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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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seine plötzlichen Schuldgefühle zu unterdrücken - wie lange war es her, seit er das letzte Mal an Jarl gedacht hatte? -, fragte: »Was ist mit den Leuten hier? Den Leuten, mit denen du zusammenarbeitest?«
    »Mitarbeiter, Angestellte und Kunden. Ich habe sogar so etwas wie eine Geliebte. Aber keine Freunde.«
    »Du hast eine Geliebte, und sie ist nicht deine Freundin?«
    »Ihr Name ist Stephan. Sie ist ein dreiundfünfzig Jahre alter Tuchhändler mit einer Ehefrau und acht Kindern. Er gibt mir Schutz und schöne Kleider, und ich gebe ihm Sex.«
    »Oh.« Plötzlich ergab das Gemurmel der Hure über das Pflügen einer anderen Furche erheblich mehr Sinn. »Bist du hier glücklich, Jarl?«
    »Glücklich? Was zur Hölle ist das für eine Frage? Glück hat nichts damit zu tun.«

    »Das tut mir leid.«
    Jarl lachte verbittert. »Wo hast du deine Unschuld zurückbekommen, Kylar? Du sagtest, Azoth sei tot.«
    »Wovon redest du?«
    »Wirst du fortgehen, jetzt, da du weißt, dass ich eine männliche Hure bin?«
    »Nein«, sagte Kylar. »Du bist mein Freund.«
    »Und du bist meiner. Aber wenn ich dich nicht gerade beinahe Gerk hätte töten sehen, würde ich mich fragen, ob du wirklich ein Blutjunge bist. Wie tötest du Menschen und bewahrst dir die Unversehrtheit deiner Seele, Kylar ?« Er verlieh dem Namen ein klein wenig zusätzliche Betonung.
    »Wie kannst du dich als Hure verdingen und dabei die Unversehrtheit deiner Seele bewahren?«
    »Überhaupt nicht.«
    »Ich auch nicht«, erwiderte Kylar.
    Jarl wurde still. Er betrachtete Kylar eindringlich. »Was ist an jenem Tag geschehen?«
    Kylar wusste, wonach Jarl fragte. Ein Beben durchlief ihn. »Durzo hat mir gesagt, dass ich Ratte töten müsste, wenn ich sein Lehrling werden will. Nach dem, was er Puppenmädchen angetan hatte... habe ich es getan.«
    »So einfach, hm?«
    Kylar erwog zu lügen, aber wenn irgendjemand die Wahrheit verdiente, dann war es Jarl. Er hatte mehr als irgendjemand sonst unter Rattes Händen gelitten. Nachdem er in Bezug auf Puppenmädchen gelogen hatte, konnte er es nicht noch einmal tun.
    Kylar erzählte ihm die ganze Geschichte, so wie er sie nach Master Blint niemandem mehr erzählt hatte.
    Der Bericht darüber, wie jämmerlich Ratte sich verhalten hatte, rührte Jarl keineswegs. Sein Gesicht blieb leidenschaftslos.
»Er hat es verdient. Das und noch mehr«, sagte Jarl. »Ich wünschte nur, ich hätte den Mut gehabt, es zu tun. Ich wünschte, ich hätte zuschauen können.« Er tat den Gedanken mit einer femininen Handbewegung ab. »Ich erwarte einen Kunden, also hör mir zu«, fuhr er fort. »Khalidor wird einmarschieren. Verschiedene Teile der Sa’kagé sind mobilisiert worden, aber das sind größtenteils Tarnmanöver. Vielleicht wissen nur die Neun, was wirklich geschieht, vielleicht nur der Shinga. Ich kann nicht einmal sagen, auf welche Seite wir uns schlagen werden.
    Die Sache ist die, wir können es uns nicht leisten, dass Cenaria diesen Krieg verliert. Ich weiß nicht, ob den Neun das klar ist. Die Ursuuls erheben seit Generationen Anspruch auf Cenaria, aber vor einigen Monaten hat Gottkönig Ursuul einen Tribut verlangt - einen besonderen Edelstein und freien Durchmarsch - und behauptet, er sei mehr an einem Krieg mit Modai als mit uns interessiert. König Gunder hat ihm gesagt, wohin er marschieren könne - und dieser Weg führte nicht über die Hochstraßen des Königs... Eine Quelle hat mir verraten, dass der Gottkönig geschworen hat, an uns ein Exempel zu statuieren. Er hat mehr als fünfzig Hexer, vielleicht viel mehr. Ich denke nicht, dass König Gunder zehn Magier gegen sie in den Kampf schicken kann.«
    »Aber die Sa’kagé werden überleben«, erwiderte Kylar. Nicht dass es ihn gekümmert hätte. Er dachte an die Drakes und an Logan. Die Khalidori würden sie töten.
    »Die Sa’kagé werden überleben, Kylar, aber wenn alle Geschäfte niedergebrannt werden, gibt es kein Geld mehr, das sie jemandem abpressen können. Wenn alle Kaufleute bankrott sind, können sie sich kein Glücksspiel und keine Huren mehr leisten. Aus einigen Kriegen könnten wir Profit ziehen. Dieser wird uns ruinieren.«

    »Also, warum erzählst du mir das?«
    »Durzo steckt mittendrin.«
    »Natürlich tut er das«, sagte Kylar. »Wahrscheinlich versucht die Hälfte der Adligen in der Befehlskette der Armee, ihre Vorgesetzten aus dem Amt zu hebeln, damit sie an ihre Stelle rücken können. Aber Master Blint würde keinen Auftrag annehmen, der die Stadt

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