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Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erika O'Rourke
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Gefängnis gekommen war. Mom hatte selbst ein gutes Geschäft gemacht. Ihre ordentliche, gerundete Unterschrift war nicht zu übersehen. Mir war bisher noch nie aufgefallen, wie sehr unsere Handschriften sich ähnelten. » Zum Teufel«, sagte Lena leise.
    Etwas regte sich in mir, ein langsames, schmerzliches Mahlen. Ich lehnte den Kopf ans Bett und ließ zu, dass ich den Boden unter den Füßen verlor, wobei ich mich fragte, wie lange es noch so weitergehen sollte und ob am Ende noch irgendetwas sein würde wie zuvor.

Kapitel 30
    Lena machte sich früh am nächsten Morgen davon, verärgert, dass Colin darauf bestand, dass einer von Billys Männern ihr nach Hause folgen sollte. » Tut mir leid«, murmelte ich, als sie ging und Colin mit einem Blick erdolchte.
    » War das wirklich nötig?«, fragte ich ihn einen Moment später.
    » Ja.« Er begegnete meinem Stirnrunzeln mit kühler Gleichgültigkeit und machte sich dann wieder daran, alten Kitt aus dem Fensterrahmen zu meißeln. Ein paar Schritte entfernt lehnten Ersatzglasscheiben am Bücherregal. » Was hast du für heute geplant?«
    Ich dachte an die Akte, die in meiner Kommode lag. Dann sah ich mich in meinem ruinierten Wohnzimmer um und betrachtete den Mann, der bereit war, sich für mich einer Kugel in den Weg zu stellen. » Ich lasse mir etwas einfallen.«
    » Billy ist ziemlich aufgebracht«, sagte er über die Schulter und konzentrierte sich weiter auf seine Arbeit. » Er will, dass du die Stadt verlässt, zumindest für eine Weile.«
    » Aber natürlich. Du weißt ja, wie er es hasst, wenn jemand mich bedroht.«
    Langsam legte er den Meißel ab und drehte sich um, um mir ins Gesicht zu sehen. » Gibt es da etwas, was du dir von der Seele reden musst?«
    » Nein.« Es war die Wahrheit. » Wie steht es mit dir?«
    » Du bist wütend«, sagte er.
    Ich zog mir die Ärmel meines Pullovers über die Hände. » Ich hatte Angst.«
    Colin zupfte an seinen Arbeitshandschuhen und musterte mich aufmerksam. » Jetzt bist du wütend. Das ist etwas anderes.«
    Ich zog eine Schulter hoch. » Ich habe ein Recht, wütend zu sein, findest du nicht?«
    » Ja. Versprich mir, dass du nichts Dummes oder Leichtsinniges tun wirst«, sagte er.
    » Niemals. Du kennst mich.«
    Er schnaubte und machte sich wieder an die Arbeit. Ich ging nach oben und las noch einmal genau die Akte meines Vaters durch, aber alles sah genauso aus wie gestern Nacht. Ich wurde immer wütender, aber da meinem Zorn ein klares Ziel fehlte, fühlte ich mich fahrig und hilflos. Ich musste etwas unternehmen, und so fischte ich die einsame Adresse aus Colins Akte und googelte sie.
    Ich weiß nicht, was ich zu finden erwartet hatte, aber bestimmt kein Pflegeheim. Ich zoomte es auf der Karte näher heran und versuchte herauszufinden, welche Kombination von Bus und Bahn mich am schnellsten dorthin bringen würde. Ich hatte allerdings keine Zeit, damit fertig zu werden, weil eine Minute später meine Mutter nach Hause kam. Mein Zorn hatte sein Ziel gefunden.
    » Mo?« Ihre Schritte waren ein schnelles Tappen auf den Stufen, und dann stand sie in meinem Zimmer, ganz fuchtelnde Hände und nutzlose Geschäftigkeit. Sie zog mich in eine Umarmung, aber ich ließ mich nicht entspannt gegen sie sinken. » Ich hätte dich hier nie allein lassen dürfen! Billy hätte anrufen sollen, sobald es passiert war. Du musst solche Angst gehabt haben! Und dann war auch noch deine Freundin hier. Nicht auszudenken, was sie den Leuten erzählen wird! Gott sei Dank war Colin da.« Sie machte eine Pause, um Luft zu holen, und bemerkte mein Schweigen. » Bist du verletzt, mein Schatz? Colin hat gesagt, es wäre niemand verletzt worden. Geht es dir gut?«
    » Wie geht es Dad?«, fragte ich und erkannte meine eigene Stimme kaum wieder.
    » Ihm geht es gut, Süße. Er ist schon ganz aufgeregt, weil er nach Hause kommt. Er kann es gar nicht erwarten, dich zu sehen.« Sie spielte mit den Knöpfen an ihrem Ärmel herum. » Billy bringt das hier wieder in Ordnung, du wirst schon sehen.«
    » Ich habe schon genug gesehen.« Ich schob den Papierstapel vor mir zurecht. » Erzähl mir von Dads Prozess.«
    Sie presste die Lippen zusammen, so dass sich ringsum missbilligende Fältchen bildeten. » Daddy kommt bald nach Hause. Es besteht kein Grund, auf der Vergangenheit herumzureiten.«
    » Onkel Billy war auch angeklagt.«
    » Es war eine Hexenjagd.« Sie begann, die Bücher in meinem Regal zurechtzuschieben, und achtete darauf, die Buchrücken perfekt

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