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Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)

Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)

Titel: Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica O'Rourke
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zu heißen, und ich hatte mich zur Seite verdrückt. Bis auf den kurzen Austausch zwischen meinem Vater und Colin war es mir gelungen, meiner Familie den ganzen Abend über aus dem Weg zu gehen. Es hätte schlimmer kommen können.
    Es hätte sogar viel schlimmer kommen können. Auf dem Barhocker hätte tatsächlich Anton sitzen können statt eines beliebigen Fremden.
    Ich hatte mich so bemüht, mein normales Leben vom magischen getrennt zu halten. Wenn Anton hier aufgetaucht wäre, hätte das nur eines bedeuten können: dass er und die Seraphim, seine völkermordende Sekte, zurück waren. Anton und seine Anhänger wollten die Magie aus den Ley-Linien loslassen, in denen sie sicher durch die Welt strömte, aber wenn ihnen das gelang, würde es für schwächere Bögen und alle gewöhnlichen Menschen oder » Flachen«, die mit ungezügelter Magie in Berührung kamen, tödlich enden. Sie nannten es den » Aufstieg«, bei dem Mitglieder der Seraphim die Gesellschaft der Bögen zerstören und ihren rechtmäßigen Platz einnehmen würden. Sie waren diejenigen gewesen, die im letzten Sommer Veritys Ermordung befohlen hatten, und seitdem waren sie hinter mir her. Wir hatten sie vor ein paar Monaten besiegt, doch ich wusste, dass sie sich neu formieren würden. Ich wusste nur nicht, wann.
    Aber Anton ließ sich nie eine Gelegenheit entgehen, mich anzugreifen. Ich hatte keine Warnung von den Bögen erhalten, dass mir Gefahr drohte. Die Ley-Linien ums Morgan’s herum waren die ganze Nacht lang ruhig gewesen. Für den Augenblick zumindest war ich in Sicherheit.
    Ich beugte mich vor und versuchte, mir die Schürze aufzubinden.
    Das Band war so verknotet, dass ich es würde abschneiden müssen, wenn ich nicht versuchen wollte, mich irgendwie daraus hervorzuwinden. Hinter mir schwang die Tür auf , u nd der Partylärm schwoll an und ging mir auf die Nerven.
    » Das dumme Band geht einfach nicht auf«, sagte ich zu Colin. » Kannst du mir helfen, die Schürze abzunehmen?« Ich drehte mich um und zupfte an dem weißen Leinensaum.
    Es war nicht Colin.
    » Nichts lieber als das«, sagte Luc, trat ins Hinterzimmer und schloss mit einem Wink die Tür.
    Ich starrte ihn mit aufgerissenem Mund an. Er sah normal aus– oder zumindest so normal, wie es ihm möglich war. Dunkle Jeans, dunkelgrünes Hemd, schwarze Lederjacke, eng geschnitten, um seinen athletischen Körperbau zu betonen. Er fiel nicht durch seine Kleidung auf, sondern durch seine Augen, das überhebliche Lächeln, die Art, wie er in einen Raum spaziert kam und sofort mühelos das Kommando übernahm, als stünde es ihm zu.
    Wahrscheinlich glaubte er, dass es ihm tatsächlich zustand.
    » Was tust du…« Ich seufzte, als die Puzzleteile sich zusammenfügten. » Manche Leute sagen sogar hallo, weißt du? Sie drücken sich nicht in Ecken herum.«
    Er wirkte gekränkt. » Ich doch auch nicht.«
    » Du beobachtest mich schon den ganzen Abend. Das ist mir etwas unheimlich.«
    » Ich bin gerade erst zur Tür hereingekommen.« Er schritt durchs Zimmer und umfasste meine Hände mit seinen eiskalten. Aus der Nähe konnte ich sehen, dass Wassertropfen von seiner Jacke abperlten. » Übrigens ist die Stadt im Winter weitaus weniger bezaubernd.«
    Ich riss mich los und verschränkte die Arme vor der Brust. » Ich habe dich gespürt. Früher am Abend. Die Magie wusste, dass du hier warst.«
    » Die Magie weiß nichts.« Er blies auf seine Hände und umgab sie mit einem rötlichen Leuchten. Angeber. Als meine Worte dann vollends bei ihm ankamen, runzelte er die Stirn. » Das war ich nicht. Was ist passiert?«
    Ich hatte Luc seit Monaten nicht gesehen– seit unserem letzten Zusammenstoß mit den Seraphim, seit ich die Magie der Bögen wieder einmal in Ordnung gebracht hatte, seit er mich dem sicheren Tod überlassen und dann sein Leben riskiert hatte, um mich zu retten. Den ganzen Winter über hatte er mich in Frieden gelassen, und wir hatten nur über die kleinen Geschenke Kontakt gehabt, die er in meinem Spind oder in meinen Manteltaschen hinterließ. Wortlose Botschaften. Ein Sträußchen Süße Duftblüte, eine einzelne Praline in einer weißen Pappschachtel, eine winzige Bourbonenlilie aus Silber, eine Glasphiole mit ziegelrotem Staub. Jedes Mal geriet mein Herz ins Stolpern, zugleich freudig erregt und nervös. Ich hatte versucht, ihn mir aus dem Kopf zu schlagen und die Erinnerungen an ihn in einer Schublade meiner Kommode zu verstecken, aber ich musste immer wieder an ihn denken, und

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