Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)
ja«, sagte sie mit geröteten Wangen, » ich nehme an, dann sind wir nur zu dritt. Setz ein bisschen entkoffeinierten Kaffee auf, Mo.«
» Wir räumen auf«, sagte Colin und scheuchte sie aus der Küche.
Sie widersprach zum Schein, wie sie es immer tat, wenn Colin zum Abendessen kam. Es war eine Gewohnheit, die sich zwischen ihnen eingespielt hatte und zu den Dingen gehörte, die ihn in ihren Augen liebenswert machten. Sie tätschelte ihm die Wange, und die Tatsache, dass er es zuließ, sorgte dafür, dass ich mich aufs Neue Hals über Kopf in ihn verliebte. » Dich muss man behalten«, sagte sie.
Er wartete, bis sie nach oben gegangen war. Ich war gerade damit beschäftigt, Wasser zum Spülmittel ins Waschbecken laufen zu lassen, als Colin sich an mir vorbeireckte, um den Hahn abzudrehen.
» Wann wolltest du mir das alles erzählen?«
» Wenn die Entscheidung gefallen war, schätze ich.«
» Anscheinend ist sie das doch schon.«
Ich stieß ihn beiseite und begann, die Töpfe und Pfannen zu schrubben. » Du bist der einzige Mann, den ich kenne, der seine Freundin gezielt drängt, die Stadt zu verlassen, weißt du das? Es ist eines, meine Pläne zu unterstützen, Colin, aber etwas ganz anderes, eine Beziehung zu torpedieren.«
» Wie oft muss ich das denn noch sagen? Ich will, dass du Billy loswirst.«
» Sogar, wenn es dann mit uns vorbei ist?« Zum zweiten Mal an diesem Abend hielt ich meine Tränen zurück.
Er zögerte nicht. » Absolut.«
Mein Zorn gewann die Oberhand. Es war nicht fair. Er hatte ständig Geheimnisse vor mir. Nicht bloß Tess– ich verstand sein Bedürfnis, sie versteckt zu halten–, sondern auch andere Dinge. Informationen, auf die ich ein Anrecht hatte, wie etwa die Wahrheit über Lena oder die seltsamen Blicke, die er meinem Vater zuwarf. Aber umgekehrt erwartete er von mir, ihm alles zu erzählen.
» Also rechtfertigt der Wunsch, mich zu beschützen, alles andere, was du vielleicht tust. Meine Sicherheit zu gewährleisten ist wichtiger als alles Übrige?«
» Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dir das schon seit dem Tag, an dem wir uns kennengelernt haben, immer wieder erkläre. Gut, dass du aufgepasst hast.«
» Gilt das auch umgekehrt?« Ich spülte den Schmortopf aus, stellte ihn auf ein Handtuch und wischte mir die seifigen Hände an den Jeans ab.
Er hielt im Befüllen des Geschirrspülers inne und musterte mich. » Was meinst du damit?«
Ich antwortete nicht.
» Was hast du getan?«
Ich schluckte und versuchte, die Angst abzuschütteln, die mir die Kehle zuschnürte. » Du hast gesagt, mich zu beschützen wäre das Allerwichtigste.«
» Was hast du getan?« Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. » Mo. Sag mir, dass du nicht…«
» Sie hätten dich getötet«, sagte ich. » Er hat sie hingeschickt, um dich zu töten, und du wolltest, dass ich mich im Nebenzimmer verstecke und es einfach zulasse.«
» Sie hätten mich schon nicht umgebracht.«
» Ich bin nicht dumm«, sagte ich. » Ich weiß, wie Billy arbeitet. Ich hatte etwas, das er wollte, also habe ich ihm eine Abmachung angeboten. Einen Handel.«
» Ekomow gegen mich.« Seine Stimme war rau, nicht wiederzuerkennen. Die eines Fremden.
Ich redete weiter und hoffte, sein Verständnis wecken zu können. » Er hat eine Wohnung im Shady Acres. Ich liefere dorthin ungefähr einmal die Woche etwas. Billy gibt mir Informationen, die ich weiterreiche– nicht jedes Mal, aber genug, um Ekomow bei Laune zu halten. Manchmal fragt er nach bestimmten Dingen; dann erzähle ich Billy davon, und er lässt sich Antworten einfallen.«
» Was für Informationen?«
» Verschiedenes. Lieferdaten. Routen. Im Moment ist Ekomow daran interessiert herauszufinden, welche von Billys Männern er auf seine Seite bringen kann. Ich glaube, Billy will das als Test nutzen. Ich gebe die Namen weiter, und wir warten, bis Ekomow sie kontaktiert. Diejenigen, die Billy davon berichten, sind loyal. Bei denen, die es nicht tun, weiß er, dass er ihnen nicht vertrauen kann.«
» Weißt du, was ihnen zustoßen wird? Den Männern, die Billy und die Forellis hintergehen?«
» Das ist mir gleichgültig. Es garantiert deine Sicherheit. Ist das nicht das Entscheidungskriterium? Es spielt keine Rolle, was passiert, solange du in Sicherheit bist.«
Er umklammerte die Rückenlehne eines Stuhls, als hätte er vor, ihn durch den Raum zu schleudern. Dann ließ er ihn bewusst wieder los und ging in der Küche auf und ab. » Du hast deine ganze
Weitere Kostenlose Bücher