Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Weisman
Vom Netzwerk:
Sake‐Flasche zur Hand und goß für Cortez ein. Er füllte die Schale mit vier gleichmäßigen Schwenks. Dann begann er dieselbe Prozedur für Raven, aber Doc ergriff die Schale nach dem dritten Schwenk und blockierte sachte Yamamotos Bemühen, auch das letzte Viertel aufzufüllen. Erst nachdem Yamamoto auch sich selbst nur mit drei gleichmäßigen Bewegungen eingeschenkt hatte, dämmerte mir, daß die Zahl vier eine bestimmte Bedeutung hatte.
    Raven hob seine Schale zum Gruß und trank dann den Sake.
    Yamamoto folgte diesem Beispiel, während Cortez seinen hinunterstürzte wie einen Schuß Whisky, um die Nerven zu beruhigen.
    Der Oyabun verneigte sich vor seinen Gästen. »Vergeben Sie mir meine Schroffheit, aber ich muß mich jetzt von Ihnen verabschieden, um mich für unsere Begegnung nachher zurechtzumachen.« Er betrachtete die Schale in seiner Hand und stellte sie wieder auf das Tablett. »Ich werde veranlassen, daß man Ihr Sake‐Service reinigt und Ihnen dann zurückgibt, Dr. Raven.«
    »Es gehört Ihnen, Oyabun, zur Erinnerung an Ihren Besuch in Seattle.«
    Yamamotos dunkle Augen glitzerten wie polierter Onyx. »Er ist bereits unvergeßlich. Ich sehe Sie um 5 Uhr früh Ortszeit.«
    Draußen und ein gutes Stück vom Zeppelin entfernt, kehrte wieder Gefühl in meine Beine zurück. »Was meinte Yamamoto damit, daß er mehr von einem der ›  Korumaku‐kai ‹ erwartet?«

    Raven gestattete sich ein grimmiges Lächeln. »Die Nadel auf meiner Brust und das Sake‐Service stammen von den  Korumaku‐kai  der Schwarzen‐Vorhang‐Gang. Lassen wir es dabei bewenden, daß sie in Yakuza‐Kreisen eine bestimmte Bedeutung hat, ähnlich wie die Tötung des verrückt gewordenen Yakuza durch dich.
    Yamamoto erwartet einfach von mir, daß ich ihm Nadia bringe und sie unterschreibt.«
    Ich öffnete die hintere Tür des Rolls für ihn. »Was passiert, wenn sie ablehnt?«
    Wütende blaue Funken tanzten in Ravens Augen. »Erinnerst du dich daran, wie er den Sake eingeschenkt hat?«
    Ich nickte. »Vier Schwenks für Cortez, dann drei für dich und sich selbst, aber nur, weil du einen vierten Schwenk bei deiner Schale abgewehrt hast.«
    »Ausgezeichnet!« Raven senkte sich in die Schatten auf dem Rücksitz. »Das japanische Wort für vier lautet shi. Durch das Einschenken des Sake teilte er Cortez und mir mit, was passiert, wenn wir ihn nicht zufriedenstellen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Irgendwas entgeht mir dabei.«
    Stealth’ geflüsterte Worte hörten sich an wie trockene Blätter, die vom Wind raschelnd über einen Friedhof getrieben werden. »  Shi  hat im Japanischen noch eine weitere Bedeutung.
    Es heißt Tod.«

    ‐IV‐

    Die Tatsache, daß ich von der Yakuza mit dem Tode bedroht wurde, trug wenig zu meinem inneren Frieden bei, aber mir wurde gar noch unbehaglicher zumute, während wir zum Hauptquartier zurückfuhren. Ich spürte regelrecht, wie in der Stadt die Banden lebendig wurden und sich in Marsch setzten, Armeen von Zecken im Fell eines Hundes gleich. Niemand schoß auf uns, aber die Menschenknäuel, die an den Straßenecken oder in Seitenstraßen herumhingen, wirkten aufgeregter als sonst. Etwas Großes stand bevor. Alle spürten es und wollten daran teilhaben.
    Nachdem Raven im Hauptquartier bei Tom Electric angerufen und ihm die Lage erklärt hatte, wies er Stealth an, mit dem Funktelefon seine Redwings zusammenzurufen. Seit Etienne La Plante ihn abrupt gefeuert hatte, tat Kid Stealth alles, um den Verbrecherkönig zu ärgern, einschließlich der Rettung anderer Beschäftigter vor dem schauerlichen Ende, das La Plante ihnen möglicherweise zu bereiten gedachte. Kid nahm diese flüchtigen Gangster ‐ von denen ich keinen um mich haben wollte ‐ in den eigenen Kader auf. Ravens Bereitschaft, sie zu unserer Verstärkung zu rufen, kündete vom Ernst der Lage.
    Als wir in den Computerraum zurückkehrten, erhielten wir einen noch plastischeren Eindruck davon, wie alles zusammenbrach. Tom Electric, ein schwergebauter Mann mit gesunden roten Backen und einem Schopf aus blonden Locken, übermittelte uns die schlechten Nachrichten. »George Van
    Housen
    hat
    anscheinend
    allen
    Gangs
    eine
    Generalamnestie angeboten, die bereit sind, uns daran zu hindern, daß wir Nadia zum Howell‐Estate bringen. Die beiden größten Gangs, die Ancients und die Tigers, haben das rundweg abgelehnt, aber eine Menge kleiner Banden scheinen auf sein Angebot zu fliegen. Heckenschützen werden uns vermutlich überall aufs

Weitere Kostenlose Bücher