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Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 2: Die Wächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erika O'Rourke
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in einer Linie auszurichten. » Der Staatsanwalt hatte es auf ihn abgesehen. Auch auf Daddy. Sie haben die Anklage fallen gelassen.«
    » Die gegen Billy. Aber nicht die gegen Dad.«
    » Nein. Daddy wollte uns ein besseres Leben ermöglichen. Er hat das auf die falsche Weise versucht, und es tut ihm sehr, sehr leid, mein Schatz. Aber er hat bereut und seine Zeit abgesessen. Jetzt ist es vorbei.«
    » Das glaubst du doch selbst nicht. Gestern Nacht sind Leute in unser Haus eingebrochen. Mit Pistolen. Kommt dir das so vor, als ob irgendetwas vorbei wäre?«
    » Dein Ton gefällt mir nicht. Ich habe dir doch gesagt, dass dein Onkel sich darum kümmern wird.«
    » Natürlich. Und warum genau kümmert er sich um alles?«
    » Weil wir eine Familie sind«, sagte sie gepresst und drehte ihren Ehering um ihren Finger. » Wir machen das so. Wir kümmern uns umeinander.«
    » Der Staatsanwalt hat Dad eine Kronzeugenregelung angeboten. Er hätte schon vor Jahren freikommen können. Warum ist er nicht darauf eingegangen?«
    » Wo hast du das denn her?« Sie schüttelte den Kopf. » Es spielt keine Rolle. Wir haben es durchgestanden. Du und ich, die Fitzgerald-Mädels. Es war doch nicht so schlimm, oder?«
    » Billy hat Druck auf Dad ausgeübt, nicht wahr? Haben sie dich bedroht? Mich?«
    » Billy würde uns nie bedrohen. Wie, glaubst du, sind wir die ganze Zeit über zurechtgekommen? Dein Vater musste ins Gefängnis, daran führte kein Weg vorbei. Es gab Unterlagen, Steuerrückzahlungen. Sie hatten Beweise. Wenn Billy im Gefängnis gelandet wäre, wären wir auf uns allein gestellt gewesen. Das Restaurant hätte nicht ausgereicht, uns beide zu ernähren und dir das Leben zu bieten, das wir für dich wollten. Es gab doch niemanden sonst, kein anderes Familienmitglied, das uns hätte unterstützen können. Hätte ich meinen Mann und meinen Bruder ins Gefängnis schicken sollen? Wir wären allein gewesen.«
    » Also hat Dad die Schuld auf sich genommen.« Und Billy hatte meiner Mutter das Slice überschrieben als Schweigegeld.
    Sie wirbelte mit hochrotem Kopf herum. » Wir mussten an dich denken! Ich habe doch schon versucht, dir das zu erklären, meine Süße. Manchmal muss man das Leben, das man haben möchte, aufgeben, um die Menschen zu schützen, die man liebt.«
    » Ich habe ihn für zwölf Jahre verloren. Zwölf. Damit du dein Restaurant behalten konntest. Und Billy hat alles behalten.« Ich schnappte mir meine Schultasche und stopfte die gesammelten Akten hinein. » Ich gehe weg.«
    » Warte, mein Schatz!«
    Ich ignorierte sie, stolperte in meiner Hast davonzukommen beinahe auf der Treppe, rammte die Füße in die Schuhe und riss eine Jacke und einen Schal aus dem Einbauschrank.
    Colin war gerade mit dem zweiten Fenster fertig geworden, reinigte seine Werkzeuge und legte sie sorgsam wieder in den Kasten.
    » Gehst du irgendwohin?« Er legte den Lappen weg, den er benutzte. » Ich glaube nicht …«
    » Das ist mir egal«, blaffte ich und ging zur Hintertür hinaus, weil ich den Rest des Satzes nicht hören wollte. Auch er gehörte zu dem, was Billy mir genommen hatte.
    Es ist weitaus leichter davonzustürmen, wenn man überhaupt für mehr als fünf Minuten allein sein darf. Ich war noch nicht viel weiter als in den Durchgang hinter dem Haus gekommen, als Colin mich einholte.
    » Was zur Hölle hast du für ein Problem?« Er legte mir die Hand auf die Schulter, und ich schlug sie weg.
    » Du wusstest es.«
    » Ich wusste was?«
    » Du wusstest über das Gerichtsverfahren gegen meinen Vater Bescheid. Du wusstest es schon die ganze Zeit. Und du hast nie ein Wort gesagt.«
    Ich steckte die Fäuste in die Jackentaschen und ging weiter. Colin hielt mit mir Schritt, und aus dem Augenwinkel konnte ich seine abgewetzten ledernen Arbeitsstiefel und jeansbekleideten Beine in einem stetigen Takt nach vorn schnellen sehen.
    Die Luft war beißend kalt. Es duftete würzig nach brennenden Blättern, und ich widerstand dem Drang, mit den Füßen die rostroten und goldenen Laubhaufen aufzuwirbeln, die den Bürgersteig säumten. Das hier war die Straße, in der ich mein ganzes Leben verbracht hatte. Ich hatte an diesen Häusern zu Halloween Süßigkeiten gesammelt. Ich hatte hier gelernt, Fahrrad zu fahren, und meine Mutter war mit einer Hand am Sattel neben mir hergerannt, bis ich sie gebeten hatte loszulassen. Mein Leben hier war das, was meinen Vater ins Gefängnis gebracht hatte. Meine Füße trugen mich automatisch zum Slice, und ich

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