Der Weg in Die Schatten
Geschichten zu erzählen.« Er seufzte.
»Meinen Fehler beging ich, als ich mich in die falsche Frau verliebte. Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich zu Ulana hingezogen.
Nun, ich fühlte mich nicht nur zu ihr hingezogen, ich war von ihr besessen, und ich brauchte lange, um den Grund dafür zu entdecken. Ich ging ihr sogar aus dem Weg, weil es so quälend war, in ihrer Nähe zu sein. Aber schließlich fand ich heraus, dass sie mich deshalb so faszinierte, weil sie so ganz anders war als ich. Verstehst du, Kylar, sie war rein. Und seltsamerweise schien sie mich ebenfalls zu lieben. Natürlich hatte sie keine Ahnung, was ich wirklich war. Ich habe keins meiner Geschäfte unter meinem eigenen Namen betrieben, und nur wenige Adlige hatten eine Vorstellung von dem Ausmaß des Reichtums, den ich anhäufte. Je tiefer ich in die Dunkelheit sank, umso mehr liebte ich sie und umso größer wurde meine Scham. Wie kann man das Licht lieben und in Dunkelheit leben?«
Die Frage war wie eine Lanze, die Kylars Herz durchstach. Er fühlte sich beschämt.
»Sie begann sich für die Sklavenfrage zu interessieren, Kylar, und sie beschloss, die Babyfarmen, die Sklavengaleeren und die Kampfplätze in der Arena zu besuchen. Ich konnte sie kaum allein gehen lassen, also besah ich mir zum ersten Mal mein Werk.« In die Augen des Grafen trat ein unbestimmter Ausdruck. »Oh, Kylar, wie sie sich unter diesen erbärmlichen Kreaturen bewegte. In all dem Gestank von menschlichen Exkrementen und Verzweiflung und Bösem war sie eine frische, kühle Brise, ein Hauch von Hoffnung. Sie war Licht an den dunklen Orten, die ich geschaffen hatte. Ich habe einen Helden der Todesspiele, einen Mann, der fünfzig Männer getötet hatte, bei ihrer Berührung weinen sehen.
Ich war ein Mann, der zerrissen wurde. Ich beschloss auszusteigen, aber wie die meisten moralischen Feiglinge wollte ich den vollen Preis dafür nicht zahlen. Also reiste ich nach Seth, wo die Sklaverei so anders ist als bei uns. Als ich zurückkam,
half ich insgeheim, ein Gesetz zu verabschieden, das die Sklaven alle sieben Jahre befreite. Die Sa’kagé ließen es passieren, aber mit einem Zusatz, der es wertlos machte. Eines Tages kam dann Ulana, die damals meine Verlobte war, weinend in mein Haus. Ihr Vater und ihre Mutter waren bei einem Kutschenunfall schwer verletzt worden. Sie dachte, dass ihre Mutter sterben würde, und sie brauchte mich. Gleichzeitig trafen sich in meinem Salon die Neun, weil König Darvin drauf und dran war, die Sklaverei wieder zu verbieten, und das hätte uns natürlich Millionen gekostet. Weißt du, wen ich weggeschickt habe, Kylar?«
»Ihr habt die Neun weggeschickt?« Kylar war entsetzt. Eine solche Beleidigung würde den Tod bedeuten.
»Ich habe Ulana weggeschickt.«
»Verdammt. Äh, Entschuldigung.«
»Nein, genauso habe ich ebenfalls empfunden. Verdammt. Das war der Punkt, an dem der Gott mich fand, Kylar. Ich konnte ihn nicht länger ignorieren. Ich war im Inneren tot. Ich dachte, es würde mein Tod sein, mich von den Sa’kagé loszusagen, insbesondere als ich begriff, dass es nicht genügen würde, mein Imperium unversehrt an jemanden weiterzugeben, der es fortführen konnte. Stattdessen musste ich meine ganze Schläue benutzen, um es Männern zu übergeben, die es in Stücke reißen würden.
Und das ist es, was ich getan habe. Ich habe das Geld, das ich verdient hatte, benutzt, um jene zu finanzieren, die das Gute wiederauf bauen sollten, das ich vernichtet hatte, und die Obszönitäten zerstören, die ich geschaffen hatte. Als ich fertig war, stand ich ohne eine einzige Goldmünze da, meine Familie war bankrott, und ich hatte Dutzende mächtiger Feinde. Ich ging zu Ulana, erzählte ihr alles und löste unsere Verlobung.«
»Was hat sie getan?«, fragte Kylar.
»Es brach ihr das Herz zu erfahren, was ich gewesen war, Kylar, und zu erfahren, dass sie so wenig über mich gewusst hatte, als sie glaubte, alles zu wissen. Es hat einige Zeit gedauert, aber sie hat mir verziehen. Ich konnte es nicht glauben. Aber sie hat es wirklich getan. Es hat länger gedauert, bis ich mir selbst verzeihen konnte, aber ein Jahr später, nachdem die Sklaverei einmal mehr verboten worden war - zum Teil aufgrund meiner eigenen Bemühungen -, haben wir geheiratet. Ich musste während der letzten zwanzig Jahre hart arbeiten und bin häufig durch meinen alten Ruf behindert worden und manchmal durch meinen neuen. Du weißt, wie die meisten Edelleute jene von uns
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