Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)
niemals zurückgewinnen konnte.
Wenn Luc all meine Geheimnisse kannte, wie konnte ich ihn dann auf Abstand halten?
Darüber musste ich mir unbestreitbar bald Gedanken machen, aber im Moment gab es nur ein Geheimnis, hinter dem er her war, und es hatte nichts mit meinen Gefühlen zu tun.
» Ich dachte, du musst dich ausruhen, Mouse. Bist du sicher, dass du imstande bist, deinen Onkel zu besuchen?«
Wir waren ein paar Blocks vom Morgan’s entfernt aus dem Dazwischen gekommen, in einer ruhigen Wohnstraße voller Bäume, die unsere Ankunft verbargen. Ich stützte mich mit einer Hand an der rauen Rinde einer Eiche ab und wartete, bis die Welt sich gesetzt hatte. » Er erwartet mich. Komm schon.«
Ich begann den Bürgersteig entlangzugehen, und Luc nahm meinen Arm. » Was hat dich im Versammlungssaal so erschreckt?«
» Ich war müde, das ist alles.« Ich konnte ihn nicht ansehen, während ich sprach.
» Du hattest es fast«, sagte er. » Der Tisch hat auf dich reagiert. Ich habe gespürt, wie hart du gearbeitet hast, wie sehr du es wolltest. Warum hast du aufgehört?«
» Je mehr ich sie bedrängt habe, desto stärker hat die Magie Widerstand geleistet. Deine Mutter wollte doch, dass ich zuhöre, nicht wahr? Also habe ich es getan.«
Er verschränkte die Arme, lehnte sich gegen einen nahen Baum und musterte mich genau. » Die Magie hat gesagt, dass du die Flucht ergreifen musst?«
» Pascal hatte die Wahrheit fast schon erraten. Wenn ich noch länger im Versammlungssaal geblieben wäre, hätte er zwei und zwei zusammengezählt. Sie dürfen nicht wissen, dass die Magie und ich miteinander kommunizieren. Noch nicht.«
» Ich verstehe«, sagte er langsam. » Aber sie werden es nicht erfahren, und uns gehen die Optionen aus.«
» Deine Mutter hat gesagt, dass ich zuhören und sprechen sollte. Meint sie damit, dass ich mit der Magie sprechen soll? Ihr sagen, was sie tun soll?«
» Das ist durchaus schlüssig. Du bist diejenige, für die sich die Magie entschieden hat, also bist du auch diejenige, die sie kontrollieren sollte.« Seine Finger gruben sich in die Baumrinde, als wäre er genauso unsicher auf den Beinen wie ich. » Weißt du, wie viel Macht du haben wirst, wenn du rohe Magie kontrollieren kannst? Was die Leute tun würden, um dich in die Finger zu bekommen?«
Angesichts dessen, was er andeutete, durchlief mich ein Schauer. » Ich konnte sie heute nicht kontrollieren«, hob ich hervor.
» Es könnte sein, dass du nur Übung brauchst. Oder ihr einen kräftigeren Stoß versetzen musst.«
Nein. Wir waren auf der falschen Spur, das wusste ich mit derselben Gewissheit, die mich dazu gebracht hatte, den Tisch zu reparieren. » Es hat funktioniert, nicht wahr? Die Symbole waren dabei zurückzukehren. Und als du mit eingegriffen hast, ist die Magie stärker geworden.«
Luc nickte. » Darum geht es ja dabei, dass wir die Vier-in-Einem sind.«
Richtig. Die Vier-in-Einem, das gebundene Gefäß. Als Gefäß konnte ich mit Luft, Erde und Wasser arbeiten. Kein Bogen hatte je drei Begabungen auf einmal gehabt. Und seit Luc und ich aneinander gebunden waren, konnte ich auch auf Feuerlinien zurückgreifen. Deshalb war ich in der Lage gewesen, die Linien zu erneuern, als sie zerfallen waren, und hatte eine Bindung an die Magie eingehen können, ohne das Gleichgewicht zwischen den Häusern zu stören.
Das war auch der Grund für Lucs feste Überzeugung, dass wir füreinander bestimmt waren. Aber es war nicht der rechte Zeitpunkt, um über die Konsequenzen für unsere Beziehung nachzudenken. » Am Ende, als ich es wirklich versucht habe, fühlte sich etwas… falsch an. Als ob sie mir entglitt.« Wie Wasser, das man in der hohlen Hand hielt und das einem durch die Finger rann. » Ich habe sie so gut festgehalten, wie ich konnte, und Druck ausgeübt, aber sie ist einfach… gegangen.«
» Ist sie immer noch weg?«
» Sie hält Abstand, so als wäre sie nervös. Die Magie wollte, dass ich den Tisch berühre, Luc. Sie war so traurig, und als die Symbole begannen, neu zu erscheinen, war sie wieder glücklich. Erleichtert. Warum hat sie also aufgehört? Ich habe getan, was sie wollte. Deshalb habe ich sie so gedrängt.«
» Hör zu«, murmelte er. » Hör zu und sprich.«
Er formte die Worte mit dem Mund, wiederholte sie wieder und wieder und ging auf und ab, während er versuchte, es zu durchschauen. Dann blieb er stehen, ein Grinsen breitete sich über sein Gesicht aus, und seine Augen leuchteten vor Verstehen.
»
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