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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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selbst werde es mir niemals verzeihen. Kylar legte sie auf den Boden und zog ein Messer heraus. Er schnitt sich in die Hand und ließ Blut auf Elenes Gesicht tropfen, so dass es so aussah, als sei sie heftig geschlagen worden. Es war ekelhaft, und der Kontrast zwischen ihrer Schönheit und dem Hässlichen dessen, was er tat, machte ihn untypisch zimperlich, aber es musste getan werden. Sie musste wie ein Opfer aussehen. Während er sie betrachtete, wie sie bewusstlos dalag, hatte er das Gefühl, als schmecke er die reine Bitterkeit seines Gewerbes. Diese Bitterkeit des Gewerbes war die Wahrheit des Gewerbes. Selbst hier, da er nicht getötet hatte, da er nicht in den alles durchdringenden Gerüchen des Todes baden musste, hatte Kylar die Augen geschlossen, die die Wahrheit in ihm sahen, hatte die Augen des Lichtes geschlagen, das die Dunkelheit in ihm beleuchtete, hatte die Augen blind gemacht, die ihn durchdrangen. Wer sagt, dass es keine Poeten in dem bitteren Geschäft gibt?
    Als Kylar fertig war, arrangierte er Elenes Gliedmaßen in einem geziemend ungelenken Muster.
    Der silberne Ka’kari steckte in einem Pantoffel auf dem Boden des Wandschranks. Kylar hob ihn hoch, um ihn im Mondlicht in Augenschein zu nehmen. Es war eine schlichte, metallische Kugel ohne besondere Kennzeichen. In Wahrheit war es ein wenig enttäuschend. Trotz des metallischen Schimmers war sie durchscheinend, was neu war. Kylar hatte noch niemals etwas
Derartiges gesehen, aber er hatte gehofft, dass der Ka’kari etwas Spektakuläres tun würde.
    Er steckte den Ball in einen Beutel und ging zur Tür. So weit, so gut. Nun, genau genommen war der heutige Abend bisher eine absolute Katastrophe gewesen. Aber es sollte relativ einfach sein, aus dem Haus zu kommen. Wenn er sich nicht an dem Wachposten am Fuß der Dienstbotentreppe vorbeischleichen konnte, konnte er direkt an den Mann herantreten und vorgeben, er habe nach der Toilette gesucht und sein Drang sei so heftig gewesen, dass er im ersten verfügbaren Badezimmer verschwunden sei. Der Wachposten würde ihm eine Verwarnung geben und erklären, dass das obere Stockwerk verboten sei, woraufhin Kylar erwidern würde, dass sie Wachen am Fuß der Treppe aufstellen sollten, wenn sie nicht wollten, dass jemand hinaufging, der Wachmann würde Verdruss zeigen, und Kylar würde nach Hause gehen. Nicht narrensicher, aber andererseits hätte Kylar an diesem Abend auf nichts vertraut, was narrensicher war.
    Er spähte durchs Schlüsselloch, beobachtete den Flur und lauschte dreißig Sekunden lang. Da draußen war nichts.
    Sobald er die Tür öffnete, trat jemand mit mehr als sterblicher Stärke von der anderen Seite dagegen. Die Tür krachte ihm zuerst ins Gesicht, dann gegen seine Schulter. Sie schleuderte ihn zurück in den Raum.
    Es wäre ihm beinahe gelungen, stehen zu bleiben, doch während er rückwärtsflog, stolperte er über die bewusstlose Elene und stürzte hart. Er glitt über den steinernen Boden, bis sein Kopf gegen die Wand prallte.
    Während Kylar sich nur mit knapper Not bei Bewusstsein hielt, explodierten schwarze Punkte vor seinen Augen. Er musste, seinem Instinkt folgend, die beiden Dolche gezogen
haben, denn seine Finger schmerzten, als ihm die Waffen aus den Händen geschlagen wurden.
    »Junge?«
    Kylar musste mehrmals blinzeln, bevor er wieder sehen konnte. Als sich seine Sicht geklärt hatte, war das Erste, was er erblickte, die Messerspitze, die nur einen Zoll von seinem Auge entfernt war. Er folgte der Klinge zu dem grau gewandeten Arm und dem in einen Kapuzenumhang gehüllten Körper hinauf.
    Benommen fragte sich Kylar, warum er nicht tot war. Aber noch bevor Hu seine Kapuze zurückschob, wusste Kylar Bescheid.
    Momma K hatte ihn verraten. Sie hatte ihn ausgeschickt, den falschen Mann zu töten.
    »Master Blint?«, fragte er.

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    »Was tust du!« Master Blint schlug Kylar mit dem Handrücken ins Gesicht. Er stand in maßlosem Zorn da, und die Illusionen, die ihm das Aussehen Hu Gibbets verliehen hatten, verflogen wie Rauch.
    Kylar rappelte sich taumelnd hoch. Sein Kopf drehte sich noch immer, und in seinen Ohren klingelte es. »Ich musste... Ihr wart fort...«
    »Fort, um dies hier zu planen!«, flüsterte Blint rau. »Fort, um dies zu planen! Aber vergiss das jetzt. Wir haben drei Minuten, bis der Wachmann seine nächste Runde dreht.« Er stieß mit einer Zehenspitze Elenes schlaffen Körper an.

    »Die da lebt noch«, erklärte Durzo Blint. »Töte sie. Dann suche den

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