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Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erika O'Rourke
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die schon so lange draußen stand, dass alle Flüssigkeit verdunstet war und einen rostroten Fleck hinterlassen hatte. Ich strich mit dem Finger über die Tischkante, und als ich ihn davon löste, war er staubüberzogen. Veritys Zuhause war immer unordentlicher gewesen als mein eigenes, chaotischer, lebendiger. Meines war zwar gepflegt, hatte aber nie auch nur ansatzweise solche Wärme ausgestrahlt.
    Diese Unordnung war anders als die übliche. Sie fühlte sich einsam an, so als ob bei Veritys Tod auch alle übrigen Hausbewohner verblasst seien. Ich versuchte, in der Schule ein Auge auf Constance zu haben, aber sie hatte deutlich gemacht, dass sie meine Gesellschaft nicht zu schätzen wusste. In der Kirche blieben die Greys unter sich und kamen kaum jemals zum Kaffeekränzchen. Meine Mutter sagte, dass Mrs. Grey nicht mehr ehrenamtlich beim Altarschmücken mitarbeitete. Ihnen fiel alles schwer, mehr denn je, seit Evangeline angeblich nach New Orleans zurückgekehrt war, ohne sich zu verabschieden. Manchmal wünschte ich, ich hätte ihnen die Wahrheit sagen können, aber die hätte ihnen nur noch mehr wehgetan.
    Evangeline hatte nicht allein gehandelt. Ich dachte manchmal um zwei Uhr nachts daran, wenn ich wieder Albträume gehabt hatte oder wenn das Scharren eines Eichhörnchens auf dem Dach oder das plötzliche Aufheulen eines kaputten Auspuffs mich an die Düsterlinge erinnerten. Dann lag ich im Bett und dachte über die Seraphim nach, über all die Opfer ihres Kreuzzugs, und die Vergeltung, die ich geübt hatte, kam mir nicht ausreichend vor. Aber ich unterdrückte den Rachedurst jedes Mal, da ich Angst hatte, dass er sich als gefährlicher erweisen könnte als die Magie, mit der ich in Berührung gekommen war.
    Als ich ins Freie trat, schlang ich zum Schutz gegen den frischen Novemberwind die Arme um mich. Der Himmel war noch immer leuchtend blau, aber der Winter nahte. Das bunt gefärbte Laub würde bald feucht werden und aufweichen, die Sonne zu einem matten Schimmer an einem stahlgrauen Himmel verblassen. Ich hatte immer gewusst, was der nächste Tag, die nächste Woche und der nächste Monat bringen würden. Seit Verity gestorben war und ich Luc getroffen hatte, kämpfte ich gegen ein Schwindelgefühl an, den fürchterlichen Eindruck, dass nichts jemals wieder so verlaufen würde, wie ich es geplant hatte.
    Colins Truck fuhr dröhnend unter einem riesigen Rot-Ahorn, der noch einen Großteil seiner Blätter trug, am Kantstein vor. Der alte rote Ford war mit zahlreichen Roststellen übersät. Das Wertvollste daran war der Werkzeugkasten aus glänzendem Stahl, der an die Ladefläche genietet und mit einem Vorhängeschloss von der Größe meiner Faust gesichert war. Typisch Colin. Das Äußere so anonym wie möglich halten, nicht auffallen. Das Wichtige verstecken wie einen Schatz.
    Ich fragte mich, ob er auch über mich so dachte.
    Im Wechselspiel von Licht und Schatten war es schwer, seine Gesichtszüge zu erkennen, aber das spielte keine Rolle. Ich wusste, welche Miene er aufgesetzt hatte, und ich freute mich nicht darauf, sie zu sehen.
    Ich stieg ein, sog den Geruch von frischem Kaffee, Sägespänen und Seife ein und beschäftigte mich angelegentlich damit, meinen Sicherheitsgurt einrasten zu lassen und mir den Rock um die Knie festzustecken. Colin sah zu und bemerkte mein wirres Haar und die Blutflecken an meinem Kragen. Ich wollte nicht, dass er mich so musterte und eine Liste der Beschädigungen aufstellte, die ich davongetragen hatte. In letzter Zeit hatte das, was ich wollte, Colin aber nicht sonderlich gekümmert.
    » Ich kann es noch zu meinen letzten paar Stunden schaffen«, sagte ich, » aber ich muss mich erst umziehen.«
    Er fuhr mit verkniffenem Mund und feuersteinharten Augen durch Seitenstraßen zu unserem Haus. Ich hob die Hände, wollte zum Sprechen ansetzen und schwieg dann doch. So blieb es die ganze Fahrt über, während sich mir der Magen vor nervöser Erwartung umdrehte.
    Colin schaltete den Motor aus, und wir saßen in der Einfahrt, ohne dass einer von uns dazu angesetzt hätte, den Truck zu verlassen.
    Ich presste mir den Handrücken fest auf die Narbe, die durch meine andere Handfläche verlief, und versuchte, mein Zittern zu unterdrücken.
    » Also«, sagte Colin schließlich in ätzendem Ton, » wie war dein Tag?«
    Meine Wirbelsäule knickte unter der Last seines düsteren Zorns förmlich ein, der mit Händen zu greifen war.
    Dann richtete ich mich auf. Ich hatte nichts so furchtbar

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