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Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erika O'Rourke
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hätte.«
    Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. » Ich bin zu müde, mich mit dir darüber zu streiten. Du bist als Gefäß eingesprungen. Niemand hat dich dazu gezwungen. Aber da du nun einmal zum Gefäß geworden bist, würde ich es zu schätzen wissen, wenn du aufhören würdest, dich kopfüber in rohe Magie zu stürzen wie in ein verdammtes Schwimmbecken.«
    » Ich wollte doch nur helfen.«
    » Wenn du ums Leben kommst, ist niemandem geholfen. Besonders Constance Grey nicht.« Er starrte mich böse an. » Und du blutest immer noch.«
    Ich berührte behutsam meine Oberlippe. Mein Finger war glänzend rot, als ich ihn wieder von ihr löste.
    » Willst du, dass ich …«
    Ich wischte mir das Blut mit dem Handrücken weg. » Es hört sicher gleich auf.«
    Er runzelte die Stirn. » Komm schon, Mouse. Lass mich dich küssen und wieder gesund machen.«
    Ich erschauerte trotz der Hitze. » Nein danke.«
    » Wegen Cujo?« Er kratzte an der abblätternden Farbe der Dielen und vermied es sorgfältig, mich anzusehen.
    » Ist es so unfassbar, dass ich dich nicht küssen möchte?«
    Er ließ sich die Frage einen Moment lang durch den Kopf gehen, bevor er seinen flammenden Blick wieder auf mich richtete. » Ja. Lass mich dich heilen. Ohne jedes Küssen.«
    Die Tröpfchen fielen jetzt schneller, und ich beugte mich vor und kniff mir in den Nasenrücken. Das Pochen in meinem Kopf und die Schmerzen waren stärker als mein Stolz. » Gut.«
    Ich rechnete mit einem höhnischen Grinsen, aber sein Gesichtsausdruck wirkte eher erleichtert als triumphierend. Sanft umschloss er mein Gesicht mit den Händen. Mir fielen die Augen zu, während er vor sich hinflüsterte, silbrige Worte, die sich bereits auflösten, bevor ich sie ganz wahrnehmen konnte, und meine Kopfschmerzen verflogen mit ihnen. Als ich die Augen öffnete, lagen Lucs Fingerspitzen noch an meinem Kiefer, und sein Mund war nur Zentimeter von meinem entfernt.
    » Bist du dir sicher?«, fragte er mit leiser, angespannter Stimme.
    Das war ich nicht, und die Erkenntnis ließ mich vom Stuhl hochstolpern. » Orla sagte, sie würde keinen Anspruch auf Constance erheben. Was bedeutet das?«
    Er seufzte. » Wenn man seine Kräfte erlangt, ist das nicht, als ob man einen Schalter umlegt. Meist werden sie Schritt für Schritt stärker, so dass ein Kind Zeit zum Üben hat, bevor es mit seiner gesamten Macht umzugehen beginnt.«
    » Du könntest sie ausbilden«, sagte ich.
    » Ich kann ihr ein paar Hinweise geben«, sagte er. » Aber sie ist Luftwirkerin. Sie braucht jemanden aus ihrem eigenen Haus, wenn sie ihre Kräfte unter Kontrolle bekommen soll.«
    » Und Orla hat gerade gesagt, dass die Luftbögen ihr nicht helfen werden. Sie sitzt in der Patsche, nicht wahr?«
    Luc stand auf, durchquerte das Zimmer und umschloss meine Hand mit seiner. » Es tut mir leid. Alles.«
    » Pascal glaubt, dass ich das Problem mit der Magie verursacht habe. Wenn er recht hat, ist es meine Schuld, oder?«
    Er antwortete nicht, und ich war dankbar dafür. Nichts, was er hätte sagen können, hätte etwas zum Besseren geändert. Wenn Pascal recht hatte, dann bestand der einzige Weg, Constance zu helfen, darin, in die Magie zurückzukehren. Wenn er sich irrte, dann gab es keinen Weg, um ihr zu helfen.
    Stattdessen rieb Luc mit dem Daumen über die Narbe in meiner Handfläche. Die Magie, die uns aneinanderband, flammte hell und klar auf, und einen Moment lang fühlte ich mich weniger allein.
    Das Bett knarrte, als Constance sich bewegte. » Sie wacht auf. Wir müssen nach Hause.«
    » Ich brauche dich, Mouse.« Sein Ton war so schroff, dass es wehtat.
    » Du brauchst das Gefäß.«
    Sein Mundwinkel zuckte, und ich konnte nicht erkennen, ob es eine Grimasse oder ein Lächeln war. » Das ist ein und dasselbe.«

Kapitel 6
    Wir gelangten durchs Dazwischen in Constances Zimmer, das ganz in Bonbonrosa und Zitronengelb gehalten war. Es passte nicht mehr zu ihr. Wie ich hatte sie sich verändert – einmal, als Verity gestorben war, und noch einmal, als die Magie von ihr Besitz ergriffen hatte. Ich konnte ihr nur in gewissem Maße helfen, indem ich Luc aus dem Zimmer schickte, ihr ein altes, sauberes T-Shirt überstreifte, sie ins Bett legte und die Decke um sie feststeckte. Nach den Ereignissen des Vormittags tat mir alles weh; sogar meine Knochen fühlten sich an, als hätten sie Prellungen davongetragen. Ich ging vorsichtig auf den Flur hinaus.
    Seit Veritys Beerdigung war ich nicht mehr bei ihr zu Hause

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