Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)
dieser Liste. Sie könnten jemand völlig anderen wählen.«
» Mouse«, sagte Luc. » Denk darüber nach. Bei eurer Regierung wählt ihr doch auch die Person, von der ihr annehmt, dass sie euch stark machen wird, nicht wahr? Ganz gleich, um welches Amt es geht, ihr wollt, dass die Person mächtig genug ist, um bestimmte Dinge in die Tat umzusetzen.«
» Ich lebe in Chicago«, hob ich hervor. » Das ist nicht gerade der Ort, den man als Musterbeispiel für gelungene Politik anführen sollte.«
» Bei den Bögen ist es nicht anders«, sagte Dominic. » Die Wasserbögen wollen, dass jemand sie bei den Quartoren vertritt, der dafür sorgt, dass sie stark bleiben– sie sind im Nachteil, seit Evangeline gestorben ist, und die Dinge wandeln sich unbestreitbar. Sie wollen sichergehen, dass ihr neuer Anführer durchsetzungsfähig ist. Du bist das Gefäß. Du hast die Sturzflut aufgehalten und dich selbst an die Magie gebunden. Sie wissen, dass du über Macht verfügst, ob es nun Magie ist oder nicht. Und was Anton betrifft… Sie haben gesehen, wozu er imstande ist. Ob es dir nun gefällt oder nicht, ihr beiden seid die aussichtsreichsten Kandidaten.«
» Was, wenn Anton gar nicht im Rennen wäre?«
Orla seufzte tief, als ob die Antwort schmerzlich wäre. » Dann würden sie dich wählen.«
» Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Wir müssen Anton loswerden.«
» Wir?«, fragte Dominic herablassend. » Du hast also einen Plan? Dann lass ihn uns unbedingt hören.«
Ich baute mich breitbeinig auf der bröckelnden Bühne auf und verschränkte die Arme. » Ich bringe Anton zur Strecke.«
Neben mir schüttelte Luc den Kopf. Pascal blickte zweifelnd drein, Orla angewidert– aber Dominic wirkte neugierig, und er war derjenige, den ich überzeugen musste. Die anderen würden schon noch umschwenken.
» Ihr wisst, dass ich recht habe. Er wird mich bei der Nachfolge angreifen, weil ihr mich dort nicht beschützen könnt, und er hält mich für schwach, so dass er nicht mit Widerstand rechnet.«
» Es ist ein Sakrileg«, sagte Orla, » eine Nachfolge zu besudeln.«
» Das hat er schon zigmal getan«, erwiderte ich. » Ohne mich habt ihr kaum Aussichten, ihn aufzuhalten.«
Pascal räusperte sich. » Was, wenn du versagst– und er dich tötet?«
» Er kann mich nicht töten, wenn er den Aufstieg auslösen will. Er kann mich ins Koma versetzen oder mir den Verstand spalten, bis ich den IQ einer Nacktschnecke habe, aber ich werde nicht die Hände in den Schoß legen und darauf warten. Wenigstens habe ich so eine Chance.«
» Schön und gut, du sagst jetzt, dass du willens bist«, konterte Dominic, » aber wenn der Augenblick gekommen ist, kannst du dich dann dazu durchringen, es zu tun? Du hattest Gelegenheit, dem Mann die Kehle durchzuschneiden, und hast es nicht fertiggebracht. Warum sollte es diesmal anders sein?«
» Weil ich anders bin«, sagte ich ruhig. » Diesmal wird es kein Problem sein.«
Er neigte den Kopf. Die drei tauschten stumm einen beredten Blick. Am Ende sagte Dominic: » Tu es.«
» Du kannst doch nicht…«, begann Luc.
Dominic baute sich vor ihm auf. » Ich kann tun, was immer ich verdammt noch mal will. Du bist noch nicht Patriarch– ich aber, und das heißt, dass mein Wort Gesetz ist. Wenn es das hier ist, was wir tun müssen, um die Seraphim aufzuhalten, dann sei es so.« Und dann sagte er so leise, dass nur Luc und ich es hören konnten: » Sei nicht dumm. Du musst jetzt an das denken, was für dein Volk das Beste ist. Vergiss nicht, wem du Loyalität schuldest.«
Ich hatte geahnt, dass Dominic auf etwas Bestimmtes aus war und dass er versuchen würde, Luc zu benutzen. Aber das konnte nichts an meinen Plänen in Bezug auf Anton ändern. Mit den Quartoren würde ich mich später befassen müssen.
Um uns herum arbeiteten Bögen daran, den Saal zu restaurieren, indem sie reparierten, was sie konnten, und den Rest in die gewaltige Leere des Dazwischen beförderten, aber niemand hatte den Tisch angerührt. Er lag in Stücken auf der anderen Seite der Bühne, und während Dominic Luc anstarrte und Orla und Pascal die Ohren spitzten, um zu belauschen, was er sagte, ging ich zum Tisch hinüber und kniete mich hin, wie Marguerite es getan hatte.
Das war das Schlimmste, wie ich instinktiv wusste. Die Sprache der Magie war verstummt, und die Magie in mir fühlte sich so zersplittert an wie das Holz. Sie sehnte sich danach, die Hand auszustrecken, und so tat ich es, legte die Hand auf das nächste
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