Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erika O'Rourke
Vom Netzwerk:
großen Schluck.
    » Die Leute deines Onkels sind da herumgewuselt und haben eine neue Haustür eingesetzt«, fuhr Jenny fort. » Deine Mutter hat nicht gesagt, was geschehen ist.«
    Nein, das würde sie unter keinen Umständen tun. Wenn es eine Fähigkeit gab, die meine Familie perfektioniert hatte, dann die, potenziell unbehagliche Fragen nicht zu beantworten. Luc war allerdings auch nicht ganz schlecht darin, denn er mischte sich ein: » Ich dachte, jede Freundin von dir sei auch meine Freundin. Also habe ich ihr angeboten, sie zu einer Tasse Kaffee einzuladen, während wir auf dich gewartet haben.«
    » Fantastisch. Haben wir uns schon in aller Form vorgestellt? Jenny, das hier ist Luc. Luc, das ist Jenny. Kowalski.«
    » Die Tochter des Polizisten?« Sein Gesichtsausdruck wurde freundlich. » Mein Beileid.«
    Jenny nickte und blinzelte schnell. Eine der Wochenendkellnerinnen, die scharlachrote Strähnchen in ihrem blonden Pixie-Haarschnitt trug, stellte zwei Stück Kuchen und eine Tasse Kaffee ab. Sie sah betont zwischen Luc und mir hin und her und ließ ein kurzes Lächeln aufblitzen.
    Nachdem sie gegangen war, konzentrierte ich mich wieder auf Jenny. » Mit wem arbeitest du zusammen?«
    » Das kann ich dir nicht sagen.«
    » Dann kann ich dir nicht helfen. Was, wenn du für jemanden arbeitest, der genauso korrupt ist wie mein Onkel?«
    Sie beugte sich über den Tisch und warf dabei den Salzstreuer um. » Das tue ich nicht. Es sind gute Menschen. Sie wollen diese Stadt besser machen, und das umfasst auch, deinen Mörder von einem Onkel ins Gefängnis zu bringen.«
    » Nichts in diesen Akten deutet auch nur an, dass Billy etwas mit dem Tod deines Vaters zu tun hatte.«
    Luc runzelte die Stirn. » Du glaubst, dass Mos Onkel deinen Vater umgebracht hat?«
    » Es ist logisch«, beharrte sie. » Es gibt keine andere Erklärung.«
    » Es ist logisch«, pflichtete er ihr bei. » Falsch, aber logisch.«
    Sie warf ihm einen Blick zu. » Was weißt du darüber?«
    Das Letzte, was ich brauchen konnte, war, dass Jenny beschloss, dass Luc seine eigene Akte verdient hatte. » Worauf bist du aus?«, fragte ich. » Ich kann dir nicht helfen, etwas zu beweisen, das nicht wahr ist.«
    » Mein Vater …« Sie begann, ihre Serviette in Fetzen zu reißen. » Mein Vater wollte deinen Onkel zur Strecke bringen. Es war zunächst nichts Persönliches. Billy Grady ist nur ein kleines Rädchen in der Chicagoer Maschine. Wenn man genug Rädchen entfernt, bricht die ganze Maschine zusammen. Aber mein Vater hat seine gesamte Karriere damit verbracht, deinen Onkel in Aktion zu beobachten. Er hat genug Leute zu Schaden kommen sehen und es sich zur Lebensaufgabe gemacht, Billy Grady hinter Gitter zu bringen.«
    » Und du willst es zu Ende führen«, sagte Luc. Es war keine Frage, und die Haltung ihrer Schultern verlor ein wenig an Angriffslust, als sie nickte. » Um ihm Ehre zu erweisen. Dem kannst du doch Respekt zollen, nicht wahr, Mouse?«
    Ich wusste, dass er von Verity sprach, und versetzte ihm einen Rippenstoß. » Es ist nicht dasselbe.«
    » Natürlich ist es das.« Er rieb mir den Nacken, massierte die Knoten weg, die sich dort dauerhaft eingenistet hatten. » Vielleicht kannst du ja meinen Standpunkt endlich ein bisschen nachempfinden.«
    » Sei nicht so selbstgefällig«, sagte ich und versuchte mich davon abzuhalten, in seine Berührung hineinzusinken. Ich konnte die Ähnlichkeiten nicht abstreiten. Er hatte die Wahrheit über Veritys Tod gekannt, während ich gezürnt und getrauert hatte, und mir erst die Wahrheit gesagt, als er keine andere Wahl mehr gehabt hatte. Jetzt kannte ich die Antworten, und Jenny war diejenige, die sich in Sackgassen verrannte. Ich war genauso wenig willens, alles zu erklären, wie er es gewesen war.
    » Dasselbe wie was?«, fragte Jenny, deren Blick zwischen uns hin und her huschte.
    » Beachte ihn gar nicht.« Ich hatte nicht vor, Jenny komplett abzublocken. Sie hatte etwas Besseres verdient – Kowalski hatte etwas Besseres verdient, wie ich fand, und es versetzte mir einen Stich. Er hatte immer genau an diesem Tisch gesessen, beharrlich und anständig, und ich fragte mich, ob Jenny diesen Platz absichtlich gewählt hatte. » Mein Onkel hatte nichts mit deinem Vater zu tun, und es ist Zeitverschwendung zu versuchen, das Gegenteil zu beweisen. Aber das andere … Billy zur Strecke zu bringen … Ich werde tun, was ich kann, um dir zu helfen.«
    Jenny ließ fallen, was von der Serviette noch übrig war.

Weitere Kostenlose Bücher