Der Weg in Die Schatten
Dies war ein Mann, der alles hasste, was schön war.
»Hauptmann«, fragte Roth, »wo sind das Mädchen und das vernarbte Weibsbild?«
Einer der Männer, der nach Kylar eingetreten war, sagte: »Wir haben sie verloren, Euer Majestät.«
»Ich bin enttäuscht, Hauptmann«, erwiderte Roth, aber seine Stimme war voller Jubel. »Findet sie wieder.«
»Ja, Euer Hoheit«, sagte der Soldat. Er nahm seine zehn Hochländer und kehrte in den Flur zurück.
Roth drehte sich wieder zu Kylar um. »Nun«, sagte er. »Das Dessert. Kylar, weißt du, wie lange ich nach dir gesucht habe?«
Kylar blinzelte und riss sich los, schaffte es irgendwie, seine Sinne gegen das Böse in dem Mann vor ihm zu verschließen. Er zwang sich zu einem lässigen Tonfall. »Da ich der Mann bin, der Euch töten wird, schätze ich - hm, seit Ihr das erste Mal in einen Spiegel geschaut und begriffen habt, wie ungeheuer hässlich Ihr seid.«
Roth klatschte in die Hände. »Wie niedlich. Weißt du, Kylar, ich habe das Gefühl, dass du jahrelang in meinem Schatten gelebt
und dich allem in den Weg gestellt hast, was ich getan habe. Der Diebstahl meines Ka’kari hat mich wirklich geärgert.«
»Nun, ich trachte danach, Verdruss zu bringen«, entgegnete Kylar. Er hörte nicht wirklich zu. Er hatte sich ihm seit Jahren in den Weg gestellt? Roth war wirklich verrückt. Kylar kannte ihn nicht einmal. Aber er ließ den Mann schwadronieren, solange er wollte. Verstohlen stemmte sich Kylar gegen die magischen Fesseln.
Sie waren wie Stahl. Das war nicht gut. Kylar hatte keinen Plan. Er hatte nicht einmal den Schimmer eines Plans. Er glaubte nicht, dass es einen Plan gab, der hätte funktionieren können, selbst wenn er klug genug gewesen wäre, daran zu denken. Die khalidorischen Soldaten hatten ihn umzingelt, die Hexer beobachteten ihn wie Raubvögel, und ihre Vir wanden sich, während Roth einen viel zu selbstzufriedenen Eindruck machte.
»Und Verdruss bringst du tatsächlich. Du scheinst in den unpassendsten Augenblicken aufzutauchen.«
»Geradeso wie dieser Ausschlag, den Ihr Euch bei den Mietjungen eingefangen habt, hm?«
»Oh, Persönlichkeit . Hervorragend. Ich habe seit gestern keinen wirklich befriedigenden Mord mehr begangen.«
»Wenn Ihr Euch auf Euer Schwert stürztet, wären wir alle zufrieden.«
»Du hattest deine Chance, mich zu töten, Kylar.« Roth zuckte die Achseln. »Du hast versagt. Aber ich wusste nicht, dass du ein Blutjunge bist. Ich habe deinen wahren Namen erst gestern erfahren, und ich musste damit warten, dich zu töten, während ich meinem Vater ein Königreich beschafft habe.«
»Ich werde es Euch nicht übel nehmen.« Ich hatte meine Chance?
»So würdevoll in der Niederlage. Hat Durzo dich das gelehrt?«
Kylar hatte keine Antwort. Es war an diesem Punkt wahrscheinlich töricht, sich darüber zu ärgern, dass er in der Schlacht des Geistes anscheinend einen Punkt verloren hatte, aber andererseits, wenn Kylar klüger gewesen wäre, wäre er überhaupt nicht hier gewesen.
»Ich muss sagen«, erklärte Roth, »ich war nicht besonders beeindruckt von dieser Generation von Blutjungen. Hus Lehrling war eine genauso große Enttäuschung, wie du es bist. Ich meine, wirklich . Durzo hätte zumindest einen meiner Männer getötet, bevor wir ihn geschnappt hätten, meinst du nicht auch? Ich fürchte, du bist ein erbärmlicher Schatten deines Meisters, Kylar. Übrigens, wo steckt er? Es sieht ihm gar nicht ähnlich, einen Untergebenen eine Arbeit tun zu lassen, die ihn betrifft.«
»Ich habe ihn gestern Nacht getötet, weil er für Euch gearbeitet hat.«
Der Prinz klatschte hämisch in die Hände und kicherte. »Ich denke, das ist das Erfreulichste, was ich je gehört habe. Er hat mich verraten, indem er dich rettete, und du hast ihn verraten, weil er für mich arbeitete. Oh, Kylar.« Roth kam die Stufen herunter und trat vor ihn hin. »Wenn ich euch verfluchten Blutjungen trauen könnte, würde ich dich auf der Stelle anheuern. Aber du bist zu gefährlich. Und natürlich hast du meinen Ka’kari gebunden.«
Roths Hexer trat von einem Fuß auf den anderen; es machte ihn offensichtlich nervös, dass Roth so dicht vor Kylar stand.
Der Hexer muss etwas wissen, das ich nicht weiß, überlegte Kylar. Er konnte keinen Muskel bewegen. Er war vollkommen hilflos.
Moment mal. Das ist es. Das ist genau der Grund, warum er nervös ist. Er denkt, der Ka’kari sei eine Bedrohung. Und wenn er das denkt, ist es vielleicht tatsächlich
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