Der Weg in Die Schatten
königlichen Familien zu entführen, in der Hoffnung, dass sie akzeptablere Söhne hervorbringen würden. Zwei seiner gegenwärtig neun Edelinge waren von solchen Frauen geboren worden, daher vermutete Garoth, dass Adlige eine Spur häufiger akzeptable Söhne produzierten als das Gesindel, aber es war so viel lästiger, sich mit einer hässlichen Frau zu paaren.
Zum Teil um seiner Söhne willen und zum Teil zu seiner eigenen Erheiterung hatte er sich sogar den Luxus gegönnt, einige der Frauen dazu zu bringen, ihn zu lieben. Es war überraschend einfach gewesen; er hatte nicht einmal so viel lügen müssen, wie er erwartet hatte. Frauen waren überaus gern dazu bereit, sich selbst zu belügen. Er hatte gehört, dass Liebe den Sex besser mache, aber er war nicht beeindruckt. Mit Magie konnte er den Körper einer Frau dazu bringen, auf ihn zu reagieren, wie immer es ihm gefiel, und es machte Freude, eine Frau zu beobachten, wie sie versuchte, ihren Zorn und Hass zu beherrschen, während seine Magie ihr nie gekannte Wonnen bereitete. Unglücklicherweise hatten solche Freuden ihren Preis: Jene Ehefrauen mussten genau beobachtet werden; er hatte bereits zwei durch Selbstmord verloren.
Der Würdenträger hämmerte an die Tür, und Garoth ließ sie mit einer Geste aufspringen. Der Mann kam auf den Knien herein; er rutschte vorwärts und verschränkte die Arme vor der Brust. »Mein Gott, mein majestätischer König -«
Garoth richtete sich auf. »Heraus damit. Du hast eine Nachricht von der Jadwin-Schlampe bekommen.«
»Sie meldet, dass sie den Prinzen getötet habe, aber sie hat den Ka’kari verloren. Es tut mir so leid, Euer Heiligkeit.«
»Zweifellos ein weiterer Betrug«, sagte Garoth, wobei er
mit sich selbst sprach, nicht mit dem Würdenträger. »Sind die Schiffe für die Invasion von Modai eingetroffen?«
Mit Cenaria konnte er sich befassen, wann immer es ihm gefiel, aber ein direkter Marsch nach Süden würde seine Armeen wochen- oder monatelang beschäftigen. Dieser verdammte Herzog Gyre hatte Schreiende Winde zu einem ernsten Hindernis ausgebaut. Er konnte die Festung natürlich einnehmen. Er konnte wahrscheinlich inzwischen jede Armee der Welt besiegen, bis auf die der Alitaeri, aber ein Gottkönig vergeudete keine Männer oder Meister für Frontalangriffe. Nicht wenn er andere Möglichkeiten hatte.
Außerdem, welcher Eroberer wollte überhaupt einen Bienenstock wie Cenaria? Da wäre es beinahe besser, er würde alle Menschen dort hinrichten lassen und seine eigenen Untertanen ausschicken, die Stadt zu kolonisieren.
Garoth Ursuuls Interesse galt nicht vorübergehender Macht. Der Kampf um Cenaria war nur eine Erheiterung. Er hatte weitaus verlässlichere Nachrichten von seinen Spionen, dass sich der rote Ka’kari in Modai befand. Einmal dort, würde er Cenaria umzingeln. Er konnte das Land wahrscheinlich unterwerfen, ohne auch nur darum zu kämpfen. Dann würde Ceura kommen, und ein Schlag direkt ins Herz der Magier, Sho’cendi. Er würde es erst dann mit Alitaera aufnehmen müssen, wenn er sich des Sieges gewiss war.
»Zwei Schiffe passieren noch cenarische Gewässer.«
»Gut, dann -«
»Euer Heiligkeit...« Der Mann quiekte, als ihm bewusst wurde, wen er soeben unterbrochen hatte.
»Hopper?«
»Ja, Euer Heiligkeit?« Hoppers Stimme zitterte.
»Unterbrich mich niemals wieder.«
Hopper nickte mit großen Augen.
»Also, was hattest du zu sagen?«
»Lady Jadwin behauptet, gesehen zu haben, wie jemand im Flur vor ihrem Zimmer den Ka’kari gebunden hat. Ihre Beschreibung war... akkurat.«
»Beim Blute Khalis«, hauchte Garoth. Ein Ka’kari, nach all dieser Zeit. Ein Ka’kari, den jemand gebunden hatte. Das machte es beinahe noch leichter. Ein Ka’kari allein war so klein, dass man ihn überall verstecken oder verlieren konnte, aber ein Ka’kari, der gebunden war, würde nie weit von demjenigen zu finden sein, der ihn gebunden hatte.
»Leite diese Schiffe um. Und befiehl Roth, mit den Morden anzufangen. Die Gyres, der Shinga, alle. Sag Roth, er hat vierundzwanzig Stunden.«
Irgendetwas stimmte nicht, stimmte ganz und gar nicht. Regnus Gyre wusste das, sobald er die Tore seines Hauses erreichte. Es standen keine Wachen davor. Selbst angesichts der Tatsache, wie viele seiner Dienstboten und Wachen der König während des vergangenen Jahrzehnts entlassen oder vertrieben hatte, war dies beunruhigend. Die Lampen in der Villa brannten noch, was seltsam war, eine Stunde nach
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