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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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Barmherzigkeit. Aber Ihr werdet selbst entscheiden müssen, ob Ihr es annehmen wollt. Ihr habt eine halbe Stunde.« Er öffnete die Tür. »Ich hoffe, Ihr werdet es nehmen, Momma K«, fügte Kylar hinzu. »Ich würde Euch vermissen.«
    »Kylar«, rief sie, als er die Tür erreichte. »Hat er wirklich... hat er wirklich gesagt, er habe mich geliebt?«
    Ihr Mund war starr, ihr Gesicht angespannt, ihre Augen hart, aber über ihre Wangen rollten Tränen. Es war das einzige Mal, dass er sie jemals hatte weinen sehen. Er nickte sanft und verließ sie dann. Mit gebeugtem Rücken, in die Kissen ihres Stuhls gesunken, die Wangen feucht, hatte sie den Blick grimmig auf das Fläschchen Leben gerichtet.

62
    Kylar eilte zur Burg. Obwohl er lief, so schnell er konnte, würde er vielleicht trotzdem zu spät kommen. Die Auswirkungen des Staatsstreichs waren in der ganzen Stadt fühlbar. Die Schläger der Sa’kagé waren unter den Ersten gewesen, die die praktischsten Konsequenzen eines Staatsstreichs begriffen hatten: Da es niemanden mehr gab, dem sie Bericht erstatten mussten, und niemanden, der sie bezahlte, hatten die Stadtwachen die Arbeit eingestellt. Keine Wachen, kein Gesetz. Die bestechlichen Wachen, die jahrelang für die Sa’kagé gearbeitet hatten, waren die Ersten, die zu plündern begannen. Danach verbreitete sich das Plündern wie eine Seuche. Khalidorische Hochländer
und Meister waren auf der Vanden-Brücke auf dem Ostufer des Plith postiert, um dafür zu sorgen, dass die Plünderungen sich auf das Labyrinth beschränkten. Anscheinend wollten die Invasionsführer Khalidors die Stadt unversehrt, oder zumindest wollten sie die profitableren Plünderungen selbst übernehmen.
    Kylar tötete zwei Männer, die im Begriff standen, eine Frau zu ermorden, aber davon abgesehen schenkte er den Plünderern keine Beachtung. Er hüllte sich in Finsternis und überquerte verstohlen den Fluss, vorbei an Meistern, die wachsamer hätten sein sollen.
    Als er die Ostseite erreichte, stahl er ein Pferd. Er dachte über die Nachtengel nach. Blint hatte im Laufe der Jahre von ihnen gesprochen, aber Kylar hatte ihm niemals wirklich zugehört. Er hatte sie immer für einen weiteren Aberglauben gehalten, ein letztes Überbleibsel alter, toter Götter.
    Dann dachte Kylar darüber nach, wie Elene darauf reagieren würde, selbst wenn er sie rettete. Bei dem bloßen Gedanken wurde ihm übel. Sie war seinetwegen im Gefängnis. Sie glaubte, er habe den Prinzen getötet. Sie hasste ihn. Er versuchte zu planen, wie er Roth töten würde - einen Mann, der von Meistern bewacht sein würde, von khalidorischen Hochländern und vielleicht von dem einen oder anderen Schläger der Sa’kagé. Diese Erwägungen hatten nicht zur Folge, dass Kylar sich besser fühlte. Im Gegenteil, je länger er nachdachte, umso schlechter fühlte er sich.
    Er wusste nicht einmal, ob Meister ihn sehen konnten, wenn er in Schatten gehüllt war, aber die einzige Möglichkeit, wie er das überprüfen konnte, hatte ernsthafte Nachteile. Zu guter Letzt hatte er jedoch endlich seinen Kopf benutzt und sich in einem Spiegel betrachtet, um festzustellen, ob der Ka’kari so
wirksam war, wie er vermutete. Er war erstaunt gewesen. Blutjungen prahlten damit, Geister zu sein, unsichtbar zu sein, aber mehr war es auch nicht: Prahlerei. Niemand war unsichtbar.
    Der einzige andere Blutjunge, den Kylar sich hatte in Schatten hüllen sehen, hatte gewirkt wie ein großer Klecks von etwas Unbestimmbarem. Blint hatte ausgesehen wie ein gut einen Meter achtzig großer Fleck gescheckter Dunkelheit - gut genug für alle praktischen Zwecke, wenn das Licht schlecht war. Und wenn Blint sich nicht bewegt hatte, war er zum Schatten eines Schattens geschrumpft.
    Aber Kylar war unsichtbar. Alle Blutjungen wurden sichtbar, wenn sie sich bewegten. Wenn Kylar sich bewegte, war die Folge nicht einmal ein Kräuseln der Luft.
    Es ärgerte ihn beinahe, dass er so viel Zeit darauf verwandt hatte zu lernen, sich ohne seine Magie verstohlen zu bewegen. Es erschien ihm wie vergeudete Mühe. Dann dachte er daran, dass er sich an den Hexern würde vorbeistehlen müssen. Vielleicht war die Mühe am Ende doch nicht vergeudet gewesen.
    Er ritt den Sidlinweg zur Horakstraße hinauf, dann um den Besitz der Jadwins herum, wo er sein Pferd stehen ließ und sich mit dem Ka’kari unsichtbar machte. Während er die Ostbrücke auskundschaftete, ging die Sonne unter.
    Wie er erwartet hatte, waren die Sicherheitsvorkehrungen

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