Der Weg in Die Schatten
von UniOils Forschungsanlage. Ihre elfenbeinfarbene Haut glänzte vor Schweiß, während sie Thorns Flugzeug herunterholte, dessen Motor auf eine Leistung gedrosselt war, die es gerade noch davor bewahrte, ins Trudeln zu geraten. Ihr eigenes Ultraleichtes auf dem Dach des Gebäudes zu landen war schwierig genug gewesen. Eines ferngesteuert runterzubringen war glatter Mord, auch wenn es über ein Rigger‐Interface geschah.
Die Computersimulationen hatten gezeigt, daß es möglich war, auf der zur Verfügung stehenden Fläche zu landen, aber, Drek, es war knapp.
Die Räder setzten auf dem Dach auf, und Iris kehrte augenblicklich den Propellerschub um und bremste. Die leichte Maschine schlitterte und drohte auszubrechen, bevor sie sie zum Stehen brachte. Namenlos rannte zum Flugzeug hinüber, als Thorn und Neddy hinauskletterten. Die drei montierten die Flügel ab und rollten den Rumpf aus dem Landebereich. Iris konzentrierte sich darauf, Smedley herunterzuholen. Die Kontrollen waren träge, und durch Gewicht und Sitzposition des Trolls war das winzige Flugzeug nur noch schlecht getrimmt.
»Verflucht noch mal.« Sie biß sich auf die Lippe. Jedesmal, wenn sie die Geschwindigkeit des Ultraleichten verringern wollte, verlor die überladene Maschine zu schnell an Höhe.
»Probleme, Süße?« fragte Thorn hinter ihr. Sie erklärte die Lage im mechanischen Tonfall eines eingestöpselten Riggers, wobei ihre Stimme nichts von dem Druck verriet, der auf ihr lastete. Sie war sich entfernt der gemurmelten Beratung in ihrem Rücken bewußt. Nach einer Zeitspanne, die ihr wie eine Ewigkeit vorkam, jedoch nicht mehr als ein paar Minuten gedauert haben konnte, sagte Neddy: »In Ordnung, meine Liebe. Wenn ich bis drei gezählt habe, stellst du den Motor ab und gibst die Kontrolle ab. Es geht los. Eins, zwei, drei!«
Das Zählen ging in das Gemurmel einer sonoren, rhythmischen Sprache über. Sie spürte, wie der Luftwiderstand des Ultraleichten sich praktisch in nichts auflöste, als sie den Motor abstellte. Die Maschine schlingerte entsetzlich und ging dann in einen unmöglich sanften Gleitflug über, der sie über das Dach führte, wo sie auf der Steile schwebte und langsam nach unten sank.
Sie stöpselte sich aus und sah Neddy hinter sich schwer atmend an den Ventilationsschacht gelehnt stehen. Namenlos und Thorn befreiten den beinahe hysterischen Troll aus dem Ultraleichten.
»Ich muß mich einfach darauf verlassen, daß dieser kleine Ausflug in die Magie keine Kollegen auf diesem Grundstück alarmiert hat«, keuchte der Magier.
»Tja«, erwiderte Iris, »einen Troll mitten in die Anlage stürzen zu lassen, hätte sie wohl auch auf den Plan gerufen. Es hat alles seine Vor‐ und Nachteile, Neddy.«
Major Fuhito war in hellem Aufruhr. Seine Truppen waren in einen sorgfältig angelegten Hinterhalt gelaufen und standen gegenwärtig schwer unter Druck. Aus den Jägern waren zumindest vorübergehend Gejagte geworden. Durch die Dummheit des gefallenen Captain Murrough hatten sie nicht nur das Überraschungsmoment sondern auch den Helikopter samt Bewaffnung sowie einen Truppentransporter verloren. Die Söldner waren viel besser bewaffnet, als seine Agenten berichtet hatten, und die Feuerkraft ihrer Verteidigung stand in keinem Verhältnis zu ihrer geringen Zahl. Fuhito hatte bereits Luft‐ und Bodenverstärkungen angefordert, aber da offensichtlich niemand wußte, wo sich Sicherheitschef Häßlich derzeit aufhielt, hatten die Anforderungen ihren Adressaten bislang noch nicht erreicht und waren somit auch noch nicht genehmigt worden. Das überbezahlte Monster ist wahrscheinlich gerade unterwegs, um irgendwen zu fressen, sinnierte der Major. Was als knappe, chirurgische Operation gedacht gewesen war, hatte sich in ein blutiges Gemetzel verwandelt, und auch in den Barrens sahen die Seattler Behörden offene militärische Aktionen von seiten der Konzerne nicht gern. Das einzig Positive war, daß mit Murroughs Tod ein bequemer Sündenbock zur Verfügung stand, dem man die Schuld für dieses Debakel in die Schuhe schieben konnte.
Sein Schreibtisch‐Kom summte, wodurch sich die ohnehin schon grimmige Laune des Majors noch verschlechterte. »Was ist?« schnauzte er in den Schirm. »Ich habe ausdrücklich angeordnet, nicht gestört zu werden!«
Mit hölzerner Miene sagte die Ordonnanz: »Dr. Hemmings wünscht Sie sofort zu sprechen, Sir.«
Der Major schnaubte wütend. »Er kann sich einen Termin geben
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