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Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erika O'Rourke
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gewesen. Es war gespenstisch, dass sich äußerlich nichts verändert hatte, aber doch alles anders geworden war. Die Tür zu Veritys Zimmer war geschlossen, und ich berührte den Türknauf aus geschliffenem Glas, als ich daran vorbeikam. Normalerweise war das Haus im Präriestil lichtdurchflutet und warm, aber heute waren die Jalousien heruntergelassen und tauchten den Flur in eisige Schatten. So hätte es nicht sein sollen – Veritys Zuhause war immer laut und lebendig gewesen, genau wie sie.
    Auf halbem Weg die Treppe hinab betrachtete Luc mit einem angedeuteten Lächeln auf dem Gesicht Veritys Familienfotos. Als ich näher kam und mich sehr bemühte, sie nicht anzusehen, streckte er die Hand aus und drückte meine sacht.
    Wir gingen weiter die Treppe hinunter. » Was soll ich ihr sagen?«, fragte ich.
    » Du redest doch immer von der Wahrheit«, erwiderte er. » Versuch es damit.«
    » Wird sie sich an das erinnern, was geschehen ist?«
    » Höchstwahrscheinlich bruchstückhaft. Sorg dafür, dass sie sich nicht aufregt.«
    » Warum?«
    » Sie sollte zwar nicht in der Lage sein, die Linien zu nutzen, ohne sie in aller Form zu beschwören, aber ich möchte nicht erleben, was passiert, wenn sie stinksauer wird.« Er schüttelte den Kopf.
    » Sie braucht eine Ausbildung.« Ich setzte mich auf die unterste Stufe, und er ließ sich neben mich fallen, so dass sein Oberschenkel meinen streifte. » Vielleicht könnte dein Vater mit Orla reden und sie überzeugen, es sich anders zu überlegen.«
    » So einfach ist das nicht, zumindest nicht für Orla und die Übrigen.«
    Instinktiv erstarrte ich. » Dein Vater ist ein Mitglied der Quartoren.«
    » Das ist dir doch nicht gerade neu.«
    » Er hat Besseres zu tun, als sich mit einem Mädchen abzuplagen, das nicht seinem Haus angehört. Ich verstehe ja, warum Orla da war, aber weshalb auch Pascal? Es war nicht meinetwegen. Sie hätten mich aufsuchen können, wo auch immer sie wollten. Wenn so etwas vielen Kindern zustößt, warum interessieren sich die Quartoren dann besonders für Constance?«
    » Evangeline ist tot, was Constance zur einzigen lebenden Blutsverwandten einer Matriarchin macht. Es bestand die Möglichkeit, dass sie sich als Wasserbogen erweisen würde. Wenn das der Fall gewesen wäre, wäre sie ihre Erbin als Anführerin ihres Hauses gewesen.«
    » Aber sie ist Luft, nicht Wasser.«
    » Nein«, sagte er, und es lag etwas wie Traurigkeit in seiner Stimme. » Jetzt ist sie nur die Nachkommin einer Verräterin. Die Quartoren haben keinen Grund, ihr zu helfen oder es sonst jemanden versuchen zu lassen.«
    » Wenn so etwas noch einmal geschieht, bevor sie etwas geübter ist …« Ich schloss die Augen und sah wieder vor mir, wie Constance ausgestreckt auf dem Boden des Waschraums gelegen hatte. » Sie müssen ihr helfen. Sie müssen. «
    » Sie sind die Quartoren. Sie müssen gar nichts tun.« Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar, und die dunklen Strähnen fielen ihm wirr ins Gesicht. Er sah mir in die Augen. » Aber sie werden es tun. Für einen gewissen Preis.«
    Und plötzlich fühlte sich mein ganzer Körper bleischwer an. Das war der Luc, den ich in Erinnerung hatte. Alles war ein Handel, ein Austausch, eine Abmachung.
    » Mich.«
    » Orla ist niemand, der es sich leicht anders überlegt. Aber ich kenne diese Leute.« Ich hörte seiner Stimme die Verzweiflung an. » Ich bin mehr als mein halbes Leben lang dazu ausgebildet worden, einer von ihnen zu werden. Sie würden es nie zugeben, aber sie brauchen dich, und das heißt, dass du ein Druckmittel hast.«
    Druckmittel waren zumindest etwas, womit ich mich auskannte. » Also könnte ich ihnen einen Handel anbieten. Meine Hilfe im Tausch gegen jemanden, der sich um Constance kümmert.«
    » Das nennt man einen Bund. Einen Vertrag, der mit Magie besiegelt wird. Es ist nichts, was man auf die leichte Schulter nehmen sollte.«
    » Bist du sicher, dass sie zustimmen würden?«
    » Man kann sich nie ganz sicher sein, was die Quartoren tun werden, aber es ist die größte Chance, die ihr habt. Alle beide.«
    Ich warf einen Blick nach oben, an den Familienfotos vorbei, und versuchte, nicht auf die Ähnlichkeit zwischen Verity und Constance zu achten. » Ich muss darüber erst nachdenken.«
    » Die Quartoren werden nicht lange warten. Ich rede mit ihnen.« Er stand auf und half mir auf die Beine. » Soll ich dich an deiner schicken Schule absetzen?«
    Die Vorstellung, schon wieder ins Dazwischen zu gehen, ließ mich

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