Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erika O'Rourke
Vom Netzwerk:
bestimmt hatte. Aber ich war mir nicht sicher, ob ich an das Schicksal glaubte. Und ich wollte einen Mann, der mich wollte und nicht die Prophezeiung, der ich die Stirn geboten hatte.
    Ich hätte gern mit ihm geschimpft, aber er wirkte so erschöpft, mit verhärmtem Gesicht und umschatteten Augen. Sich mit roher Magie zu befassen war eine gefährliche, anstrengende Arbeit, und er hatte sie nur deshalb verrichtet, weil ich ihn darum gebeten hatte. Meine Gereiztheit ließ Stück für Stück nach. » Danke, dass du uns geholfen hast.«
    Er schloss die Augen und atmete langsam aus. » Ich habe dir geholfen. Sie war nur zufällig mit im Raum.«
    Auf dem Feldbett regte sich Constance. » Wir sollten wohl besser nach Hause zurückkehren. Den anderen fällt sicher bald auf, dass wir nicht mehr da sind.«
    » Gönn ihr ein bisschen Ruhe. Und dir auch.«
    Ich ging um die Glasscherben herum, mit denen der Boden übersät war, und setzte mich auf den anderen Stuhl. Luc machte eine träge Handbewegung, formte mit den Lippen die Worte einer Beschwörung, und die Scherben flogen zurück an ihren Platz. Die Risse glühten rot auf, bevor sie miteinander verschmolzen und vor meinen Augen zu einer neuen Glasscheibe zusammenwuchsen. Es musste schön sein, Dinge so mühelos reparieren zu können. Mit dem Talent konnte es einem vollkommen gleichgültig sein, was man zerbrach.
    » Ist einen Monat her«, sagte er. » Wie ist es dir so ergangen?«
    » Gut, schätze ich. In Anbetracht der Umstände.«
    Er nickte, und ich konnte mir denken, dass er wahrscheinlich ebenso empfand. » Treibt Cujo sich noch bei dir herum?«
    » Colin ist noch da, ja.« Das war die unverfänglichste Erklärung, die ich abgeben konnte, besonders Luc gegenüber.
    » Was für eine Schande! Es gibt doch keinen Grund dafür«, sagte er. » Wenn die Seraphim es auf dich abgesehen haben, gibt es nichts, was er tun kann.«
    » Er ist nicht da, um mich vor Bögen zu beschützen.« Wenn er dazu da gewesen wäre, hätte man Gift darauf nehmen können, dass Luc an erster Stelle auf der Liste der Menschen gestanden hätte, denen ich aus dem Weg gehen sollte. » Glaubst du wirklich, dass die Seraphim noch ein Problem darstellen? Wir haben ihnen doch das Handwerk gelegt.«
    » Sie haben ein Mitglied der Quartoren auf ihre Seite gebracht. Sie haben das Gefäß getötet.« Er verzog den Mund. » Zumindest haben sie es versucht. Das hört sich nicht nach einer Gruppierung an, die so einfach aufgibt. Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dass sie sich im Augenblick neu formieren und ihren nächsten Schritt planen.«
    » Du glaubst, dass sie mir nachstellen werden.« Etwas Schattenhaftes, Schlüpfriges regte sich in mir.
    » Ich halte es zumindest für möglich.« Er musterte mich. » Du klingst nicht unbedingt besorgt.«
    Ich sah zu, wie die moosbehangenen Zweige im Wind schwangen, und hielt mein Gesicht ausdruckslos. Luc würde nicht damit einverstanden sein, dass ich mich abermals mit den Seraphim anlegte. » Sollte ich das sein?«
    Er schien über die Frage nachzudenken. » Noch nicht. Vielleicht überhaupt nicht. Wir behalten die Sache im Auge.«
    » Gut, dann mache ich mir erst Sorgen darüber, wenn du sagst, dass ich es soll.«
    » Da wir gerade von den bösen Buben reden … Wie geht es deinem Onkel? Spielt er immer noch den Laufburschen für die Mafia?«
    » Ich frage nicht nach.« Es war auch besser, darauf zu verzichten. Die Beziehungen meiner Familie zum organisierten Verbrechen hatten meinen Vater ins Staatsgefängnis gebracht, was mir die Lust genommen hatte, nach Dingen zu fragen, die man besser geheim hielt. Ich belog mich nicht unbedingt selbst: An der Wahrheit über meine Familie war nichts zu ändern, ich hielt nur so viel Abstand davon wie möglich. Abgesehen von Colin natürlich. Er war die Ausnahme – die sehr attraktive, äußerst furchteinflößende Ausnahme – von der Regel.
    Constance wimmerte ein Mal und war dann wieder still. Ich wollte aufstehen, um nach ihr zu sehen, aber Luc legte mir eine Hand aufs Handgelenk. » Es geht ihr gut, Mouse. Zumindest für den Augenblick. Was hast du dir nur dabei gedacht, dich an ihre Fersen zu heften?«
    » Ich habe gedacht, dass ich Veritys Schwester helfen sollte.«
    Er lachte harsch auf. » Das hätte ich fast vergessen. Alles, was Vee getan hätte …«
    » Du hast dich nicht beklagt, als ich ihre Rolle in der Prophezeiung übernommen habe«, sagte ich. » Das gehört auch zu den Dingen, die sie getan

Weitere Kostenlose Bücher