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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Weisman
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aufgedunsen. Ihre Augen waren weiß und blicklos und rollten vor Wut und Wahnsinn hin und her. Sie warfen die schwarzen Federbüsche auf ihren Köpfen zurück und bleckten die Zähne, während sie auf mich zu galoppierten.

Rote Funken stoben von ihren stampfenden Hufen. Die rubinrote Kutschenlaterne schaukelte verrückt und warf ihr Licht auf die Pferde wie Krämpfe in einem Fiebertraum. Das war schwarzes Ice tödlichsten Kalibers.

Sie fuhr mich über den Haufen. Spitze Hufe trafen meine Brust und ich ging zu Boden. Ich hörte Knochen brechen, als die Pferde über mich hinweg trampelten, und ich schrie vor Schmerzen, als eines der Kutschenräder meinen linken Arm zermalmte. Blutend lag ich da und mußte mit ansehen, wie die Leichenkutsche bremste und für einen weiteren Angriff wendete. Ich wartete auf den Tod, die Erinnerung an Emilys Gesicht wärmte mich innerlich wie milder Sommersonnenschein. Weit, weit entfernt roch ich verbrannte Elektronik und Haut.

Dann war es vorbei.

Ich sah zu Emily auf. Sie hielt mein Gesicht zwischen den Händen. Sie sah abgespannt und ausgelaugt aus, und die Tränen standen ihr in den Augen. Weinte sie um mich? Wein doch nicht, süße Emmie. Sie knallte mir eine, ihre harte kleine Faust schlug meinen Kopf zur Seite. Ich sah plötzlich das besorgte Gesicht Goldregens vor mir. Emily schüttelte mich. »Bist du wieder da, Jack? Jack?«

»Ich bin da, Emmie«, murmelte ich.

»Verdammt noch mal!« brüllte sie. »Du dämlicher blöder Deckhead! Du hättest dir fast das geröstet, was du anstelle eines Hirns hast! Du wärst fast abgekratzt, und ich wär’ beinahe mit draufgegangen!«

Ich nahm ihre Hand. »Ist mit der Datei alles in Ordnung?«

Einen Moment lang dachte ich, sie würde mich wieder schlagen.

»Ja, deiner dämlichen, beschissenen Datei geht’s prima. War das die Hälfte deiner Hirnzellen wert? Warum hast du keinen verdammten Phasenschleifenrecourser an deinem Deck?«

Ich versuchte sie anzulächeln. So benebelt wie ich war, begriff ich doch, daß Emily mich wahrscheinlich totschlagen würde, wenn ich ihr sagte, daß ich mir anstatt des Recoursers die Camera obscura gekauft hatte. Ich seufzte. »Weil ich gut aussehend geboren wurde und nicht reich.«

Fluchend half Emily mir vom Fußboden hoch, und wir wankten unsicher zum Bett. Sie deckte mich zu, setzte sich auf die Bettkante und betrachtete mich eingehend. »Du kommst wieder auf die Beine, Grimley.« Ein Hauch von Weichheit schlich sich in ihre Stimme.

»Ich liebe dich«, flüsterte ich.

»Was?«

»Ich sagte, ja, das war es wert.«

»Halt den Mund und schlaf, Deckhead.«

Ich schlief praktisch im nächsten Augenblick ein. Als ich ein paar Stunden später kurz aufwachte, schlief Emily mit dem Kopf auf meiner Brust neben mir und hielt meine Hand mit ihren beiden fest umschlossen. Ich küßte sie auf den Kopf, wobei ich den süßen Duft ihrer Haare einatmete. Ich legte ihr meinen Arm um die Taille und drückte sie an mich. Ich hatte Angst, mich zu bewegen oder auch nur zu atmen, Angst, etwas zu tun, wodurch der Bann gebrochen werden könnte.

Ich wollte einfach nur ewig so liegen bleiben und Emmie in meinen Armen spüren. Ich kämpfte darum, die Augen offen zu halten. Aber es dauerte nur ein paar Minuten, bis ich den Kampf verloren hatte und wieder in die warme Umarmung des Schlafs glitt.

Als ich endlich erwachte, war es später Nachmittag, und Emily war nicht mehr da. Der Abend verstrich in einem Nebel aus Verwirrung und Schmerz. Ich versuchte, Nadia Mirins Personalakte durchzusehen, aber mir tat alles weh, und ich hatte fürchterliche Kopfschmerzen. Mein Sehvermögen blieb weiterhin getrübt, und ich wurde immer frustrierter und gereizter. Von Emily hörte ich überhaupt nichts. Schließlich gab ich nach und legte mich schlafen. Am nächsten Morgen rief ich Miss Elizabeth an.

Wir untersuchten die Datei stundenlang. Miss Elizabeths Saphiraugen sondierten die Daten gnadenlos, versuchten ihre Geheimnisse zu lüften. Dies war eine perfekte Datei. Glatt wie Glas. Was sie Oberflächliches über Nadia zu erzählen wußte, hätte ganze Bücher gefüllt. Die Informationen häuften sich zu einem Berg von gar nichts. Wir stellten fest, daß die Datei erst vor acht Jahren in der Schweiz erstellt worden war. Ich war davon überzeugt, daß sie so falsch war wie Mr. Johnsons Plastikgrinsen.

Während Miss Elizabeth sich streckte und die Augen rieb, betrachtete ich sie bewundernd. Sie ist sehr hübsch und nur ein wenig

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