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Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erika O'Rourke
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stählte mich für Colins Erklärung und wusste im Voraus, dass sie nicht befriedigend sein würde.
    » Billy hat mich gebeten, dir nichts davon zu erzählen«, sagte er schließlich.
    » Zum Teufel mit dem, was Billy will!« Ich hatte vielleicht kein Recht auf Colins Vergangenheit, aber ich hatte jedes Recht auf meine eigene.
    » Was hättest du schon tun können? Sie wollten dich da heraushalten.«
    » Um mich zu beschützen.«
    » Ja.«
    » Weil ich zu dumm und schwach bin, auf mich selbst aufzupassen?«
    » He!« Er packte mich am Arm und zwang mich, mich umzudrehen. » Ich weiß genau, wie schlau du bist. Und ich habe dich in Aktion erlebt – es ist nichts Schwaches an dir. Aber du kannst es den Menschen, die dich lieben, nicht zum Vorwurf machen, dass sie versuchen, für deine Sicherheit zu sorgen.«
    Mein Magen führte einen seltsamen, purzelnden Tanz auf. » Den Menschen, die mich lieben?«
    Er hakte einen Finger ins Revers meiner Jacke. » Ja.«
    Ich entwand mich ihm. » Die Menschen, die mich lieben, haben eine echt beschissene Art, das zu zeigen.« Ganz gleich, was er sagte, seine Vergangenheit stand zwischen uns wie ein riesiges, schemenhaftes Ungetüm.
    » Du musst eines verstehen.« Er klang erschöpft. Er musste die ganze Nacht aufgeblieben sein, um das Haus zu bewachen. » Alle glauben, dass du Macht hast. Sie erzählen dir, was du hören willst, zeigen dir, was du sehen willst, um sie zu bekommen. Alle wollen etwas von dir, aber sie werden es nicht immer offen und ehrlich verlangen.«
    » Sogar du?«
    » Was glaubst du?«, fragte er, als wir vor den geschnitzten Eichentüren des Morgan’s stehen blieben.
    » Ich glaube, dass es an der Zeit ist, dass Billy und ich uns einmal unterhalten.«
    Colin verstellte mir den Weg. » Wie ist das beim letzten Mal gelaufen?«
    » Das hier ist etwas anderes.«
    » Es ist dasselbe. Du glaubst, dass du Billy überlisten wirst. Das wird nicht geschehen. Er lässt dich vielleicht glauben, dass du gewonnen hast, aber vertrau mir – er spielt auf einem viel größeren Feld als du. Außerdem«, fügte er hinzu, » hast du Besuch.«
    Er machte eine ruckartige Kinnbewegung zum Fenster des Slice hinüber. Von unserem Standort auf dem Bürgersteig aus konnte ich gerade eben Luc sehen, der am Ecktisch saß und eine Miniaturburg aus Zuckerpäckchen baute. Als er bemerkte, dass ich ihn anstarrte, brachte er sie mit einem Fingerschnippen zum Einsturz und hob den Becher, um mir spöttisch zuzutrinken.
    » Kommst du mit rein?«, fragte ich.
    » Mir ist der Appetit vergangen«, sagte Colin.
    Luc stand auf, als ich das Slice betrat. Ich winkte der Kellnerin zu, und mein Mund war auf einmal zu trocken, um zu sprechen. Meine Jacke kam mir hinderlich vor, und ich versuchte sie aufzuknöpfen, als ich auf ihn zuging. Meine Hände waren unbeholfen, und dann lagen Lucs lange, elegante Finger auf den Knöpfen und öffneten sie mit geübter Leichtigkeit. Eifersucht loderte in mir auf – wie genau war er so gut darin geworden, Mädchen aus ihrer Kleidung zu helfen?
    » Kalt«, sagte er mit hochgezogenen Augenbrauen. » Du bist ganz rosa.«
    » Ich bin zu Fuß gegangen.« Er nickte. Ich rechnete damit, dass er mich küssen würde, aber er berührte nur mit dem Daumen die Mitte meiner Unterlippe und runzelte besorgt die Stirn.
    » Ich habe dir ein bisschen Gesellschaft mitgebracht.« Er wies auf den Tisch.
    » Gesellschaft?« Ich beugte mich vor, um an ihm vorbeizusehen.
    Jenny Kowalski lächelte alles andere als freundlich zu mir auf. » Du brauchst wahrscheinlich keine Speisekarte, nicht wahr?«

Kapitel 31
    Luc zog mir die Jacke von den Schultern und legte sie in die gegenüberliegende Ecke, wartete dann, bis ich mich hingesetzt hatte, rückte nahe an mich heran und schmiegte das Bein an meines. Er legte mir einen Arm um die Schultern und lächelte uns beide wohlwollend an. Er hatte Zuckerpäckchen auf dem ganzen Tisch verstreut, und ich beschäftigte mich, indem ich sie ordentlich zurück in den schwarzen Plastikkasten beförderte und dabei rosafarbene, gelbe und weiße voneinander trennte.
    » Ich bin heute Morgen an deinem Haus vorbeigekommen und habe Jenny auf der Vordertreppe mit deiner Mutter reden sehen.«
    Ich knüllte ein Tütchen Süßstoff zusammen. » Du bist zu mir nach Hause gekommen?«, fragte ich sie. » Mein Onkel wird durchdrehen, wenn er das erfährt.«
    » Warum? Deinen Angaben nach ist er doch vollkommen unschuldig.«
    Ich griff nach Lucs Wasser und trank einen

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