Der Weg in die Dunkelheit 3: Die Schöpferin (German Edition)
gern etwas Greifbareres. Einen Beweis. Eine Demonstration würde genügen.«
» Sie haben einen Schock erlitten«, sagte Luc und legte einen Arm um mich. » Deshalb werde ich keinen Anstoß daran nehmen, dass Sie gerade mein Wort in Zweifel gezogen und meinen Charakter herabgewürdigt haben. Und ich werde davon Abstand nehmen, meine Fähigkeit zu demonstrieren, dieses Gebäude in ein Bündel Zahnstocher zu verwandeln. Belassen wir es dabei: Wenn jemand versucht, Mouse zu schaden, ihr Unrecht zu tun oder ihr Kummer zu bereiten, dann werde ich den Betreffenden ausschalten. Dauerhaft. Und das gilt auch für Sie.«
Billys Hand erstarrte an seinem Becher, und dann lächelte er, so breit, dass es nicht natürlich sein konnte. » Und das war der Beweis, den ich haben wollte– genau das!«, sagte er. » Ich will ja nur, dass meine Nichte mit jemandem zusammen ist, der sie so behandelt, wie sie es verdient hat.«
» Ich bin nicht mit ihm zusammen«, sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen.
» Natürlich nicht. Du wirfst deine Zukunft für Donnelly weg– davon wirst du ja auch viel haben.« Er schüttelte missbilligend den Kopf und sah weiter Luc in die Augen.
Luc stürzte seinen Whiskey herunter und stellte das Glas mit einem lauten Knall ab. » Ich muss jetzt los.«
Ich rutschte aus der Nische hervor, und Luc folgte mir.
Billy stand auf, unzufrieden mit dem abrupten Ende des Gesprächs. » Du bist hier jederzeit willkommen«, sagte er. » Bring unseren Gast zur Tür, Mo.«
Wir gingen zur Vordertür. Verglichen mit allen anderen im Raum, wirkte Luc geschmeidig und gefährlich.
» Ich dachte, du wolltest reden«, sagte ich.
» Ein andermal. Das war ein sehr erhellendes Gespräch«, fügte er hinzu.
» Es tut mir leid. Er ist abscheulich.« Von all den Gefühlen, die in mir hochkochten, war Verlegenheit das stärkste, Beschämung, dass Luc sich mit Billys Intrigen würde abgeben müssen, die im Vergleich zu den Kreisen, in denen er sich sonst bewegte, geradezu kindisch waren.
» Das ist er wirklich. Es wäre lustig, ihn und Dominic in ein Zimmer zu sperren und abzuwarten, was sich daraus ergibt.«
Ich schauderte theatralisch, und er lachte leise.
» So, jetzt, da ich die offizielle Zustimmung deines Onkels habe, bist du entschlossener denn je, mir keine Chance zu geben, nicht wahr?«
» Nein.« Ich bemerkte, wie sich das anhörte, und ruderte zurück: » Warte. Ich meine damit nicht… Es liegt nicht an Billy. Er ist nicht das Problem.«
Er berührte mich leicht am Kinn. » Ich habe auch nie angenommen, dass er es wäre.«
Billy versuchte, mir noch mehr Informationen aus der Nase zu ziehen, aber meine Schicht war fast vorbei, und ich war nicht in mitteilsamer Laune. Er war fuchsteufelswild– so viel Macht, und er konnte sie nicht in die Hand bekommen! Er hatte sich so daran gewöhnt, mich zu benutzen– sei es nun als Kurier, als Schutzschild oder als Druckmittel–, dass die Tatsache, dass er mich nicht auch noch als Waffe einsetzen konnte, ihm geradezu den Schaum vor den Mund trieb. Und während Billys Zorn mich nicht mehr beunruhigte, tat seine Verzweiflung es durchaus. Ich hatte gesehen, wie er Luc beobachtet hatte und ihm Gier und Berechnung geradezu aus den Poren gequollen waren. Er hatte nach Lucs wunden Punkten Ausschau gehalten und sich dann auf mich als die wahrscheinlichste Möglichkeit konzentriert.
Colin kam, als ich gerade mein Trinkgeld wegräumte. » Billy ist in seltsamer Stimmung. Heute Abend hat er mir gar nicht die üblichen finsteren Blicke zugeworfen«, sagte er.
» Luc ist vorbeigekommen. Billy ist zu beschäftigt damit, davon zu träumen, wie er die Magie gegen die Russen einsetzen kann, um dich mit finsteren Blicken zu bedenken.«
» Toll. Das klingt nach einer einzigen Katastrophe.«
» Das dachte ich auch. Luc scheint kein Interesse zu haben, ihn zu unterstützen.«
» Dieses eine Mal bin ich einer Meinung mit ihm.« Er bückte sich, um mich zu küssen, und überlegte es sich dann anders. » Deine Mutter hat mich zum Abendessen eingeladen.«
» Ein Familienessen.« Ich seufzte. » Bist du sicher, dass du dir das antun willst?«
» Ich glaube, bei Schmorbraten werde ich schon mit deinem Vater fertig«, sagte er.
» Na, dann gelingt das zumindest einem von uns.«
Aber ich beherrschte mich, als wir um den Tisch saßen und Colins Hand warm und vertraut in meiner ruhte, als wir das Tischgebet sprachen, während sein Fuß meinen in einer kleinen, stummen Geste der
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