutter stolz gewesen wäre, und er krümmte einen Finger. Der Truck erwachte brummend zum Leben. »

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