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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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niederschmetternd. Dutzende khalidorische Söldner waren vor dem Tor postiert. Unter ihnen befanden sich zwei Meister. Zwei weitere unterhielten sich miteinander auf der anderen Seite des Tores. Mindestens vier Boote bewachten die Insel Vos und fuhren in gemessenen Kreisen um sie herum.
    Es war gut, dass Kylar nicht vorhatte, in die Burg hineinzugelangen. Es war gut, dass er mit einem kleinen Arsenal hergekommen war. Während er von Felsen zu Felsen huschte, von
Baum zu Strauch, näherte Kylar sich der Brücke. Er nahm die schwere Armbrust aus seinem Bündel. Er hasste Armbrüste. Sie waren sperrig, langsam und konnten von jedem Idioten abgefeuert werden, der imstande war, eine Waffe gerade zu halten.
    Kylar legte den speziellen Bolzen ein, überprüfte die Spule mit Seidengarn und stemmte sich gegen die Seite der Brücke. Was hatte Blint immer zu ihm gesagt? Dass er mehr mit Waffen üben solle, die er nicht mochte?
    Stirnrunzelnd zielte Kylar. Dank der Eisenverkleidung des Brückengerüsts war sein Ziel winzig. Er musste den letzten Pfeiler genau dort treffen, wo das Holz eine Handbreit über die Eisenverkleidung hinausragte. Und es ging eine leichte Brise. Die Armbrust war auf diese Entfernung auf eine halbe Handbreit genau. Wenn er einen Fehler machte, musste er dafür sorgen, dass er den richtigen Fehler machte. Zu tief oder zu hoch hieß, dass der Bolzen die Eisenverkleidung treffen würde - mit einem hellen Klingen, das Tote weckte. Nach links verzogen bedeutete, dass der Bolzen an der Brücke vorbeiflog, die Steine der Burg traf, wahrscheinlich von der Mauer abprallte und in den Fluss platschte.
    Kylar hasste Armbrüste.
    Er wartete, bis das Boot fast direkt unter der Brücke war. Wenn er schoss, würde er sich zunutze machen, dass die Bootsleute gerade noch vom Licht der untergehenden Sonne geblendet worden waren und den Schatten der Burg erreichten. Sie würden nicht gut sehen können. Er stieß einen halben Atemzug aus und zog den Abzug durch, so sacht er konnte.
    Der Bolzen schoss von der Armbrust, die Spule sirrte leise - und der Bolzen segelte eine Handbreit rechts an dem letzten Pfahl der Brücke vorbei.
    Kylar griff nach der sich weiter abspulenden Leine und
straffte sie. Keinen Schritt von der Burgmauer entfernt wurde der Flug des Bolzens abrupt gebremst.
    Während der Bolzen fiel, holte Kylar Hand über Hand die Leine ein, so schnell er es vermochte. Sie führte über einen Querbalken rechts von seinem eigentlichen Ziel und schwang mit dem Gewicht des Bolzens an ihrem Ende zurück in Richtung auf den Pfahl. Kylar zog die Leine zurück, so schnell es ging, konnte aber nicht verhindern, dass der Bolzen mit einem hellen Pling gegen die Eisenverkleidung prallte.
    Die Haken an dem Bolzen griffen, und Kylar straffte die Leine, so dass sie bündig mit der Unterseite der Brücke verlief.
    Ein Meister trat an den Rand der Brücke und hielt sich nervös am Geländer fest. Er blickte hinab und sah das Boot unter der Brücke hindurchfahren. »He!«, rief er. »Vorsicht!«
    Ein leicht bewaffneter Bootsmann blickte auf und blinzelte in dem fahlen Licht. »Klar, du Stück -« Er schluckte seine Worte herunter, als ihm klarwurde, dass er mit einem Meister sprach.
    Der Meister verschwand, und der Bootsmann begann seine Ruderknechte zu schikanieren. Bootsmann wie Hexer glaubten, der jeweils andere habe das Geräusch gemacht.
    Ohne innezuhalten, um darüber nachzudenken, welches Glück er hatte, sicherte Kylar sein Ende der Seidenleine und versteckte die Armbrust. Das nächste Boot war noch immer ein gutes Stück entfernt. Kylar schwang ein Bein über das Seidenseil, machte auf dem Felsvorsprung, der zum Fluss hin abfiel, noch einen letzten Schritt und hing dann in der Luft.
    Lange Zeit glaubte er, er werde sterben, während das aus Seide gefertigte Seil sich tiefer auf den Fluss senkte. Es hat sich gelöst! Aber er verharrte in seiner Position, und das Seil hielt schließlich seinem Gewicht stand. Er zog sich mit über dem Seil verkreuzten Beinen mit den Armen vorwärts.

    So legte er den Weg bis zum vorletzten Brückenpfeiler zurück. Dessen Eisenkleid war zwar nicht spiegelglatt, aber sehr rutschig - es würde ihm kaum gelingen, daran senkrecht emporzuklettern.
    Es gab keine gute Entscheidung. Kylar hatte keine Wahl. Er musste von dem Seil herunter sein, bevor das nächste Boot kam. Er war unsichtbar, doch das Seil war es nicht.
    Er schwang sich vom Seil an den Pfeiler - und rutschte ab, obwohl er sich mit Armen und

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