Der Weg in Die Schatten
ernsthaft gefährden würde. Nicht wenn die Dinge so schlimm stehen, wie du sagst.«
Jarl schüttelte den Kopf. »Ich denke, er arbeitet für den König.«
»Master Blint würde niemals für den König arbeiten«, widersprach Kylar.
»Er würde es tun, wenn sie seine Tochter hätten.«
»Seine was?«
32
Lordgeneral Agon stand in der Mitte des Statuengartens der Burg auf frisch gefegtem Kies und versuchte, nicht so beklommen dreinzublicken, wie er sich fühlte. Ein verdammt guter Ort, um einen Attentäter zu treffen.
Obwohl Blint ihm befohlen hatte, keine Soldaten mitzubringen, hätte es, wenn er dazu geneigt gewesen wäre, etliche Möglichkeiten für sie gegeben, sich zu verstecken. Natürlich hätte auch der Umstand, dass diese Zusammenkunft auf dem Gelände der Burg stattfand, Agon beruhigen sollen. Es hätte ihn vielleicht beruhigt, wenn es nicht Blint gewesen wäre, der es vorgeschlagen hatte.
Der Nachtwind wehte eine Wolke vor den Mond, und Agon spitzte die Ohren, um das leise Knirschen von Kies zu hören, das Blints Erscheinen ankündigen würde. Er bezweifelte nicht, dass Blint ungesehen in die Burg gelangen würde. Sein Gedächtnis war so scharf wie die Dolche, die sie einmal unter den königlichen Kissen gefunden hatten. Trotzdem, er hatte seine Befehle.
Er betrachtete die Statuen um sich herum. Sie stellten Helden dar, jede einzelne von ihnen, und er fragte sich, was er in ihrer Gesellschaft zu suchen hatte. Im Allgemeinen war dieser Garten eine Zuflucht. Er konnte auf heiteren Wegen aus weißen und schwarzen Steinen einherwandeln und diese marmornen Helden betrachten und sich fragen, wie sie sich verhalten würden, hätten sie in seiner Haut gesteckt. Heute Nacht ragten ihre Schatten bedrohlich auf. Natürlich war es nur seine Einbildung, aber er hatte noch immer nicht vergessen, dass Blint vor zehn Jahren in seinem Schlafzimmer gewesen war, bereit, ihn zu ermorden. Nichts war ungefährlich bei einem solchen Mann.
Agon vernahm das denkbar leiseste Knirschen von Schotter unter einer der Statuen. Er drehte sich um und griff, ohne nachzudenken, nach seinem Schwert.
»Spart Euch die Mühe«, sagte Durzo Blint.
Agon wirbelte wieder herum. Durzo stand keine zwei Schritte entfernt. Agon trat zurück.
»Der da Lärm gemacht hat, war einer von Euren Männern. Nicht ich.« Blint lächelte wölfisch. »Aber wartet, habe ich Euch nicht aufgetragen, keine Männer mitzubringen?«
»Ich habe auch keine mitgebracht«, antwortete Agon.
»Hm-mm.«
»Ihr kommt spät«, sagte Agon. Er hatte inzwischen das Gleichgewicht wiedergefunden. Es war beunruhigend, mit einem
Mann zu tun zu haben, dem das Leben nichts galt. Er glaubte, dass Blint die Dinge tatsächlich so sah. Dahinter steckte eine gewisse Logik. Es gab für ihn nur eine Möglichkeit, mit Blint umzugehen: Er musste begreifen, dass er getötet werden konnte, dass dies jedoch nicht wichtig war; sein Leben oder Sterben war nicht der Grund, warum er Blint gerufen hatte; sein Leben oder Sterben war nicht von Belang für das, worüber sie reden würden. Trotzdem fragte sich ein Teil von ihm, wie Blutjungen so leben konnten.
»Ich habe mich nur versichert, dass ich weiß, wo sich all Eure Soldaten versteckt haben«, sagte Blint. Er trug Kleidung, die zum Töten geeignet war, stellte Agon mit Unbehagen fest. Ein Gewand aus gesprenkelter, dunkelgrauer Baumwolle, dünn, doch so geschnitten, dass man sich gut darin bewegen konnte, Hosen aus dem gleichen Material, ein Halfter mit zwanzig Wurfwaffen darin, von denen der General einige nicht einmal kannte. Was er erkannte, war die Tatsache, dass die Spitzen einiger dieser Waffen gefährlicher waren als Stahl allein. Gift.
Blufft er? Agon hatte keine Soldaten mitgebracht. Selbst wenn sein Leben bei diesem Gespräch nicht das Wichtigste war, würde er es doch nicht wegwerfen. »Ich halte mein Wort, selbst einem Sa’kagé-Ganoven gegenüber«, sagte er.
»Das Komische ist, ich glaube Euch, Lordgeneral. Ihr seid vieles, aber ich denke nicht, dass Ihr ehrlos oder dumm genug seid, um mich zu betrügen. Seid Ihr Euch sicher, dass ich den König nicht für Euch töten soll? Ihr habt die Armee. Wenn Ihr klug seid und Glück habt, könntet Ihr selbst König werden.«
»Nein«, erwiderte Agon. »Ich stehe zu meinen Schwüren.« Wenn diese Worte doch nur nicht so brennen würden, während ich sie ausspreche.
»Ich würde Euch Rabatt gewähren.« Blint lachte.
»Seid Ihr bereit, Euch die Einzelheiten des Auftrags
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