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Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)

Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica O'Rourke
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ändert nichts daran…«
    » Du hast gesagt, du hättest mich nie angelogen«, sagte ich leise und stockend. » Fang jetzt nicht damit an.«
    » Ich liebe dich.«
    Ich schloss einen Moment lang die Augen, während sich Tränen unter meinen Wimpern sammelten, und biss mir so kräftig auf die Lippe, dass ich Kupfer schmeckte. » Ich muss los.«
    Ich ging durchs Wohnzimmer und wartete darauf, dass er mich bitten würde zu bleiben.
    Das tat er nicht.
    Ich griff nach der Türklinke, und er sprach endlich. » Dein Onkel will dich sehen. Heute Abend.«
    » Damit er triumphieren kann? Nein danke.«
    » Du kannst es dir nicht aussuchen. Und er will auch nicht, dass Luc mitkommt.«
    Nein, natürlich wollte er nicht, dass Luc dabei war, denn dann würde ich im Vorteil sein. Billy verteilte zwar freigiebig alles Mögliche, Ratschläge, Gunstbeweise und Jobs, aber den Vorteil gab er nie aus der Hand. Jetzt hatte er mir den größten überhaupt verschafft und war sich dessen noch nicht einmal bewusst. Er hatte mir alles genommen, was ich je gewollt hatte– Colin, eine Zukunft außerhalb von Chicago, die Hoffnung auf ein glückliches Ende für meine Familie. Ich hatte nichts mehr zu verlieren, und die Abscheulichkeit dieser Wahrheit machte mich gefährlicher, als er es überhaupt ahnen konnte.
    Mein Lächeln fühlte sich so brüchig wie alter Firnis an und war ebenso nahe daran, sich aufzulösen. » Ich komme heute Abend vorbei.«

Kapitel 27
    Wenn ich in unserer gemeinsamen Zeit irgendetwas über Luc gelernt hatte, dann, dass Schweigen bei ihm das genaue Gegenteil von Gold war. Schweigen hieß Alarmstufe Rot. Schweigen hieß, dass etwas schiefgehen würde.
    Deshalb war ich schon nervös, als wir am Versammlungsgebäude aus dem Dazwischen hervortraten. Luc hatte seit dem Augenblick, als ich das Haus verlassen hatte, so wenig wie möglich gesagt– er hatte nur die Hand ausgestreckt und mich hindurchgezogen. Als ich das Gleichgewicht wiederfand und abwartete, bis der Raum sich um mich herum gesetzt hatte, verstand ich es.
    Das weiße Vorzimmer war zerstört, der Marmorboden zerschmettert, und der gewaltige Kronleuchter über uns hing nur noch an einer einzigen Kette. Der Duft nach Bienenwachs war verschwunden und einem ranzigen, säuerlichen Gestank gewichen, und ich schlug mir die Hand vor Nase und Mund, um den Geruch auszusperren. Die riesigen Eisentüren wiesen lange, gezackte Risse auf, und ein Türflügel war zum Teil aus den Angeln gerissen und gab den Blick auf weitere Zerstörungen frei.
    Luc streckte eine Hand aus, um mich zu stützen, aber ich schüttelte ihn ab und betrat den eigentlichen Versammlungssaal. Die Sitzreihen waren im Raum umhergeschleudert worden, die Fackeln aus den Wänden gerissen, und der gleiche abscheuliche Todesgestank erfüllte übelriechend und stickig den Raum.
    Um mich herum waren verschiedene Bögen damit beschäftigt, Gegenstände zurück an ihren angestammten Platz zu befördern, und die Luft war von Magie geschwängert, aber ich konnte der Trauer nicht entkommen, die mir bis ins Mark drang. Ich suchte mir einen Weg über den geborstenen, unebenen Boden dorthin, wo die Quartoren standen und die Aufräumbemühungen der Bögen leiteten. Orlas blasse, faltige Haut war fast durchsichtig vor Übermüdung. Sie stützte sich schwer auf ihren Stock. Ich war immer davon ausgegangen, dass sie ihn nur aus Effekthascherei trug, aber jetzt schien er das Einzige zu sein, was sie noch aufrecht hielt. Neben ihr stand Pascal, von Blut und Staub bedeckt. Seine Brille hing schief zu einer Seite, aber er schien es gar nicht zu bemerken. Und Dominic leitete alles mit so abgehackten, präzisen Bewegungen, dass ich wusste, dass sein Auftreten eine weit tiefere, zerstörerischere Wut verhüllte. Ich hatte Luc schon das Gleiche tun sehen, als er den Wasserturm in Schutt und Asche gelegt oder als Anton mich in der Allée gepackt hatte. Dominic wirkte wie jemand, der sich mit einem fast unsichtbar dünnen Faden gerade noch an seine Beherrschung klammerte– wie jemand, der gleich platzen würde.
    Auf der Bühne kniete Marguerite neben den zerbrochenen Überresten des schwarzen Tisches. Die Symbole, die ins Holz gekerbt waren, leuchteten nicht mehr– sie waren reglos, leblos. Die Magie trauerte, und die Aufwallung von Kummer, Zorn und Entsetzen verschlug mir fast den Atem.
    Wie betäubt ging ich an den Quartoren vorbei zu Marguerite. Ihre Wangen waren feucht, und ihr kunstvoll gekräuseltes Haar hing ihr schlaff ums

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