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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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nicht. Dorian hatte gesagt: »Wenn du zweimal das Richtige tust, wird es dich das Leben kosten.« Blint hatte gesagt: »Es gibt Dinge, die wichtiger sind als das Leben.« Und der Graf hatte gesagt: »Du kannst nicht für alles bezahlen, was du getan hast. Aber du bist auch nicht unrettbar verloren. Es gibt immer einen Ausweg. Und wenn du bereit bist, Opfer zu bringen, wird der Gott dir die Möglichkeit geben, etwas Unbezahlbares zu retten.«
    Er sah Elene an. In der Tat, etwas Unbezahlbares. Er lächelte sie an. Sie musterte ihn, als sei er verrückt.
    »Kylar, beeil dich!«
    »Es ist eine Falle, Elene. Wenn sie mich hier verlieren, werden sie die verborgenen Gänge durchsuchen. In den Kriechräumen kann ich euch nicht beschützen, sie sind zu eng. Seht, dass ihr aus der Burg rauskommt. Geht zu Jarl im Blauen Eber, er wird euch helfen.«
    »Sie werden dich töten, Kylar. Wenn es eine Falle ist, darfst du nicht -«
    »Ich habe übrigens hingesehen«, unterbrach er sie grinsend. »Und du hast tolle Beine.«
    Er zwinkerte - und verschwand.

63
    Vürdmeister Neph Dada verfluchte Roth Ursuul zum hundersten Mal an diesem Tag. Angeblich war es eine Ehre, einem Edeling des Gottkönigs zu dienen. Wie alle Ehren des Gottkönigs hatte auch diese ihre Haken. Wenn ein Edeling seine Uurdthan nicht bestand, wurde sein Vürdmeister mit ihm bestraft. Und es wurde Gehorsam verlangt. Bedingungsloser Gehorsam, außer in Dingen, die den Gottkönig verstimmen könnten.
    Was der Grund war, warum Neph fluchte. Er handelte Roth nicht direkt zuwider, aber er machte etwas zunichte, das der Prinz begonnen hatte. Tatsächlich war es etwas, von dem Roth glaubte, er habe es bewerkstelligt. Etwas, das aufzuhalten Nephs ganze Fähigkeiten erforderte. Glücklicherweise hatte Roth zu viel damit zu tun gehabt, die Burg und die Stadt zu sichern, um zu fragen, wo sein Vürdmeister war. Außerdem unterstanden ihm jetzt sechzig Meister, drei von ihnen Vürdmeister, die beinahe so mächtig waren wie Neph. Falls Roth Männer hinter ihm hergeschickt hatte, war der kleine Dienstbotenraum, den Neph mit Beschlag belegt hatte, so abgelegen, dass sie ihn niemals würden finden können.
    Sein Werk - sein schäbiger Betrug, seine Rebellion und sein Glücksspiel um die Gunst des Gottkönigs - lag ausgestreckt auf dem Bett. Sie war ein schönes Mädchen - nicht dass der Gottkönig noch ein schönes Mädchen gebraucht hätte -, aber sie
hatte Kampfgeist. Feurig, intelligent und, das Beste von allem, eine verwitwete, jungfräuliche Braut und eine Prinzessin obendrein. Jenine Gyre war tatsächlich eine kostbare Trophäe. Eine Trophäe, die den Harem des Gottkönigs zieren würde. Eine Trophäe, die Neph dem Maul des Todes selbst entrissen hatte.
    Jeder Vürdmeister seines Alters kannte natürlich Bücher über die Bewahrung von Leben. Das lag in ihrem ureigensten Interesse, während sie älter wurden. Aber ich bin ein Genie. Ein Genie.
    Sein Plan hatte sich herauskristallisiert, während Roth getobt hatte, während bedeutungslose Worte aus dem Jungen herausexplodiert waren wie Dünnschiss. Wie gewöhnlich. Sein Schnitt war ein Glückstreffer gewesen. Nur eine Seite des Halses, nicht so tief, dass die Luftröhre dabei verletzt wurde. Neph hatte sie bluten lassen, bis sie an Kraft verlor, dann hatte er mit einer winzigen Spur Magie dafür gesorgt, dass ihr die Luft aus der Lunge wich, sich ihre Augen schlossen und ebenso die Schnittwunde an ihrem Hals. Dann noch eine kleine Vorkehrung, um die Aufmerksamkeit aller von ihr und der Tatsache, dass sie noch atmete, abzulenken, und das Mädchen war seins gewesen.
    Er hatte auf der Suche nach der richtigen Art von Blut für sie sieben Dienstmägde getötet. Schlampige Arbeit. Er hätte es besser machen können, aber es war genug gewesen. Er hatte beschlossen, die Narbe an ihrem Hals zu belassen. Sie verlieh der Prinzessin ein gewisses Etwas. Und als i-Tüpfelchen hatte er ein Mädchen in der Stadt gefunden, das wie die Prinzessin aussah, und ihren Kopf mit den Köpfen der restlichen königlichen Familie über das Osttor gehängt. Wenn man die richtige Haarfarbe hatte und das Haar auf entsprechende Weise frisierte, brauchte man nur lange genug auf das Gesicht einzuschlagen, und es würde jedem ähnlich sehen. Trotzdem, dachte er, er hatte brillante Arbeit geleistet, auch wenn es anstrengend gewesen war.

    Morgen früh würde der Gottkönig eintreffen, und er würde Roth Ursuul entweder seine Gunst schenken oder ihn bestrafen. So

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