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Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)

Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica O'Rourke
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Tischbein und presste die Narbe in meiner Handfläche auf die Maserung des Holzes. Die Wunde, die der Düsterling geschlagen hatte, war der Eintrittsort der Magie gewesen, als Verity damals ihre Kräfte auf mich übertragen hatte. Vielleicht konnte ich die Magie auf demselben Weg ausschicken.
    Die Magie schwoll in mir ein wenig an, wie der Eingangston einer Symphonie. Verblüfft zuckte ich zurück. Die Magie verstummte wieder. Auf der anderen Seite der Bühne wurde Pascal unruhig, und ich versuchte, unschuldig dreinzublicken.
    Als er sich wieder Luc und Dominic zuwandte, streckte ich abermals die Hand aus und öffnete mich den Bildern, die mich durchströmten– eine Brise regte sich, Wolken sammelten sich über ausgedörrter Erde, die Flut stieg an einem Strand, ein Streichholz wurde an der Schachtel angerissen. Wie von einem Magneten angezogen, strichen meine Fingerspitzen über die Rillen, die in die Holzoberfläche geschnitzt waren. Ein ganz schwaches Glimmen schimmerte durch das Holz wie die Asche eines längst erloschenen Feuers.
    Wenn ich diesen Tisch wiederherstellen konnte, würde das alles in Ordnung bringen, da war ich mir sicher. Die Quartoren, die Seraphim, Lucs eigenes verschlungenes Schicksal… Der Gedanke, dass ich das alles mit einer kleinen Möbelreparatur wieder hinbekommen würde, war lachhaft, aber unerschütterlich, und mein Glaube daran war so stark, dass er meinen Widerstand überwand. » Mehr. Komm schon. Bitte.«
    Aber das zaghafte Leuchten wurde nicht stärker. Ich kaute frustriert auf der Unterlippe herum.
    Pascal löste sich von der Gruppe. » Was hast du getan?«
    » Nichts! Ich habe den Tisch berührt, das ist alles. Er hat aufgeleuchtet.«
    » Die Düsterlinge haben dem Tisch jedes Fünkchen Magie entzogen«, sagte er. » Als sie damit fertig waren, war er nur noch uraltes Holz, das dem Angriff nichts entgegenzusetzen hatte.«
    » Vielleicht haben sie ihm nicht alle Magie entzogen.«
    » Vielleicht.« Er klopfte sacht darauf, aber das Holz leuchtete nicht zur Antwort auf. » Oder vielleicht kannst du mehr bewirken, als dir bewusst ist. Versuch es noch einmal.«
    Der Rest der Gruppe stieß zu uns. Luc berührte mich an der Schulter. Unsere Verbindung war stark und tröstlich. Ich ließ die Hand ein Symbol nachzeichnen, schloss die Augen und lauschte so angestrengt, wie ich konnte, aber ich hörte nur, wie Orla Atem holte. Lucs Griff schloss sich vor Erstaunen enger um meine Schulter, und als ich die Augen öffnete, sah ich das Holz heller als zuvor leuchten. Die Magie wallte auf, und ich griff tief in mich hinein und versuchte, mehr davon in den Tisch strömen zu lassen.
    Doch jetzt wurde das Licht matter und flackerte.
    » Überstürz es nicht«, murmelte Luc, aber ich wollte unbedingt, dass alles wieder so wurde wie vorher. Ich versuchte mir vorzustellen, wie ich der Magie einen Befehl erteilte, so wie ein Herrchen seinen widerspenstigen Hund ausschimpft, aber das Leuchten verschwand völlig. Die Magie sank in sich zusammen, zog sich in mich zurück und hinterließ einen leeren, öden Raum.
    » Was ist geschehen?«, fragte Orla. » Die Symbole waren dabei, wieder zu erscheinen. Was hast du falsch gemacht?«
    » Ich weiß es nicht.« Natürlich gab Orla mir die Schuld. Ich wandte mich Luc zu und fühlte mich nach dem Rückzug der Magie haltlos. » Ich habe es versucht. Als die Magie nicht reagiert hat, habe ich versucht, es zu erzwingen, aber sie hat einfach nicht…«
    Hat einfach nicht auf mich gehört.
    » Versuch es noch einmal«, drängte Dominic.
    Ich umklammerte Lucs Hand und stand auf. » Ich muss mich ausruhen«, sagte ich zu den Quartoren. » Vielleicht, wenn ich stärker bin und wenn die Magie wieder ihre volle Kraft zurückgewonnen hat.«
    » Sicher«, sagte Luc, » das ist vernünftig. Ich bringe sie nach Hause.«
    Er führte mich die Treppe hinab und wieder ins Vorzimmer. Aus seinen Bewegungen sprach eine Dringlichkeit, die ich nicht ganz deuten konnte. Ich drehte mich ein letztes Mal um, um den Tisch anzusehen, und verspürte eine so starke Sehnsucht, dass ich daran fast erstickte– aber dann zog Luc mich ins Dazwischen.

Kapitel 28
    Ich wusste nicht, wann mir die Fähigkeit abhandengekommen war, Luc zu belügen. Ich hätte erleichtert darüber sein sollen– ich hatte so viele Wahrheiten eng an meiner Brust geborgen, dass es sich wie Freiheit hätte anfühlen sollen. Stattdessen kam ich mir ausgeliefert vor. Wund. Als hätte ich ihm einen Vorteil verschafft, den ich

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