Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)
Zukunft weggeworfen, alles, worauf du je hingearbeitet hast. Das hättest du nicht tun sollen. Nicht für mich. Besonders nicht für mich. Und dann hast du mich auch noch darüber belogen. Was ist mit New York?«
Ich starrte in die Spüle. » New York war für Verity und mich gedacht. Sie ist tot. Du bist am Leben. Entschuldige bitte, dass ich möchte, dass es auch so bleibt.«
» Was ist nur mit dir los? Jedes verdammte Mal, wenn ich dir den Rücken zudrehe, riskierst du dein Leben für jemand anders. Du bist geradezu die Königin der Märtyrer! Weißt du, warum sie Märtyrer sind, Mo? Weil sie am Ende tot waren.« Er ballte die Fäuste und öffnete sie wieder, während er weiter auf und ab ging.
» Das passiert mir nicht. Es ist nur für eine gewisse Zeit. Die Polizei ist fast so weit, dass sie gegen Billy und die Forellis vorgehen kann. Es fehlen nur noch ein paar Beweise, dann müssen wir uns um ihn keine Sorgen mehr machen.«
Er massierte sich die Schläfen, als hätte ich eine Migräne bei ihm ausgelöst. » Warte mal. Die Cops? Du versuchst, die Mafia zu hintergehen? Hast du den gottverdammten Verstand verloren?«
» Es ist nur noch für kurze Zeit, dann ist Billy weg, und wir können glücklich sein.« Ich berührte seinen Ärmel, aber er zuckte zurück.
» Das glaubst du doch selbst nicht«, sagte er, und die Verachtung in seinem Tonfall war wie ein Tritt in die Magengrube. » Wie zur Hölle soll ich darüber glücklich sein? Und wie du? Du wirst mich am Ende hassen. In zehn Jahren wirst du immer noch an derselben Stelle festsitzen wie jetzt und mir die Schuld daran geben.«
» Das werde ich nicht tun. Gibst du etwa Tess die Schuld?«
Er starrte mich ausdruckslos an. Und dann huschte Verstehen über sein Gesicht, gefolgt von Unglauben und schließlich von Zorn, der so weit über alles hinausging, was ich je bei ihm gesehen hatte, dass ich einen Schritt zurückwich und mich zum ersten Mal in meinem Leben vor Colin fürchtete.
» Sag etwas.« Die Worte waren nur ein Flüstern, aber er zuckte zusammen, als hätten sie ihn getroffen. » Colin. Bitte. Sag etwas.«
Das Zuschlagen der Tür hallte in meinem Kopf wider, endgültig und endlos zugleich.
Ich konnte mich nicht rühren. Ich stand erstarrt in der fröhlichen gelben Küche, als der Truck startete und davonbrauste. Sogar das Atmen schien unmöglich zu sein, als hätte seine Wut dem Raum allen Sauerstoff entzogen. Ich musste mich hinsetzen, aber meine Beine wollten mich nicht bis zum Tisch tragen. Am Ende gaben sie einfach unter mir nach, und ich plumpste auf den Boden.
Ich wollte meinerseits wütend sein. Ich wollte jemanden finden, dem ich die Schuld geben konnte. Eine Zielscheibe für meinen Zorn. Jemanden, auf den ich losgehen konnte, um ihm so wehzutun, wie alles mir wehtat. Aber das einzige Opfer, das ich finden konnte, war ich selbst. Ich war diejenige gewesen, die Colin verletzt hatte. Ich hatte ihn hintergangen und ihm ins Gesicht gelogen. Ich hatte sein Bedürfnis, mich zu beschützen, genommen und es in etwas nicht Wiederzuerkennendes verdreht, um meine eigene Vorgehensweise zu rechtfertigen.
Mit Mühe stemmte ich mich hoch und räumte die Küche zu Ende auf. Ich erledigte den Abwasch, wischte die Arbeitsflächen ab und stellte alles weg. Als ich fertig war, war es, als hätte es diesen Abend nie gegeben.
Nur dass ich allein war.
Meine Mutter erschien in der Tür. » Wohin ist Colin gegangen?«
» Weg.«
» Vor dem Nachtisch?« Sie schüttelte den Kopf. » Und dein Vater ist auch noch nicht zurück?«
» Nein.« Ich verdrehte das Geschirrtuch zwischen den Händen und versuchte, nicht zu weinen.
» Also sind die Fitzgerald-Mädels mal wieder allein, nicht wahr? Wie in alten Zeiten.«
Ich lachte erstickt. » Anscheinend.«
Sie schob mich auf meinen Stuhl zu und begann, die Bratäpfel auf Teller zu legen. » Colin ist ein guter Mann.«
» Ich weiß.« Davon war ich mehr als von allem anderen überzeugt. Die Tatsache stand so unveränderlich fest wie die Schwerkraft.
» Stolz, glaube ich. Starrsinnig. Vielleicht ein bisschen wie dein Vater.«
» Das hilft mir nicht weiter«, murmelte ich und stocherte an meinem Nachtisch herum.
» Er wird sich schon besinnen.« Ich schaute überrascht auf, und sie nickte. » Es wird eine Weile dauern, aber ihr beiden werdet euch schon einigen, ganz gleich, was das Problem ist.«
» Wie kannst du dir da so sicher sein?«
» Menschen enttäuschen einander ständig, Mo, und sie vergeben einander
Weitere Kostenlose Bücher